Moderate körperliche Aktivität hat langfristig eine gesundheitsfördernde Auswirkung auf das Herz-Kreislaufsystem. Studien haben gezeigt, dass Menschen, die sich aktiv bewegen, eine niedrigere kardiovaskuläre Mortalität aufweisen und ein geringeres Risiko für Atherosklerose (Arterienverkalkung), Herz-Kreislauferkrankungen und Typ-2-Diabetes besitzen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) empfiehlt Erwachsenen daher, mindestens 150 bis 300 Minuten pro Woche aktiv zu sein. Kinder und Jugendliche sollten täglich sogar mindestens 60 Minuten aerobes Training absolvieren, dazu kurze intensive Belastungen.
Junge Leistungssportler_innen trainieren im Schnitt zehn bis 20 Stunden pro Woche mit Intensitäten, die die Empfehlungen der WHO deutlich überschreiten. Das Herz-Kreislaufsystem ist dabei einer enormen Belastung ausgesetzt, teilweise muss die Aktivität um das fünf- bis sechsfache gesteigert werden. Dies kann zu pathologischen Veränderungen führen, die im schlimmsten Fall sogar einen plötzlichen Herztod verursachen.
Aus diesem Grund untersuchen der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie von Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz sowie die Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit unter der Leitung von Prof. Dr. Karsten Köhler in einem neuen Projekt die Zusammenhänge zwischen kardiovaskulären, biochemischen und metabolischen Parametern, sportlichem Training sowie der Körperzusammensetzung junger Leistungssportler_innen. Die Studie mit dem Titel „Influence of vigorous activity and metabolic parameters on structure and function of the cardiovascular system in young athletes – the MuCAYA plus Study“ wird von der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) mit 386.000 Euro gefördert und läuft über drei Jahre.
„Im Rahmen des Projekts wollen wir rund 250 Longitudinal-Untersuchungen von jungen Sportler_innen durchführen, um auch einen Verlauf der Parameter in Abhängigkeit des Alters und der sportlichen Trainingsbelastung untersuchen zu können“, erklärt Dr. Hande Hofmann, Forschungsreferentin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. „Neben den biochemischen und metabolischen Parametern sowie der Leistungsfähigkeit des kardiovaskulären Systems erheben wir dann auch die Ernährung der Kinder und Jugendlichen.“
An der Studie teilnehmen können Sportler_innen im Alter zwischen 7 und 18 Jahren, die sich zur sportmedizinischen Untersuchung am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie vorstellen und über drei Jahre bestimmte Kriterien erfüllen. Dazu gehört die Teilnahme an Wettkämpfen, regelmäßiges Training in einer Hauptsportart, die Mitgliedschaft in einem Verein bzw. Verband sowie ein Trainingsumfang von drei und mehr Stunden pro Woche. Für die Rekrutierung der Teilnehmer_innen wird mit bayerischen Leistungssportverbänden und Vereinen aus dem Großraum München kooperiert, weiterhin besteht klinisch eine Anbindung an das Deutsche Herzzentrum München, worüber ebenfalls Proband_innen gewonnen werden können.
Zu Beginn durchläuft jede_r Sportler_in eine körperliche Basisuntersuchung. Zudem werden die Leistungssportart, die Trainingshistorie und der Beginn der Ausübung erfragt. Im weiteren Verlauf wird die Anthropometrie bestimmt, ein Ruhe-EKG, eine Blutdruck/Pulswellenanalyse, eine Sonographie, eine Echokardiographie sowie eine kardiopulmonale Belastungsuntersuchung durchgeführt. „Diese Untersuchungen wollen wir mit jeder_m Sportler_in einmal pro Jahr über den Zeitraum von drei Jahren durchführen“, so Dr. Thorsten Schulz, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie. „Dadurch wollen wir analysieren, welche langfristigen Veränderungen am kardiovaskulären System besonders im Hinblick auf das sensible Wachstumsalter der Jugendlichen eintritt.“
Anhand des „Healthy Eating Index“ soll zudem das Essverhalten und die Ernährungsqualität erfasst und bewertet werden. Damit können Assoziationen zwischen Ernährung und bestimmten chronischen Krankheiten aufgezeigt werden. „Neben körperlicher Aktivität und Training trägt auch die Ernährung eine wichtige Rolle zur Gesundheit von Blutgefäßen bei“, erläutert Prof. Köhler. „Ein besonderer Fokus im Rahmen von MuCAYA plus liegt auf dem Energiestoffwechsel, der bei Leistungssportler_innen durch den hohen Energieumsatz im Training und Wettkampf in besonderer Weise beansprucht wird. Vor allem die Auswirkungen eines chronischen Energiedefizits auf Gefäßparameter sind gerade bei jugendlichen Leistungssportler_innen bisher überhaupt nicht untersucht.“
Mithilfe der Ergebnisse der dreijährigen Longitudinalstudie soll am Ende die Reaktion des kardiovaskulären Systems an die Trainingsbelastung bei jungen Sportler_innen beurteilt werden. „Wir wollen zudem analysieren, ob bei den Proband_innen kardiovaskuläre Parameter häufiger relevant erhöht sind als bei Kindern und Jugendlichen aus einem Normkollektiv“, so Prof. Oberhoffer-Fritz, Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. „Zudem wird auch die Historie einer COVID-19-Infektion erhoben. Auch hierzu gibt es noch keine Erkenntnisse zur Auswirkung auf das kardiovaskuläre System bei sportlich aktiven Jugendlichen.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Renate Oberhoffer-Fritz
Dekanin Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24601
E-Mail: dekanat.sg(at)tum.de
Prof. Dr. Karsten Köhler
Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24488
E-Mail: karsten.koehler(at)tum.de
Dr. Thorsten Schulz
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24574
E-Mail: thorsten.schulz(at)tum.de
Dr. Hande Hofmann
Dekanat/Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24489
E-Mail: hande.hofmann(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie/privat