In Deutschland erfüllt nur etwa jedes fünfte Grundschulkind die Bewegungsempfehlungen der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Gleichzeitig verbringen immer mehr Kinder ihren Alltag in schulischen Ganztagsstrukturen. Ab dem Schuljahr 2026/27 besteht in Deutschland sogar ein schrittweiser gesetzlicher Anspruch auf Ganztagsbetreuung für Grundschulkinder. Doch das Erreichen dieses Ziel wird aufgrund maroder Schulgebäude und des anhaltenden Mangels an Lehrkräften zusätzlich erschwert. Dies wirkt sich auch auf den Sport aus. In vielen Ganztagsangeboten fehlt es an regelmäßigen Bewegungsmöglichkeiten und an Kompetenzen zur Umsetzung – ein zentrales Problem, was die Qualität der Ganztagsbetreuung negativ beeinflusst.
Das Projekt GAMES (Ganztagsaktivitäten miteinander entwickeln im Sport) initiiert von der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Handball-Verband (BHV) – eine Kooperation, die bereits seit 2017 besteht – setzt genau an dieser Schnittstelle an. Es unterstützt bayerische Handballvereine und soll diese dazu befähigen, den schulischen Ganztag aktiv und nachhaltig mitzugestalten. Das Projekt wird vom BHV mit einer Summe von 105.000 Euro gefördert.
Prof. Dr. Filip Mess, Leiter der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik erläutert: „Die Verlängerung der vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen dem Bayerischen Handball-Verband und meiner Professur an der TUM bis zum 31.12.2027 bringt wirkungsvolle Gestaltungsmöglichkeiten im Themenfeld Schulischer Ganztag mit sich: Einerseits auf wissenschaftlicher Ebene, in Form einer Erhebung, andererseits auf sportpraktischer Ebene, um solche aktuelle Themen, wie die Bewegungs-Halbe-Stunde bei Grundschulkindern, praxisnah für den organisierten Sport aufzubereiten.“
Der Bayerische Handball-Verband hat sich in seiner aktuellen Amtsperiode das Thema „Schulischer Ganztag“ als zentrales Ziel gesetzt und strebt an, bayerische Handballvereine dabei zu unterstützen, diese Thematik nachhaltig in ihre Kinder- und Jugendarbeit zu integrieren. „Mit GAMES schaffen wir eine Grundlage, damit Handballvereine in Bayern die Ganztagsbetreuung als Chance nutzen können. Unser Ziel ist es, ihnen Werkzeuge an die Hand zu geben, mit denen sie sich nachhaltig in den Schulen verankern“, sagt BHV-Präsident Georg Clarke. Zu diesem Zweck wurden sechs maßgeschneiderte Arbeitspakete entwickelt, die verschiedene Schlüsselaspekte der Verbandsvision abdecken. Diese beinhalten unter anderem die Erhebung relevanter Daten, Qualifizierungsmaßnahmen, die Erstellung von Publikationen, Veranstaltungsreihen sowie die Förderung konkreter Kooperationsmöglichkeiten.
Im Rahmen des auf drei Jahre angelegten Projekts GAMES werden verschiedene zentrale Ziele verfolgt, die auf Grund der staatlichen Rahmenbedingungen dynamisch veränderbar sind und handlungsschnell angepasst werden können. Zunächst soll die aktuelle Situation der Schulkooperationen der rund 500 Handballvereine in Bayern systematisch erfasst werden, um bereits bestehende Angebote und Potenziale zu identifizieren.
Darauf aufbauend sollen den Vereinen konkrete Handlungsmöglichkeiten aufgezeigt werden, wie sie ihre Angebote im schulischen Ganztag gezielt erweitern können. „Die Sportart Handball soll dabei in Form bewegungsfreudiger und altersgerechter Spielformen mit Hand und Ball, angelehnt an den LehrplanPLUS des Freistaats Bayern, vermittelt werden – leicht zugänglich und passgenau auf die Bedürfnisse von Grundschulkindern abgestimmt“, erklärt Ben Schulze, wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, der zudem im Expertenpool „Ganztag“ der Deutschen Sportjugend sitzt.
Ein weiterer Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Qualifizierung: Vereine sollen durch passgenaue Maßnahmen befähigt werden, ihre Angebote altersgerecht umzusetzen und geeignetes Fachpersonal für die Arbeit im schulischen Umfeld zu gewinnen. Zudem will das Projekt die Vereine dabei unterstützen, den Zugang zu staatlichen und kommunalen Fördermitteln für den Ganztag besser zu verstehen und zu nutzen – unter anderem durch einen praxisnahen Leitfaden zur Finanzierung. Abschließend soll das Vorhaben in ausgewählten Modellregionen direkt umgesetzt werden.
„Ein wesentlicher Mehrwert des Projekts für die Kinder liegt in der Förderung zusätzlicher Bewegungsmöglichkeiten im schulischen Ganztag. Oftmals stehen kreative und schulische Aktivitäten im Vordergrund, während der Sport zu kurz kommt. Das Projekt GAMES schafft es, den Kindern mehr Gelegenheit zur körperlichen Betätigung zu bieten, was sich positiv auf ihr Aktivitätsverhalten auswirkt“, fasst Prof. Mess abschließend zusammen.
Gleichzeitig profitiert das Vorhaben von der engen Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Handball-Verband, aber auch weiteren Institutionen, wie der Bayerischen Sportjugend, dem Bayerischen Landes-Sportverband und dem Bayerischen Kultusministerium. Diese Partnerschaften ermöglichen es der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, eine zentrale Gestalter- und Vermittlerrolle zu übernehmen und die relevanten Akteure zu vereinen, um den Sport nachhaltig im Ganztag zu integrieren.
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Kontakt:
Prof. Dr. Filip Mess
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Am Olympiacampus 11
80809 München
Tel.: 089 289 24520
E-Mail: filip.mess(at)tum.de
Ben Schulze
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Am Olympiacampus 11
80809 München
E-Mail: ben.schulze(at)tum.de
Text & Fotos: Bastian Daneyko