Rund 80.000 Menschen in Deutschland sind auf eine regelmäßige Dialyse angewiesen, was erhebliche Einschränkungen und eine hohe zeitliche Belastung mit sich bringt. Für viele bleibt dadurch kaum Raum für sportliche Aktivitäten. Vor diesem Hintergrund hat Prof. Dr. Martin Halle, Ordinarius des Lehrstuhls für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie, gemeinsam mit Forschenden der Universitäten Köln und Freiburg untersucht, wie sich gezieltes körperliches Training während der Dialyse auf die Gesundheit von Patientinnen und Patienten auswirkt.
Für diese wegweisende Studie, die positive Effekte von Bewegung während der Blutwäsche eindeutig belegt, wurde das Forschungsteam der DiaTT Studiengruppe um Prof. Dr. Martin Halle nun mit dem Hufeland-Preis 2024 der Hufeland-Stiftung vertreten durch die Deutsche Ärzteversicherung AG, die Bundesärztekammer, die Bundeszahnärztekammer und die Bundesvereinigung Prävention und Gesundheitsförderung e.V. ausgezeichnet. Dieser überaus renommierte deutsche Präventionspreis, der jährlich mit 20.000 Euro dotiert wird, würdigt besondere Verdienste im Bereich der Gesundheitsförderung und Prävention in Deutschland. Die feierliche Preisverleihung fand am 6. November 2024 in Köln statt.
„Es freut mich ungemein, dass diese Studie zu körperlichem Training bei schwer kranken Patienten ausgezeichnet wird. Es unterstützt das Konzept ‘Bewegung als Medizin' und unterstreicht, dass wir in der medizinischen Forschung die Wirkungen von Lebensstil in der Therapie von Erkrankungen integrieren und in die Versorgung umsetzen sollten“, äußert sich Studienleiter Prof. Halle.
Rund 1.000 Patientinnen und Patienten in 21 Dialysezentren nahmen deutschlandweit an der Studie teil. Diese wurde bereits im „New England Journal of Medicine – Evidence“ unter dem Titel „Exercise during Hemodialysis in Patients with Chronic Kidney Failure“ publiziert. „Damit haben wir die weltweit drittgrößten Studien zu sportlicher Aktivität bei erkrankten Patientinnen und Patienten auf die Beine gestellt“, erklärt Prof. Halle. Über zwölf Monate hinweg absolvierten 50 Prozent der Probandinnen und Probanden ein bis drei Trainingseinheiten pro Woche während ihrer Dialyse. Das Programm bestand aus 30 Minuten Cardiotraining und weiteren 30 Minuten Krafttraining mit Gewichten, Bällen und Gymnastikbändern, individuell angepasst an die Belastbarkeit der einzelnen Patientinnen und Patienten.
Die Ergebnisse sind beeindruckend: Teilnehmende, die während der Dialyse trainierten, zeigten über den einjährigen Untersuchungszeitraum hinweg eine deutliche Verbesserung ihres Gesundheitszustands und verbrachten nur halb so viele Tage im Krankenhaus wie die Kontrollgruppe. Diese positiven Erkenntnisse lassen das Forschungsteam hoffen, dass körperliches Training während der Dialyse zukünftig als Standardangebot etabliert und als Kassenleistung anerkannt wird.
Prof. Halle zeigt sich zuversichtlich. „Wenn Sport, Gesundheit und Medizin zusammenkommen und eng kooperieren, eröffnen sich neue Möglichkeiten, wie unser Studienbeispiel zeigt. Diese Schnittstellen sollten wir nutzen, um nachhaltige Strategien in der Lehre Forschung und Krankenversorgung zu entwickeln. Dafür ist die neue TUM School of Medicine and Health der ideale Ort", erklärt der ärztliche Direktor des Lehrstuhls für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie.
Die DiaTT-Konsortialpartner waren neben der TUM die Universitätsklinik Köln, das Universitätsklinikum Freiburg, das Kuratorium für Dialyse und Nierentransplantation e.V., die Deutsche Gesellschaft Rehabilitationssport für chronisch Nierenkranke e.V., der Bundesverband Niere e.V. sowie die Krankenkassen Techniker, AOK Plus und Barmer-Landesvertretung Sachsen.
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Kontakt:
Prof. Dr. Martin Halle
Lehrstuhl für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
80992 München
Tel.: 089 4140 6774 (Klinikum rechts der Isar)
Tel.: 089 289 24441 (Uptown Campus)
E-Mail: Martin.Halle(at)mri.tum.de
Text: Jasmin Schol/Bastian Daneyko
Fotos: Privat