Die TUM lädt jeden Sommer exzellente Studierende ausgewählter nordamerikanischer Universitäten sowie dem Imperial College London zu einem ca. neunwöchigen Forschungsaufenthalt im Rahmen des Practical Research Experience Program (TUM PREP) ein. Die Teilnehmenden gewinnen dabei wertvolle Einblicke in die Forschungsarbeit an Deutschlands topgerankter technischer Universität und können ihre fachlichen und methodischen Qualifikationen erweitern.
Von 3. Juli bis 2. September war Hannah Ulman, Studentin im Bereich „Operations Research and Financial Engineering“ an der Princeton University/USA, zu Gast an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften. Zusammen mit Ojus Sharma, Student im Bereich „Computer Science” an der University of British Columbia (Kanada), widmete sie sich an der Professur für Chronobiology & Health von Prof. Dr. Manuel Spitschan dem Thema „Individual circadian health care – using chatbots to promote circadian and sleep health (Light Bot)“. Betreut wurden die beiden Studierenden von Dr. Anna Biller, Postdoc an der Professur für Chronobiology & Health.
Der Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation hat Prof. Spitschan und Hannah Ulman kurz vor dem Ende ihres Aufenthalts an der TUM zum Interview getroffen.
Herr Prof. Spitschan, welchen Mehrwert bietet der Besuch ausländischer Studierenden, z. B. im Rahmen des TUM PREP-Programms, aus Ihrer Sicht für einen Lehrstuhl bzw. eine Professur?
Prof. Dr. Manuel Spitschan: „Durch die Teilnahme am PREP-Programm der TUM haben wir verschiedene Vorteile für uns gesehen. Zum einen bringen Studierende aus dem Ausland vielfältige Perspektiven, kulturelle Einblicke und eine globale Sicht auf ihre Forschungsprojekte und ihr akademisches Umfeld ein. Diese Vielfalt kann zu innovativen Ideen und Lösungen führen. Zum anderen können diese Studierenden auch technische Fähigkeiten mitbringen, die wir in unserer Gruppe nicht besitzen. Dadurch können wir unser Portfolio und die Art der Forschung, die wir betreiben können, erweitern. In der diesjährigen TUM PREP-Kohorte hatten wir das Vergnügen und das Privileg, mit zwei technisch fähigen Studierenden aus Nordamerika zusammenzuarbeiten, wodurch wir große Fortschritte in einem Software-Entwicklungsprojekt erzielen konnten. Besonders hervorheben möchte ich in dem Zuge auch Postdoc Anna Biller, die die Supervision der beiden hervorragend übernommen hat.“
Welchen Mehrwert bietet der Besuch ausländischer Studierenden für die Fakultät?
Prof. Dr. Manuel Spitschan: „Für die Fakultät trägt die Aufnahme internationaler Studierender dazu bei, zum einen eine globale Wirkung zu erzielen, zum anderen aber auch unseren internationalen Ruf zu fördern und exzellente Forschung zu unterstützen.“
Frau Ulman, Sie waren Teil des Teams von Prof. Spitschan an der Professur für Chronobiology & Health – wie war Ihre Zeit dort?
Hannah Ulman: „Bei der TUM PREP-Organisation geht es darum, dass sich eine Professur für ein bestimmtes Projekt bewirbt, für das sie studentische Mitarbeiter_innen gebrauchen kann. Meine Betreuer_innen haben für sich entschieden, dass sie gerne dieses Projekt starten möchten und haben sich daher für TUM PREP beworben. Anschließend haben sie uns ausgewählt, um an diesem Projekt zu arbeiten. Wir hatten die Möglichkeit, das Projekt von Beginn an mitzuentwickeln. Das war wirklich toll! Letztendlich gab es nur eine grobe Vorstellung davon, wie das Projekt aussehen sollte. Insgesamt hatten wir aber fast völlige Freiheit, es so zu gestalten, wie wir es für richtig hielten.“
Herr Prof. Spitschan, wie haben Hannah Ulman und Ojus Sharma die Professur in den neun Wochen unterstützen können?
