Das Licht ist ein fundamentaler Bestandteil unseres täglichen Lebens, prägt nicht nur die menschliche Wahrnehmung der Welt sowie das Sehvermögen, sondern spielt auch eine entscheidende Rolle in zahlreichen Aspekten des Wohlbefindens und der Umwelt. Dies wird beeinflusst von verschiedenen Faktoren, darunter zirkadiane Rhythmen, was die besten Aktivitätszeiten bedeutet, aber auch alters- und sportbedingte Aspekte.
Die Phänomene im Bereich der Lichtforschung und Lichttherapie werden von zahlreichen Forschungsgruppen in verschiedenen Feld- und Laborstudien untersucht. Leider fehlt jedoch bislang ein internationaler Konsens bezüglich Standardisierungsgraden, wodurch die Vergleichbarkeit der diversen Studien erschwert wird. Dies führt zu einer Art „Schmetterlingssammlung“ in der wissenschaftlichen Auseinandersetzung über Licht und dessen Auswirkungen auf den Menschen.
Prof. Dr. Manuel Spitschan, Leiter der Professur für Chronobiology & Health, hat als verantwortliche Führungskraft einer Forschungsgruppe innerhalb des NETIAS (Network of European Institutes for Advanced Study) eine Checkliste entwickelt, wie (klinische) Studien mit Lichtreizen umzugehen haben. Die Studie ist unter dem Titel: „ENLIGHT Consensus Checklist and Guidelines for reporting laboratory studies on the non-visual effects of light in humans", im Journal „eBioMedicine" als Open Access-Dokument erschienen. Die Fachzeitschrift hat einen Impact Faktor von 11,1.
„Die Checkliste, die wir mit internationalen Expert_innen entwickelt haben, soll dazu führen, dass Studienresultate langfristig vergleichbarer werden. Wenn ich weiß, welches Licht, welche Intensität oder welche Helligkeit in den Studien verwendet wurde, dann macht es die Forschung allgemein robuster und reproduzierbarer“, erläutert Prof. Spitschan den Ansatz.
In einem sechsstufigen Konsensprozess, einschließlich Expert_inneninterviews und Focus Groups, entstand eine Checkliste mit 25 Items, von denen neun als essentiell eingestuft werden. Die Items umfassen grundlegende Informationen zur Studiendurchführung. Dazu gehören Details zum Setting (z. B. ob die Studie in einem Raum oder Labor stattfand), die Art der Lichtquelle und wie das Licht in der Studie verwendet wurde. Aber auch der Zeitpunkt von Experimenten, die Beleuchtungsstärke und deren Auswirkungen auf das menschliche zirkadiane System spielen eine Rolle. Informationen zur Lichtquelle, einschließlich der Art (LEDs, Fluoreszenzleuchten, Monitor), bieten einen klaren Leitfaden für die zukünftigen Reproduktionen einer Studie. Als Leitungsgremium der Arbeit fungierte die NETIAS-Forschergruppe „Light and Human Health", die neben Prof. Spitschan auch Dr. Raymond Najjar (National University of Singapore, Singapur), Dr. Elise McGlashan (Monash University, Australien), Dr. Laura Kervezee (Leiden University Medical Center, Niederlande) und Dr. Renske Lok (Stanford University, USA) umfasst.
Diverse Wissenschaftler_innen aus den Fachbereichen der Chronobiologie, Psychologie, Neurowissenschaften, Lichttechnik und der klinischen Medizin brachten ihre Expertise ein. Dabei wurden die verschiedenen Items auf potenzielle Probleme und Verbesserungsmöglichkeiten diskutiert: „Das ist die erste Konsens-Checkliste, um Lichtinterventionen umfassend für wissenschaftliche Studien zu beschreiben. Es ist wichtig, dass wir transparent und belastbar arbeiten können, um evidenzbasierte Entscheidungen zu treffen. Wenn ich etwa eine Beleuchtungsempfehlung für den Arbeitsplatz aussprechen möchte, ist es unerlässlich, über ein präzises Vokabular und eine klare Sprache zu verfügen, um dies effektiv beschreiben zu können. Die Anwendung der Checkliste gewährleistet genau dieses: die Schaffung einer solchen präzisen Sprache“, ergänzt der Neurowissenschaftler.
Die Anwendung der Checkliste ist dabei nicht nur auf Laborstudien beschränkt. Zukünftig könne sie auf andere Anwendungen ausgeweitet werden, um spezifische Studienfragen zu unterstützen. „Dieser Ansatz schafft eine solide Basis für die Weiterentwicklung und Vertiefung des Verständnisses von Licht und seinen vielfältigen biomedizinischen Auswirkungen auf den Menschen“, so Spitschan.
Zur Homepage des ENLIGHT-Projekts
Zur Homepage der Rudolf Mößbauer Professur für Chronobiology & Health
Zur Homepage der gemeinsamen TUM/MPI-Gruppe
Zur Homepage der NETIAS-Forschungsgruppe „Light and human health“
Kontakt:
Prof. Dr. Manuel Spitschan
Rudolf Mößbauer Professur für Chronobiology & Health
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24544
E-Mail: manuel.spitschan(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: privat