Emmanuel Adjei ist ein begeisterter Radler und hat schon so manch ambitionierte Tour hinter sich gebracht. Doch was er mit „Bike2MyRoots“ vorhat, ist auch für ihn eine ganz neue Dimension: Rund 10.000 Kilometer wird er zurücklegen, Gebirge, Meere und Wüsten durchqueren. „Ein wenig verrückt ist das schon – aber genau darum geht es: Ich will die Kinder in Ghana motivieren und ihnen zeigen: Man kann auch vermeintlich Verrücktes schaffen!“
Adjei ist Sportwissenschaftler am Lehrstuhl für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie, unter der Leitung von Prof. Dr. Martin Halle. Mit seinem Rad will er von München nach Accra – 10.000 Kilometer, 150 Tage und 15 Länder. Ein ambitioniertes Vorhaben mit ernstem Hintergrund. Mit seiner Aktion „Bike2MyRoots“ sammelt er Spenden für die Bildungs-NGO „EduSpots“. Sein Ziel: Kinder in Afrika inspirieren, den Zugang zu Bildung verbessern, Teilhabe und Chancengerechtigkeit stärken. Am 7. Juni bricht er auf.
Prof. Halle zeigt sich begeistert von der Aktion: „Ich kenne Herrn Emmanuel Adjei schon seit acht Jahren, seit eineinhalb Jahren leitet er bei mir die Funktionsdiagnostik in der Ambulanz. Er ist ein durch und durch positiver Mensch und mit der Aktion 'Bike2MyRoots' erfüllt er sich einen Traum, sein Leben in Deutschland, den Sport und seine Wurzeln in Ghana für einen guten Zweck – der Stärkung der Bildung im Heimatland – zu verbinden. Das verkörpert auch den Geist der TUM. Hoffentlich kommen in Zukunft noch viele so engagierte Studierende aus Ghana, möglicherweise durch das Projekt initiiert, an die TUM zum Studium."
Von Accra nach München und zurück
Adjei, der in der ghanaischen Hauptstadt Accra aufwuchs, konnte einen Weg beschreiten, der vielen anderen versperrt bleibt. „Bildung war meinen Eltern immer wichtig. Und sie konnten mir Bildung ermöglichen“, erzählt der Sportwissenschaftler. So begann er Deutsch zu lernen – aus Spaß und Interesse, nicht ahnend, dass er später einmal in München leben würde. Die Liebe zu einer deutschen Frau, die bei einem Projekt in Ghana volontierte, führte ihn schließlich in die Bundesrepublik.
Hier absolvierte Adjei das Studienkolleg und schrieb sich für den Bachelor in Sportwissenschaft an der TUM ein. Er schloss den Master in Sport and Exercise Science ab und arbeitet heute als wissenschaftlicher Mitarbeiter in der Präventiven Sportmedizin und Sportkardiologie des TUM Klinikums. Adjei unterstützt hier nicht nur Leistungssportlerinnen und -sportler dabei, ihr Training zu optimieren, um Spitzenleistungen zu erzielen, sondern hilft auch Krebspatientinnen und -patienten, den Sport optimal für Prävention und Rekonvaleszenz zu nutzen. Diese Verbindung aus Begeisterung für den Sport und der Leidenschaft, anderen zu helfen, steht auch hinter „Bike2MyRoots“: „Viele Kinder in Ghana bekommen solche Bildungschancen nicht. Ich will meinen Beitrag dazu leisten, dass sich das ändert.“
Am 7. Juni um 10:00 Uhr startet Adjei seine Reise am Luise-Kiesselbach-Platz in München. Alle, die seine Mission unterstützen wollen, sind eingeladen, dabei zu sein. Nicht nur Prof. Martin Halle, sondern auch namhafte Sportlerinnen und Sportler wie die Skirennläufer Linus Straßer, Kira Weidle-Winkelmann und Sebastian Holzmann engagieren sich für das Projekt. Sie werden Adjei auf den ersten Kilometern begleiten.
Sein Weg wird ihn von München über die Alpen, entlang der Mittelmeerküste, über die Straße von Gibraltar, durch die Sahara, entlang der Regenwälder an der Westküste Afrikas bis nach Ghana führen. Ungefährlich ist das nicht. „Aber, wenn ich eine Idee habe, muss ich sie umsetzen“, lacht Adjei. Über Monate hat er die Reise geplant, Kontakte geknüpft – und trainiert, trainiert, trainiert.
Denn die Ziele sind groß und die Wege weit. Adjei will unterwegs mit möglichst vielen Lehrkräften und Schülerinnen und Schülern ins Gespräch kommen, um die Kinder zu ermutigen, sich mehr zuzutrauen als sie sich eigentlich zutrauen.
Und er will mindestens 100.000 Euro akquirieren, die in die Bildungsarbeit fließen sollen. Dafür arbeitet er mit der Bildungs-NGO „EduSpots“ zusammen. Entscheidend dafür sind die Transparenz der Organisation und ihr nachhaltiger Ansatz, wie Adjei betont. Sie nutzt die Mittel, um Bildungsräume in benachteiligten Gemeinden aufzubauen und die Menschen vor Ort zu qualifizieren, dauerhaft Bildungsarbeit für die Community zu leisten. „Nur so können wir den Teufelskreis aus mangelnder Infrastruktur, mangelnden Bildungsmöglichkeiten und mangelnden Zukunftsperspektiven durchbrechen“, ist Adjei überzeugt. Dabei geht es nicht nur um eine Verbesserung der Bildungschancen, sondern auch der Bildungsgerechtigkeit. Besonders setzen sich Adjei und EduSpots deshalb dafür ein, Frauen den gleichen Zugang zu Bildung und Arbeit zu ermöglichen: „Alle Kinder sollen die Möglichkeit haben, ein gutes Leben zu führen – egal, wo sie leben, wie wohlhabend sie sind oder welches Geschlecht sie haben.“
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie
Kontakt
Prof. Dr. Martin Halle
Lehrstuhl für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie
Am Olympiacampus 11
80809 München
Tel.: 089 4140 6774 (TUM Klinikum)
Tel.: 089 289 24441 (Uptown Campus)
E-Mail: Martin.Halle(at)mri.tum.de
Emmanuel Adjei
Lehrstuhl für Präventive Sportmedizin und Sportkardiologie
Am Olympiacampus 11
80809 München
E-Mail: Emmanuel.adjei(at)mri.tum.de
Text: Konstantin Götschel/Bastian Daneyko
Foto: Privat