Prof. Dr. Manuel Spitschan: „Hannah und Ojus haben ein Projekt unterstützt, indem sie die Entwicklung eines Gesprächsagenten für Schlaf und zirkadiane Gesundheit vorangetrieben haben, den wir nun in einer Machbarkeits- und Akzeptanzstudie einsetzen können. Ihre technische Arbeit hat uns geholfen, das Projekt in die nächste Phase zu bringen.“
Frau Ulman, konkret haben Sie an einem Projekt mit dem Titel "Individuelle zirkadiane Gesundheitsvorsorge - Einsatz von Chatbots zur Förderung der zirkadianen Gesundheit und des Schlafs (Light Bot)" gearbeitet. Was haben Sie genau gemacht?
Hannah Ulman: „Das eigentliche Projekt war die Entwicklung eines textbasierten Chatbots für die Messenger-App Telegram. Dort gibt es Bots, mit denen man sich sozusagen unterhalten kann. Mit Telegram kann man seinen eigenen Bot erstellen, wann immer man will. Wir haben also diesen Chatbot erstellt, der jetzt mittlerweile viele Funktionen besitzt, um potentiellen Nutzern zu helfen, mehr über die eigene Schlafgesundheit zu erfahren und sie zu verbessern. Es gibt Lernmodule, in denen man verschiedene Tipps zur Verbesserung der Schlafgesundheit erhält oder Quizfragen beantworten kann, um herauszufinden, welche Art von Schläfer man ist. Man kann auch Wecker einstellen, die einen dann daran erinnern, bestimmte Dinge zu tun, um die Schlafgesundheit zu verbessern. Wir haben den Chatbot in unserer letzten Woche hier an der TUM fertiggestellt, um am Ende ein Produkt vorweisen zu können, bevor wir abreisen. Man kann den Bot jetzt auf Telegram finden, wenn man nach dem Namen 'Helena' sucht."
Wie kann ein PREP-Studierender bei einem solchen Projekt etwas bewirken?
Hannah Ulman: „Es war wirklich schön, Ojus Sharma mit mir im Team zu haben und mit ihm zusammen zu arbeiten. Zwei Monate sind zwar nicht so lang, aber es ist genug Arbeitszeit, um etwas zu entwickeln. Es hängt viel davon ab, wie enthusiastisch die eigenen Betreuer sind, wie viel Unterstützung sie dir geben und wie sehr sie das Projekt so angelegt haben, dass du es in zwei Monaten schaffen kannst. Unsere Vorgesetzten haben hier wirklich gute Arbeit geleistet, indem sie klare Ziele und erreichbare Schritte formuliert haben. Wir hatten tägliche und wöchentliche Besprechungen mit dem gesamten Team, und sie haben uns ständig mit einbezogen und uns konkrete Aufgaben gegeben. Nachdem es ein Nine-to-Five-Job war, konnten wir die komplette Zeit über daran arbeiten und waren nicht durch irgendwelche Aufgaben oder Arbeiten fürs Studium abgelenkt. Unsere Betreuer haben sich für PREP mit einem langfristigen Projekt im Hinterkopf beworben, so dass es für uns als Studierende sehr einfach war, motiviert zu sein, zu etwas beizutragen, das auch nach unserer Abreise fortbestehen wird."
Herr Prof. Spitschan, wird sich die Professur erneut für eine Teilnahme am TUM PREP-Programm bewerben?
Prof. Dr. Manuel Spitschan: „Ja, auf jeden Fall werden wir an der nächsten TUM PREP-Antragsrunde wieder teilnehmen.“
Frau Ulman, was sind Ihre Pläne nach Ihrem Aufenthalt an der TUM?
Hannah Ulman: „Drei Tage nach meinem Rückflug beginne ich mein Abschlussjahr an der Princeton University. Und ich werde nächstes Jahr im Frühjahr mein Examen machen. Ein Abschluss in Princeton öffnet glücklicherweise viele Türen und Möglichkeiten. Viele Princeton-Studierende ziehen anschließend zum Arbeiten in große Städte wie Seattle, San Francisco oder Chicago. Ich würde gerne in New York City arbeiten, denn dort gibt es eine Menge Jobs. Aber ich hoffe natürlich auch, dass ich mit Prof. Spitschan und seinem Team in Kontakt bleiben kann. Wir haben uns bereits über LinkedIn vernetzt, so dass ich immer auf dem Laufenden bin, was passiert.“
Vielen Dank für das Gespräch!
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Kontakt:
Prof. Dr. Manuel Spitschan
Rudolf Mößbauer Professur für Chronobiology & Health
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24544
E-Mail: manuel.spitschan(at)tum.de
Interview/Text: Romy Schwaiger
Fotos: Romy Schwaiger/privat