In Deutschland leiden rund drei Millionen Menschen an einer Herzinsuffizienz, der sogenannten Herzmuskelschwäche – Tendenz steigend. Treiber dieser Krankheit sind Übergewicht, erhöhter Blutdruck und Diabetes. Für die Betroffenen bedeutet dies oftmals erhebliche Einschränkungen der Lebensqualität. Symptome zeigen sich unter anderem in Atemnot unter körperlicher Belastung. So fällt den Erkrankten allein das Treppensteigen beispielsweise schon sehr schwer. Daher sind eine frühzeitige Diagnose und adäquate Therapie entscheidend, um das Wohlbefinden der Patientinnen und Patienten zu verbessern.
Die Herzinsuffizienz ist eine Erkrankung, bei der das Herz nicht mehr in der Lage ist, genügend Blut und Sauerstoff durch den Körper zu pumpen. Dabei wird zwischen der Herzinsuffizienz mit reduzierter Pumpfunktion (HFrEF) und der mit erhaltener Pumpfunktion (HFpEF) unterschieden. Während bei HFrEF die Pumpkraft des Herzens durch Schäden wie einen Herzinfarkt eingeschränkt ist, führt bei HFpEF die Versteifung der Herzwände zu einer reduzierten Blutzirkulation.
Obwohl medikamentöse Therapieansätze in der Praxis etabliert sind, zeigen die Daten weiterhin eine hohe Krankheitslast. Einen vielversprechenden Ansatz zur Reduzierung der Problematik kann körperliches Training darstellen. Dies wurde in der „Ex-DHF-Studie“ unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Halle, Ordinarius für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie, untersucht. Die Ergebnisse der Studie, die von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) gefördert wurde, sind unter dem Titel „Combined endurance and resistance exercise training in heart failure with preserved ejection fraction: a randomized controlled trial“ in der internationalen Fachzeitschrift „Nature Medicine“ nun veröffentlicht worden. Das Journal hat einen Impact-Faktor von 58,1.
„Unser Ziel war es, die Wirksamkeit eines kombinierten Trainingsprogramms aus Ausdauer- und Krafttraining bei Patientinnen und Patienten mit HFpEF zu untersuchen“, fasst Prof. Halle zusammen. „Wir wollten zeigen, wie ein strukturiertes Training zusätzlich zur optimalen medikamentösen Therapie die Belastbarkeit und die Lebensqualität verbessern kann.“
Die randomisierte Studie schloss 322 Patientinnen und Patienten mit HFpEF, deren Durchschnittsalter bei 70 Jahren lag, aus elf Studienzentren in Deutschland und Österreich ein. Alle Teilnehmenden wurden medikamentös behandelt und entweder einem kombinierten Training oder der Standardtherapie zugeteilt. Die Trainingsgruppe absolvierte zunächst ein moderates Fahrradergometer-Training. Dieses wurde dreimal wöchentlich durchgeführt und später um Kraftübungen ergänzt. Zunächst unter professioneller Anleitung und später dann im häuslichen Umfeld. Nach zwölf Monaten wurde der „modifizierte Packer Score“ als Endpunkt ausgewertet. Dieser kombiniert sechs klinisch relevante Parameter, darunter z.B. Sterblichkeit, Krankenhauseinweisungen und die maximale Sauerstoffaufnahme.
Die Ergebnisse zeigen, dass sich der kombinierte Endpunkt nach einem Jahr nicht signifikant zwischen den beiden Gruppen unterschied. Aber: bei Patientinnen und Patienten, die das Training konsequent durchführten, konnte eine deutliche Verbesserung der maximalen Sauerstoffaufnahme, der körperlichen Belastbarkeit und der Lebensqualität festgestellt werden. Die maximal erreichte Sauerstoffaufnahme (VO2peak) gilt dabei als wichtiger Prognoseparameter für die langfristige Gesundheit.
„Die Studie unterstreicht die Bedeutung von körperlichem Training und der Kombination aus Ausdauer- und Krafttraining als Ergänzung zur medikamentösen Therapie bei HFpEF“, erläutert Prof. Halle. „Besonders bemerkenswert sind die Effekte bei Betroffenen, die regelmäßig trainierten. Hier zeigte sich eine signifikante Steigerung der Belastbarkeit und eine Verbesserung der subjektiven Lebensqualität.“
Allerdings hielten nur etwa 40 Prozent der Patientinnen und Patienten das Trainingsprogramm konsequent durch, das im eigenen Haushalt aus Walking oder Krafttraining mit dem eigenen Körpergewicht bestand. Prof. Halle kommentiert abschließend: „Dies verdeutlicht die Herausforderungen, Sport als therapeutische Intervention zu etablieren. Körperliches Training kann Vorteile gegenüber der Einnahme von Medikamente bieten, jedoch muss sichergestellt werden, dass die Patientinnen und Patienten zu einer langfristigen Teilnahme motiviert werden. Dennoch hat die Studie gezeigt, dass Ärztinnen und Ärzte, Patientinnen und Patienten sowie Krankenkassen umdenken müssen, wenn es um eine ganzheitliche Therapie geht.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Halle
Lehrstuhl für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
80992 München
Tel.: 089 4140 6774 (Klinikum rechts der Isar)
Tel.: 089 289 24441 (Uptown Campus)
E-Mail: Martin.Halle(at)mri.tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Pexels/Privat