Was für ein toller Abschluss für das Beachvolleyball-Duo Nils Ehler und Clemens Wickler. Angefeuert von rund 13.000 Fans, im Schatten des hell erleuchteten Eiffelturms, verloren die beiden deutschen Olympioniken zwar das Finale gegen gegen die favorisierten Weltranglistenersten David Ahman und Jonatan Hellvig aus Schweden mit 0:2 nach Sätzen, kehren aber mit der Silbermedaille von den Olympischen Spielen in Paris 2024 zurück.
Dass der Medaillengewinn auch dem „Team hinter dem Team“ zu verdanken ist, wird von Sportlerinnen und Sportlern seit Jahren in verschiedenen Interviews bestätigt. Auch der Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik hat somit seinen Anteil am olympischen Erfolg. Denn, die Softwaretools zur Gegneranalyse und zum Training der Antizipation wurden am Department Health and Sport Sciences der TUM konzeptioniert und entwickelt.
„Die Kooperation zwischen dem Deutschen Volleyball-Verband und der TU München besteht seit 15 Jahren und ist ausgesprochen erfolgreich“, erläutert Prof. Dr. Daniel Link, der die wissenschaftlichen Projekte im Beach-Volleyball leitet. Für die Analyse der Gegner verwenden die deutschen Teams eine Analysesoftware, die bereits bei den Olympiasiegen von Brink/Reckermann bei den Olympischen Spielen in London 2012 und dem Damen-Team um Ludwig/Walkenhorst in Rio de Janeiro 2016 zum Einsatz kam. Die Software kann auf Basis einer Vielzahl von Spieldaten helfen, Besonderheiten im Gegnerverhalten zu identifizieren. Zum Beispiel kann aufgezeigt werden, wenn Athleten nach Fehlern bestimmte Handlungstendenzen zeigen.
Das jüngste Kooperationsprojekt, das speziell mit Blick auf die Olympischen Spiele in Paris durchgeführt wurde, zielte konkret darauf ab, die Antizipationsleistung der deutschen Beachvolleyball-Athletinnen und -Athleten zu verbessern. „Im Beachvolleyball ist es für Abwehrspielerinnen und Abwehrspieler entscheidend, möglichst früh zu erkennen, in welche Richtung ein Angriffsschlag gespielt wird und entsprechend zu reagieren“, erklärt Fabian Tobias (MA), der als Bundestrainer Wissenschaft beim Deutschen Volleyball Verband tätig ist und am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik zu diesem Thema promoviert. Mittels 3D-Brillen, Eyetracking und einer spezifischen Software wurden Beobachtungs- und Entscheidungsqualität der Abwehrspielerinnen und Abwehrspieler untersucht und trainiert. „Die Studie liefert spannende Beiträge zur Expertisenforschung und gibt Einblicke in die Wahrnehmungsstrategien von Spitzenathleten“, so Tobias weiter.
Wissenschaftliche Kooperationen zwischen dem Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik und den deutschen Spitzensportverbänden besteht nicht nur im Volleyball, sondern auch mit dem Deutschen Badminton Verband (DBV), dem Deutschen Leichtathletik Verband (DLV) sowie zahlreichen anderen Sportarten. Die nachhaltige Förderung durch das Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) belegt die wichtige Rolle, die das Department Health and Sport Sciences im Wissenschaftlichen Verbundsystem Leistungssport (WVL) einnimmt. „Wir suchen ständig nach Innovation, die einen Beitrag zur Verbesserung des Sports liefern können“, erläutert Prof. Link. „Neben dem wissenschaftlichen Erkenntnisgewinn möchten wir damit auch einen Beitrag zum Erhalt der Konkurrenzfähigkeit des Spitzensportstandortes Deutschland leisten“. Bezogen auf Beachvolleyball ist dies in Paris eindrucksvoll gelungen.
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Kontakt:
Prof. Dr. Daniel Link
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Munich Data Science Institute
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24498
E-Mail: Daniel.Link(at)tum.de
Fabian Tobias
Deutsche Volleyball-Verband (TUM)
Bundestrainer Wissenschaft
Technische Universität München
Wissenschaftlicher Mitarbeiter
E-Mail: tobias(at)volleyball-verband.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Deutscher Volleyball Verband/Volleyballworld