Im Rahmen der European Championships Munich 2022 fand am Montag auf dem Olympiaberg das Finale der von der Felix-Neureuther-Stiftung ins Leben gerufenen „Beweg-Dich-Schlau-Championships“ statt. 110 Grundschüler_innen traten in acht Bewegungs- und Denkspielen gegeneinander an und machten unter sich ein Sieger-Team aus. Im Anschluss ging es in einer sportpolitischen Talkrunde zum Jugendsport um genau das: Wie soll Jugendsport im 21. Jahrhundert aussehen, um Kindern wieder die Freude an Bewegung zu vermitteln?
Geladene Gäste waren neben Felix Neureuther, ehemaliger Skirennfahrer sowie Schirmherr und Gründer der Felix-Neureuther-Stiftung, der Bayerische Innen- und Sportminister Joachim Herrmann (CSU) sowie der Bayerische Kultusminister Prof. Dr. Michael Piazolo (Freie Wähler). Zudem standen Jörg Ammon, Präsident des Bayerischen Landesportverbands (BLSV), sowie Michael Weiß, Vorsitzender der Bayerischen Sportjugend (BSJ), auf dem Podium. Von Veranstalterseite war Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark GmbH, vertreten.
Große Schlagzeilen hat im Nachhinein aber erstmal vor allem eine Nachricht produziert: Innenminister Herrmann sprach sich nach der Gesprächsrunde gegenüber der Rheinischen Post für eine deutsche Olympia-Bewerbung aus. Deutschland müsse sich „egal an welchem Standort zu einer Bewerbung aufraffen“. Zuvor wurde Olympia während der Talkrunde schon einmal thematisiert. BLSV-Präsident Ammon lobte die Organisatoren und betonte besonders die Begeisterung, die die European Championships bei den Zuschauer_innen auslöse. Genau diese Faszination, den „Sport vor Ort“ hautnah zu erleben, sei ein entscheidender Faktor, um Kinder und Jugendliche wieder für Sport zu begeistern und zum selbstständigen Bewegen anzuregen. Auch deshalb sprach er sich sehr deutlich für eine deutsche Bewerbung für die Olympischen Spiele 2036 aus, welche er gemeinsam mit Herrmann in Angriff nehmen wolle.
Das Thema Nachhaltigkeit spielt eine entscheidende Rolle bei den European Championships Munich 2022. In den drei Bereichen soziale, ökologische und wirtschaftliche Nachhaltigkeit soll das Event laut Veranstalter einen langfristigen Mehrwert bieten - angefangen bei der Wiederverwendung der Strukturen und Bauwerke der Olympischen Spiele 1972 über soziale Projekte für jung und alt bis hin zu Bildungsinitiativen. Laut Herrmann seien die European Championships damit der Beweis dafür, dass man eine solche Großveranstaltung, anders als die Olympischen Winterspiele in Peking, eben doch nachhaltig und respektvoll ausrichten könne.
Für Felix Neureuther ging es weniger um den Leistungssport oder eine Bewerbung für Olympia. Er hatte vor allem ein Anliegen: Dass sich Kinder wieder mehr bewegen.
Der Bewegungsmangel, vor allem nach der Corona-Pandemie, wird eines der wichtigsten Themen der zukünftigen Gesellschaft sein. Deswegen seien Veranstaltungen wie die European Championships besonders wichtig: „Kinder sollen mit dem Sport in Berührung kommen, er soll Emotionen in ihnen wecken", so Neureuther. Kinder, die bis Nachmittag in Ganztagesschulen sitzen und danach in ihrer Freizeit nur noch am Smartphone hängen, seien heutzutage beinahe die Norm. Deswegen müsse den Kindern in der Schule mehr geboten werden: „Es passiert mir im Schulsystem einfach noch zu wenig, was das Thema Bewegung betrifft. Es ist noch zu weit weg vom Sport.“ Kinder sollen die Möglichkeit haben, sich zu bewegen, um die Freude an der Bewegung zu entdecken. Unterricht solle spielerisch aufgebaut werden und das Lernen mit der Bewegung verknüpft werden. Als Vorbild nannte Neureuther das skandinavische Bildungssystem, denn dort wird die Bewegung in der Schule deutlich stärker integriert.
Auch Michael Weiß argumentierte, dass die Gesellschaft sich wieder mehr bewegen müsse: „Es geht nicht immer nur um den Leistungssport, wir brauchen erstmal die Grundlagen dafür, damit Leistungssport möglich ist. Die Breite der Gesellschaft muss sich bewegen und das geht bei Kindern und Jugendlichen los.‘‘ Das werde vor allem durch die Zusammenarbeit von Schulen mit den Sportvereinen möglich. Denn hier bekämen die Kinder neben der Bewegung auch Werte wie Miteinander, Toleranz und Respekt vermittelt.
Marion Schöne schloss sich dieser Auffassung ebenfalls an. Ihr sei es wichtig, dass jede_r an den European Championships teilhaben könne. Deshalb habe sich das Organisationsteam des „The Roofs"-Festivals etwas Besonderes überlegt, um die Kinder wieder nachhaltig für den Sport zu begeistern: Für die neun teilnehmenden Sportarten gibt es jeweils einen Standort im Olympiapark, an dem die Kinder sich selbst in den Sportarten ausprobieren und ein EC-Sportabzeichen sammeln können - damit aus den Kindern von heute Sportbegeisterte von morgen werden.
Text & Fotos: Laura Kimpfbeck & Julian Brandt