Der internationale Fußball-Verband FIFA hat die Weltmeisterschaft 2034 nach Saudi-Arabien vergeben. Traditionalisten, humanitäre Verbände und Fanorganisationen kritisieren die Entscheidung. Menschenrechtsorganisationen wie Amnesty International hatten die FIFA aufgefordert, die Vergabe der WM 2034 nach Saudi-Arabien zu stoppen, weil unter anderem die mit der Bewerbung eingereichte Menschenrechtsstrategie Saudi-Arabiens unzureichend und fehlerhaft sei.
Mega-Sportveranstaltungen und Menschenrechte stehen auch im Mittelpunkt eines neuen Dokumentarfilms, der von der University of the West of Scotland (UWS) in Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Jörg Königstorfer, Leiter des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitsmanagement, sowie weiteren internationalen Partner produziert wurde.
Der Film mit dem Titel „EventRights: Progressing Human Rights in Sport Events“ ist als Ergebnis des gleichnamigen Forschungsprojekts „EventRights“ entstanden. Der Beitrag beleuchtet das Potenzial von Mega-Sportveranstaltungen, wie den Olympischen Spielen und der FIFA-Weltmeisterschaft, als Katalysator für gesellschaftlichen Wandel. Er beschreibt, wie solche Events in den Gastgebergemeinden fortschrittlichen sozialen Wandel anstoßen, gesellschaftliche Entwicklungen fördern und die Aufmerksamkeit auf Menschenrechte lenken können.
„Mit diesem Film möchten wir die Chancen aufzeigen, die solche Veranstaltungen bieten, und gleichzeitig die oft übersehenen Risiken für die Menschenrechte thematisieren. Durch die Förderung von Transparenz und Verantwortlichkeit hoffen wir, einen dringend benötigten Wandel hin zu ethischen Praktiken im Sport zu bewirken“, erklärt Prof. Königstorfer.
Der Film beleuchtet die komplexe Beziehung zwischen Mega-Sportveranstaltungen und Menschenrechten und wird zu einem Zeitpunkt veröffentlicht, an dem die Gastgeberländer der FIFA-Weltmeisterschaften 2030 (Marokko, Portugal und Spanien) und 2034 (Saudi-Arabien) bekanntgegeben wurden. In der Vergangenheit wurden Mega-Events häufig kritisiert, weil sie Menschenrechte verletzen, etwa durch Ausbeutung von Arbeitskräften, Zwangsräumungen, Diskriminierung von LGBTQI+-Personen sowie Einschränkungen der Meinungs- und Versammlungsfreiheit.
Professor David McGillivray, leitender akademischer Direktor des Films und Mitglied des Zentrums für Kultur, Sport und Events an der UWS, sagt: „Dieser Film beleuchtet die historischen und aktuellen Bemühungen, Menschenrechte im Kontext von Mega-Sportveranstaltungen zu schützen und zu respektieren, anstatt sie in der Planungs- und Umsetzungsphase zu verletzen. Er zeigt auch, wie akademische und nichtakademische Partner zusammenarbeiten, um evidenzbasiert Veränderungen in den Praktiken von Sportverbänden und Regierungen weltweit anzuregen und zu beeinflussen.“
Der Film, der als abschließendes Ergebnis des EventRights-Forschungsprojekts produziert wurde, fasst die Erkenntnisse einer fünfjährigen Untersuchung zu den menschenrechtlichen Herausforderungen von Großevents zusammen. Gleichzeitig schlägt er Strategien vor, um zukünftige Veranstaltungen menschenrechtskonform zu gestalten, zu schützen und zu fördern.
Weltmeisterschaft 2034 in Saudi-Arabien
Amnesty International und die Sport & Rights Alliance (SRA) haben erhebliche Bedenken bezüglich der Vergabe der WM 2024 nach Saudi-Arabien geäußert und betonen die dringende Notwendigkeit umfassender und glaubwürdiger Menschenrechtsstrategien als Voraussetzung für die Austragung solcher Veranstaltungen.
Andrea Florence, Direktorin der SRA, erklärt: „Mega-Sportveranstaltungen sollten ein Fest der Errungenschaften und der Einheit sein, nicht eine Quelle von Leid oder Ungleichheit. Es ist entscheidend, dass Sportverbände robuste Menschenrechtsrahmen einführen und durchsetzen, um alle zu schützen, die potenziell von diesen Veranstaltungen betroffen sind, Sportlerinnen und Sportler, Fans, Journalistinnen und Journalisten, oder Menschenrechtsverteidigerinnen und Menschenrechtsverteidiger. Dieser Film unterstreicht die Dringlichkeit, Sportveranstaltungen so zu gestalten, dass sie fördern statt ausbeuten und ein Erbe des positiven Wandels hinterlassen, anstatt Schaden anzurichten.“
Der Film ruft Sportverbände und Regierungen dazu auf, Menschenrechte zu priorisieren, damit Mega-Sportveranstaltungen allen zugutekommen und ein Erbe der Gleichheit und des Respekts hinterlassen. Prof Königstorfer, der das EventRights-Projekt koordiniert, erläutert abschließend: „Mega-Sportveranstaltungen haben die Kraft, zu inspirieren und zu vereinen – aber nur, wenn sie verantwortungsbewusst und inklusiv gestaltet werden.“
Seit 2018 vereint EventRights akademische Institutionen aus Großbritannien, Deutschland, Schweden, Griechenland, Österreich, den USA, Kanada, Brasilien und Japan mit Sport- und Menschenrechtsorganisationen, um inklusive und nachhaltige Praktiken bei sportlichen Großveranstaltungen zu fördern.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Sport- und Gesundheitsmanagement
Zum Filmbeitrag „EventRights: Progressing Human Rights in Sport Events“
Zur Homepage des Forschungsprojekts EventRights
Kontakt:
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24558
E-Mail: joerg.koenigstorfer(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko/UWS
Fotos: Privat/EventRights