Intervalltraining und besonders das HIIT ist im Fitnessbereich heute in aller Munde und wird als sehr effektiv und oftmals auch als neu und innovativ verkauft. Tatsächlich ist das Intervalltraining aber keine Neuheit des 21ten Jahrhunderts. Bereits vor dem zweiten Weltkrieg verhalf der Leichtathletiktrainer Woldemar Gerschler dem Mittelstreckenläufer Rudolf Harbig an die Weltspitze in der 800m und 1000m Distanz. Die Wiege des Intervalltrainings. Gerschlers Trainingsprinzip beruhte darauf, viele Male kurze Strecken wie etwa 200m bis 400m mit hoher Intensität zu laufen; das Intervalltraining war „geboren“. In seiner Wahlheimat Freiburg errichtete er mit seinem Kollegen, dem Sportphysiologen Professor H. Reindell ein Trainingszentrum und gemeinsam entwickelten sie die „Theorie des Intervalltrainings“. Die Erfolge der Athleten, die nach dieser Theorie trainierten waren offensichtlich, sodass immer mehr auch ausländische Sportler nach Freiburg kamen, um nach der „Gerschler-Methode“ zu trainieren. Die Problematik dabei: Das Wesen der Intervallmethode besteht im wiederholten systematischen Wechsel relativ kurzer Belastungs- mit Erholungsphasen. Letztere sind dabei so kurz, dass keine vollständige Erholung möglich ist und die Ermüdung allmählich ansteigt (1). Des Weiteren wird zwischen einer extensiven und intensiven Intervallmethode unterschieden. Das HIIT ist also ein Training nach letztgenannter Methode, mit sehr hoher Intensität. Es gibt einige Studien, die sich mit dem Thema HIIT und dessen Auswirkungen befassen. Je nach Ziel und Testgruppe der jeweiligen Studie, sind die Intensitäten und auch die Intervallzeiten des durchgeführten Trainings sehr unterschiedlich. An diesem Punkt stößt man auf ein großes Problem. Weder der Begriff HIIT selbst, noch die Belastungsnormative, die eine Methode charakterisieren, sind genau definiert. In den Studien von Tabata et al. (2, 3) besteht das Training beispielsweise aus sechs- bis achtmaliger Anstrengung über 20 Sekunden bei 170 bis 200 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) mit einer Pause von zehn Sekunden. Bei Hood et al. 2011 (4) hingegen werden zehnmal einminütige Intervalle bei nur 60 Prozent der maximalen Sauerstoffaufnahme (VO2max) mit einer Minute Pause durchgeführt. Es wird deutlich, dass der Begriff keineswegs einheitlich verwendet werden kann, da es „das“ HIIT in diesem Sinn nicht gibt. Somit ist auch keine Grenze zu einem „normalen“ intensiven Intervalltraining vorhanden, wie es bei Weineck et al. (5) beschrieben wird. Ein weiterer interessanter Punkt ist, dass Intervalltraining zwar grundsätzlich eine Methode des Ausdauertrainings darstellt, jedoch immer mehr auch im Kraft- und Kraftausdauertraining – besonders bei Übungen mit Eigengewicht - Anwendung findet. Effekte in diesem Bereich wurden jedoch noch kaum wissenschaftlich untersucht. Abgrenzung vom HIIT zum HIT. In einigen Studien wird das hochintensive Intervalltraining mit HIT abgekürzt. Das ist insofern falsch, als dass es sich bei HIT um eine völlig eigenständige Methode handelt, die nicht mit HIIT verwechselt werden sollte. Der Hauptunterschied liegt darin, dass das HIT kein Intervalltraining ist. HIT (ausgeschrieben Hochintensitätstraining) wird im Kraft- und Kraftausdauerbereich verwendet und ist eine Alternative zum sehr verbreiteten Dreisatztraining. Bei letzterem werden von jeder Kraftübung drei Sätze ausgeführt. [ganzer Artikel als PDF]
HIIT Hochintensives Intervalltraining kritisch betrachtet
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