Prof. Dr. Karsten Köhler, Leiter der Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit, war am 17. Januar 2022 in einem TV-Beitrag der Sendung „Doc Fischer“ des Südwestrundfunks (SWR) zu sehen. Unter dem Titel „Abnehmen – warum es mit Sport allein häufig nicht klappt“ äußerte sich der Ernährungswissenschaftler dazu, inwieweit Sport überhaupt zu einer Gewichtsreduktion beiträgt.
„Bei der Heißhungerattacke nach dem Sport oder auch dem sogenannten kompensatorischen Essen geht es darum, dass ich nach dem Sport zumindest einen Teil der Energie, die ich während des Sports verbraucht habe, wieder über die Nahrung zuführe und damit dieses Defizit ausgleiche“, so Prof. Köhler. „Dabei spielen bestimmte appetitregulierende Hormone, aber zum Beispiel auch der Blutzuckerspiegel oder psychologische Faktoren wie Belohnung eine Rolle. Am Ende geht es evolutionär wieder genau darum, dass es ein Mechanismus des Körpers ist, ein Energiedefizit auszugleichen und zu vermeiden, dass wir an Gewicht oder an Muskelmasse verlieren.“
Im Rahmen des TV-Beitrags wurde bei Sportstudentin Lilli Schlage der Stoffwechsel analysiert, da sich der Körper neben dem Heißhunger auch dadurch gegen den Gewichtsverlust nach dem Sport wehrt, indem er seinen Stoffwechsel verändert und beispielsweise den Ruheumsatz senkt. Man spricht dann von einer metabolischen Anpassung.
„Eine Stoffwechselanpassung heißt im Grunde genommen, dass der Körper seinen Energieumsatz um bestimmte Funktionen herunterfährt, um Energie einzusparen“, erklärt der Ernährungswissenschaftler. „Das ist erst einmal nicht davon abhängig, was ich an Sport mache, sondern wie viel Sport ich mache, und eher auch, wie viel Energie ich umsetze. Generell können wir rechnen, dass bei einem Energiedefizit von etwa 500 Kalorien am Tag sehr wahrscheinlich keine metabolischen Anpassungen vorliegen. Wenn wir aber 1.000 Kalorien oder auch mehr am Tag als Energiedefizit anpeilen, dann ist es ziemlich sicher, dass unser Stoffwechsel herunterfährt, Energie einspart und damit das Energiedefizit ausgleicht.“
Bei Sportstudentin Lilli Schlage sollte deshalb anhand einer Analyse ihres Atems untersucht werden, ob der Körper ihren Stoffwechsel bereits heruntergefahren hat und wie viele Kalorien sie im Ruhezustand überhaupt noch verbrennt.
„Für die Ruheumsatz-Messung werden die Proband_innen unter eine Plastikhaube gelegt, damit wir die Luftzusammensetzung messen können, also das, was an Kohlendioxid ausgeatmet wird, und das, was man an wieder Sauerstoff einatmet“, erzählt Karima Sophie Kirchner, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit. „Dadurch kann die genaue Zusammensetzung der Atemgase analysiert werden, woraus sich der respiratorische Quotient berechnen lässt. Anhand dessen kann eine Aussage darüber getroffen werden, ob mehr Fett oder Kohlenhydrate verbrannt werden. Daraus lässt sich dann der Ruheumsatz berechnen.“
Neben der metabolischen Anpassung kann zudem die Fettverbrennung eine wichtige Rolle beim Abnehmen durch Sport spielen.
„Um Fettpolster oder die Fettreserven des Körpers zu mobilisieren, müssen wir den Körper in einen Zustand bringen, in dem er Energie vor allem über Fettoxidation gewinnt“, erläutert Prof. Köhler. „Das passiert vor allem bei moderaten Intensitäten, wie beispielsweise dem Laufen in einem Tempo, bei dem man sich noch unterhalten kann. Hier ist die Herzfrequenz, also der Pulsschlag, noch nicht so hoch ist und der Körper greift eben auf diese Fette zurück. Wenn ich bei höheren Intensitäten Sport treibe, dann greift der Körper eher auf Kohlenhydrate zurück, die schneller zur Verfügung stehen, die aber nicht im Fettgewebe eingelagert sind.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Karsten Köhler
Professur für Bewegung, Ernährung und Gesundheit
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Telefon: 089 289 24488
E-Mail: karsten.koehler(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: SWR-Sendung „Doc Fischer“