Nach dem Startschuss für das Schülerforschungszentrum in Berchtesgaden im vergangenen Dezember fiel vergangene Woche der Startschuss für das erste mehrtätige Schülerforschungsprojekt. Mit solchen Projekten sollen Jugendliche soweit wie möglich eigenverantwortlich an einer selbst gewählten Forschungsaufgabe arbeiten können. Sie werden dabei vom Team des Schülerforschungszentrums und von beratenden Wissenschaftlern der Technischen Universität München (TUM) unterstützt. Die damit verbundene Entwicklung sozialer Kompetenz, die Selbststeuerung des Lernens und die Eigenverantwortlichkeit sind wesentliche Bestandteile der späteren Berufs- und Studierfähigkeit. Als Vorstufe der Schülerforschung werden am Schülerforschungszentrum in einem Grundschullabor mit einem innovativen Angebot die Begeisterung für Naturwissenschaft und Technik gefördert. Schülerinnen und Schülern weiterführender Schulen bietet das Schullabor die Möglichkeit zu Experimenten mit professioneller Laborausstattung.
Dieses in Bayern einzigartige Angebot nutzten auch die rund 60 Schülerinnen und Schüler des Schyren-Gymnasiums aus Pfaffenhofen bei dem mehrtägigen Auftaktprojekt in Berchtesgaden. Das Interesse der Schule kommt auch nicht von ungefähr, denn das naturwissenschaftliche, technologische und sprachliche Gymnasium ist seit geraumer Zeit Referenzschule der TUM School of Education. Das Programm für die Schüler setzte sich aus den verschiedensten Teilbereichen naturwissenschaftlicher Fragegestellungen zusammen, welche weitestgehend eigenständig unter professioneller Anleitung bearbeitet wurden. Zu den Inhalten zählten: 1) Wie fit bin ich wirklich – Belastungserfassung beim Wandern in der Ebene und im Gebirge, 2) Wir erforschen Fels, Gestein und Gebirge, 3) Wie entsteht der Boden im alpinen Raum? 4) Bau von Messgeräten zur Wettererfassung, und 5) Was wächst denn da in den Alpen?
Die diversen Fragestellungen wurden sowohl vor Ort in den Räumlichkeiten des Schülerforschungszentrums als auch auf einer mehrstündigen Wanderung zur Blaueishütte im Berchtesgadener Nationalpark bearbeitet. Letztere stellte auch das Highlight der Forschungswoche dar, denn die Kinder konnten hier nach Ihrer Wanderung mit rund 900 Metern Höhenunterschied am Fuße des Blaueisgletschers übernachten. Neben den Mitarbeitern des Schülerforschungszentrums und den verantwortlichen Lehrern des Schyren-Gymnasiums betreuten auch die wissenschaftlichen Mitarbeiter der beiden Lehrstühle für Präventive Pädiatrie und Sportpädagogik die Schülerinnen und Schüler. Darüber hinaus sollen auch die zusätzlich gewonnen Daten dieser Woche aus pädagogischer als auch sportmedizinischer Sicht genutzt werden, um neue Forschungsprojekte sowohl im Bereich der „Outdoor-Education“ als auch in der Gesundheitsforschung in der Region Berchtesgadener Land zu etablieren. Schon in Kürze soll ein „Sternstunden-Projekt“ zur Erfassung von Gesundheits- und Fitnessdaten am Schülerforschungszentrum starten. Hierbei werden unter der Leitung des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie in einer mehrjährigen Untersuchung gesundheitsrelevante medizinische als auch sportwissenschaftliche Parameter erhoben. Diese Basisdatenerhebung stellt den Grundstein für eine Grundlagenforschung zur Ermittlung von kardiovaskulären Parametern im Kinder- und Jugendalter dar, die möglicherweise in enger Korrelation zur körperlichen Fitness und dem Bewegungsverhalten stehen.
Zudem wurden im Rahmen des Outdoor-Education-Programms des Lehrstuhls für Sportpädagogik neben den systematisch-didaktischen Fragestellungen der Programmgestaltung in qualitativen und quantitativen Forschungsdesigns auch lernmotivationale Daten erhoben. Diese völlig neuartige Verbindung von bewegungspädagogischen und naturwissenschaftlich-technischen Lernkonzepten hebt sich deutlich von bisherigen Angeboten im erlebnispädagogischen Bereich ab, da die Schülerinnen und Schüler in Forschungsprojekte zu ökologischen Themen bzw. „global learning“ eingebunden werden und nicht isoliert pädagogisch inszeniert werden.
Diese Projektwoche hat bespielhaft gezeigt, wie Schulen und universitäre Forschungseinrichtungen in Wissenschaft und Technik miteinander kooperieren, um Kindern und Jugendlichen naturwissenschaftliche und technische Inhalte lebhaft näherbringen zu können.
(Text und Bild Schönfelder, TUM)