Asthma, Diabetes, Epilepsie oder Rheuma sind nur vier von etlichen Krankheiten, die vor allem im Kindes- und Jugendlichenalter auftreten können. In etwa jedes sechste Kind in Deutschland leidet unter einer dieser chronischen Erkrankungen, die das Leben der Heranwachsenden massiv beeinträchtigen können. Schmerzen, die Einnahme von Medikamenten, aber auch die Einschränkungen bei körperlichen Tätigkeiten können sich dabei auf den Alltag der Jugendlichen auswirken.
Dr. Christina Sitzberger und Dr. Nicola Stöcker (Betriebseinheit Angewandte Sportwissenschaft und Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie, unter der Leitung von Ordinaria Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz) untersuchten in Ihrer Übersichtsstudie die physischen und psychosozialen Vorteile, die durch die Teilnahme am Sport bei Kindern und Jugendlichen mit chronischen Erkrankungen erzielt werden können. Die Studie mit dem Titel „Physical and Psychosocial Benefits of Sports Participation Among Children and Adolescents with Chronic Diseases: A Systematic Review" wurde in der Fachzeitschrift Sports Medicine veröffentlicht und ist als Open-Access-Artikel verfügbar. Das Journal hat einen Impact Faktor von 5,5.
Die Ergebnisse des Vorhabens sollen im Rahmen des Erasmus Projektes „kidsTUMove goes Europe – cordially fit“ evaluiert und schließlich umgesetzt werden. Durch das Projekt soll ein Bewusstsein für die Bedeutung gesundheitsfördernder körperlicher Aktivität für Kinder mit chronischen Krankheiten und posttraumatischen Belastungsstörungen geschaffen werden. Neben der TUM sind vier weitere Institutionen wie Universitäten und Unternehmen aus Italien, Griechenland, Spanien und Portugal involviert.
Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen wollten in der Studie herausfinden, welche Sportinterventionen für Kinder und Jugendliche bereits vorliegen und welche Auswirkungen diese auf das körperliche, psychische und soziale Wohlbefinden hat. Insgesamt untersuchten die Wissenschaftlerinnen dazu 10.123 Titel und Abstracts, überprüften den Volltext zu 622 Datensätzen und schlossen 52 Primärstudien ein.
„Das Hauptziel der Studie war es, die Versorgungslücken in Bezug auf die chronischen Erkrankungen bei Heranwachsenden aufzuzeigen. Die Übersichtstitel belegen, dass eine regelmäßige sportliche Betätigung nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern auch das psychosoziale Wohlbefinden der betroffenen jungen Menschen signifikant verbessern kann“, erklärt Dr. Stöcker. „Wir haben untersucht, was die Literatur anbietet, welche Standards vorliegen und vor allem: wo wir aktuell mit unserem Programm stehen“, so Dr. Sitzberger.
Dabei zeigte sich ein heterogenes Feld an unterschiedlichen Krankheiten, Altersstufen und Sportempfehlungen. Insbesondere langfristige Programme, sprich Längsstudien würden fehlen und werden benötigt, erklärt Sitzberger und erläutert: „Für unser Programm ist es wichtig im ganz jungen Altersspektrum anzusetzen, den Spaß am Sport zu vermitteln und im Erwachsenenalter dann in die Nachsorge zu gehen.“
Aus den vielfältigen und oft auch heterogenen Informationen sollen nun vereinheitlichende Leitfäden für das Projekt „kidsTUMove“ erstellt werden. Eine Schwierigkeit stellt dabei die oft unterschiedliche Handhabe in den Ländern, beispielsweise in Bezug auf Trainerlizenzen dar. „Wir wollen Minimalkriterien definieren, wann ein Trainer die chronisch kranken Kinder trainieren darf und in welchem Umfang“, führt Sitzberger aus: „Und schließlich soll jeder Coach die einzelnen Bausteine des Leitfadens herausziehen und für seine Trainings dann anwenden können.“
„Letztlich geht es uns darum, die Versorgungslücke im Bereich gesundheitsfördernder körperlicher Aktivitäten für Kinder und Jugendliche mit chronischen Erkrankungen durch die Manuals zu schließen. Die Heranwachsenden sollen rehabilitativ und präventiv versorgt werden, anfangen Sport zu treiben und somit ein gesundes und langes Leben führen können“, erklärt Stöcker abschließend.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Zur Homepage des Erasmus Projekts„kidsTUMove goes Europe – cordially fit“
Kontakt:
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24601
E-Mail: renate.oberhoffer(at)tum.de
Dr. Christina Sitzberger
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Betriebseinheit Angewandte Sportwissenschaft
Connollystr. 32
80809 München
E-Mail: christina.sitzberger(at)tum.de
Dr. Nicola Stöcker
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Betriebseinheit Angewandte Sportwissenschaft
Connollystr. 32
80809 München
Tel.: 089 289 24678
E-Mail: nicola.stoecker(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Privat