Für seine Robert-Müller-Lecture zum Thema „Training bei Herzinsuffizienz“ wurde Prof. Dr. Martin Halle von der Johannes Guttenberg Universität in Mainz ausgezeichnet. Der Prodekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften hielt den Vortrag im Rahmen einer Fortbildungsveranstaltung für Kardiologen.
„Die Universität Mainz lädt im Rahmen dieser Lecture nationale und internationale Gastwissenschaftler ein, die über Forschungsergebnisse zum Thema ,Herzʹ referieren“, resümiert Prof. Halle.
Training für Herzpatient_innen: Paradigmenwechsel
Der leitende Ärztliche Direktor des Zentrums für Prävention und Sportmedizin präsentierte Ergebnisse der Studien SmartEX und OptimEX. „Wir haben im Bereich ,Training bei Herzinsuffizienzʹ neue Erkenntnisse gewinnen können und vollziehen auf dieser Grundlage gerade einen Paradigmenwechsel, was die Art des Trainings für Herz-Patienten angeht“, sagt Halle.
Noch vor zwanzig Jahren sei Herz-Patient_innen generell von Training abgeraten worden, so Halle. Nun zeigten Ergebnisse der Kooperations-Studien SmartEX und OptimEX, dass gerade hochintensive Übungseinheiten zu sehr positiven Effekten führen. In beiden Studien wurde erforscht, welche Trainingsform sich wie auf ein geschädigtes Herz auswirkt.
SmartEX: Europäisches Kooperationsprojekt zur systolischen Herzinsuffizienz
Für SmartEX wurden Patient_innen untersucht, die eine systolische Herzinsuffizienz haben. Das Organ hat also Probleme bei der Pumpbewegung, beispielsweise als Folge eines Infarkts. Das Projekt wurde von der norwegischen University of Science and Technology in Trondheim koordiniert und in Norwegen mit rund einer Million Euro gefördert. Neben Halles Team der TU München beteiligten sich Forschungsgruppen von acht weiteren Universitäten aus sechs europäischen Ländern.
„Insgesamt wurden 256 Patienten untersucht. Damit ist dies die bisher weltweit größte randomisierte Studie zu diesem Thema“, bilanziert Halle. Die Proband_innen wurden per Zufallsverfahren in zwei Experimental sowie eine Kontrollgruppe eingeteilt. Die eine Experimentalgruppe erhielt moderates körperliches Training, die andere ein High-Intensity-Training. Dafür wurden jeweils vier Vier-Minuten-Einheiten mit 90 – 95 Prozent der maximalen Herzfrequenz absolviert, mit drei Minuten Pause nach jeder Einheit.
Beste Effekte: High-Intensity-Training
„Wir konnten nicht nur nachweisen, dass Training bei einer Herzinsuffizienz positive Effekte hat, sondern auch, dass ein High-Intensity-Training sogar bessere Auswirkungen erbringt, als ein moderates Training“, erläutert der Prodekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. Denn bei beiden Experimentalgruppen verringerte sich die Größe des Herzmuskels. Der Effekt war aber bei der High-Intensity-Gruppe deutlich größer.
OptimEX: EU gefördertes Projekt zur diastolischen Herzinsuffizienz
Ähnliche Tendenzen zeigen nun auch erste Ergebnisse der OptimEX-Studie. Für dieses Projekt kooperieren fünf europäische Universitäten. OptimeEX wird von der Europäischen Union mit drei Millionen Euro gefördert. Untersucht wird die diastolische Herzinsuffizienz. Bei Schädigungen ist hier die „Saug-Funktion“ des Herzens betroffen. Kennzeichen ist eine Herzmuskelstarre, die bei den Patient_innen zu Wassereinlagerungen, Atemnot und einer eingeschränkten Bewegungsfreiheit führt. Risikofaktoren sind insbesondere Übergewicht, Bluthockdruck und Diabetes.
„Diastolische Herzinsuffizienz zählt zu den dringendsten medizinischen Problemen in Europa. Aber bisher gab es keine wirklichen Heilungsmethoden. Wir können durch die Studie nun neue Behandlungsansätze aufzeigen“, prognostiziert Halle. Denn auch für die Gruppen mit diastolischer Herzinsuffizienz erzeugt Training Verbesserungen. So waren die Herzen der Proband_innen der Experimentalgruppe nach dem Training beweglicher. Erneut wirkte sich das High-Intensity-Programm noch besser aus als der moderate Trainingsreiz.
Robert Müller Stiftung: Förderung der Universitätsmedizin der Johannes Guttenberg Universität
Die Robert Müller Stiftung, benannt nach dem Gründer, einem Wiesbadener Verleger, fördert die Forschung der Universitätsmedizin der Johannes Guttenberg-Universität in Mainz. Dazu gehören die Unterstützung der Lehr- und Forschungseinrichtungen, Förderung bestimmter fachlich und zeitlich begrenzter Forschungsvorhaben, wissenschaftlicher Arbeiten und Veröffentlichungen sowie die Gewährung von Beihilfen in jeder Form zu Forschungs- und Studienreisen.
Zur Homepage des Zentrums für Präventive und Rehabilitative Sportmedizin
Informationen zum SmartEX-Projekt
Informationen zum OptimEX-Projekt
Kontakt:
Prof. Dr. med. Martin Halle
Zentrum für Rehabilitative und Präventive Sportmedizin
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