Der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie implementiert an der Technischen Universität München (TUM) ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement für Studierende. Dafür wird das Team von Ordinaria Prof. Dr. Renate Oberhoffer von der Techniker Krankenkasse (TK) bis 2021 mit 450.000 Euro unterstützt. Bei einer positiven Evaluierung kann das Projekt um zwei weitere Jahre verlängert werden.
"Die Techniker Krankenkasse ist eine innovative Kasse, die sich den gesellschaftlichen Herausforderungen der Zukunft stellt - und dies auch im Bereich der Prävention. Ich freue mich, dass wir dieses wichtige Projekt gemeinsam durchführen können und für unsere Studierenden einen Mehrwert schaffen", erklärt Prof. Oberhoffer, die auch Dekanin der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften ist.
Gesundheitsmanagement für Studierende
Das Gesundheitsmanagement wird sich an alle Studierenden der TUM richten. Ziel ist, organisatorische und strukturelle Rahmenbedingungen für ein ganzheitliches Gesundheitsmanagement zu schaffen. Im Rahmen des Projekts werden Studierende sensibilisiert, sich frühzeitig mit ihrer Gesundheit auseinanderzusetzen - um dann das Studium und die Rahmenbedingungen auch gesundheitsförderlich zu gestalten. Bereits bestehende universitäre Strukturen wie "TUMgesund" werden eingebunden.
Jeweils 25 % der Studierenden leiden unter Stress oder Erschöpfung
"Im Feld der Studierendengesundheit besteht ein hoher Handlungsbedarf. Das belegt eine aktuelle, von uns unterstützte Studie", erläutert Dr. Brigitte Steinke vom Gesundheitsmanagement der TK. Ein Viertel der befragten Studierenden leidet häufig unter Stress. Alarmierend ist, dass ebenfalls ein Viertel angibt, unter Erschöpfung - einer Dimension von Burnout - zu leiden. In Bezug auf körperliche Aktivität erreichen nur 27 Prozent die Empfehlung der WHO.
"Auslöser für die Probleme bei den Studierenden können beispielsweise Leistungsdruck oder sozialer Stress sein. Immer wieder lassen sich gesundheitliche Defizite diagnostizieren, die bereits längerfristig bestehen, jedoch nicht klar identifiziert und behandelt wurden", erklärt Dr. Thorsten Schulz. Der wissenschaftliche Mitarbeiter des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie initiierte das Projekt gemeinsam mit Oberhoffer sowie den Kolleginnen Barbara Reiner und Mascha Reinicke.
"Wir haben in den vergangenen Jahren an der Fakultät in dem Projekt ,Gesund durchs Studium' bereits Gesundheitsuntersuchungen für unsere Studierenden der Sport- und Gesundheitswissenschaften angeboten. Die Ergebnisse waren alarmierend", sagt Oberhoffer. Zum Beispiel hatten zahlreiche der Studierenden Über- beziehungsweise Untergewicht oder Bluthochdruck. Dies sind Risikofaktoren für Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie zum Beispiel Schlaganfall oder Herzinfarkt. Weiterhin konnten bisher nicht diagnostizierte Krankheiten festgestellt werden bis hin zu Herzfehlern, die dann operiert werden mussten. "Ein großes Manko ist, dass viele Studierende leider kaum Strategien kennen, die zu einer Aufrechterhaltung ihrer eigenen Gesundheit führen", sagt Schulz.
Informationsveranstaltungen, kostenlose Untersuchungen & Befragung
Inhaltlich setzt sich das Kooperationsprojekt mit der TK aus den Bausteinen "Ist-Analyse", "Strukturaufbau", "Entwicklung", "Umsetzung" und "Re-Evaluation" zusammen und umfasst die Handlungsfelder Bewegung, Ernährung und Stressbewältigung. Dementsprechend werden Informationsveranstaltungen für Studierende aus den Bereichen "Ernährung", "Gesundheit" und "Psychologie" geschaffen. Die an der TUM bereits existierenden Angebote werden zusammengeführt. "Es gibt schon vereinzelt Aktionen für Studierende, wie etwa durch die Studierenden-Vertretung AStA, den Zentralen Hochschulsport (ZHS) oder einzelne Gesundheitsmanagement-Projekte - wie ,Gesund durchs Studium' an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften", fasst Schulz zusammen. Diese Angebote sollen nun zunächst erhoben und übersichtlich gelistet werden, um die Auffindbarkeit zu stärken. In einem zweiten Schritt sollen die einzelnen Projekte dann miteinander vernetzt werden.
Daneben offeriert der Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie weiterhin eine medizinische und sportmotorische Untersuchung, an der Studierende kostenlos teilnehmen können. Während die gesundheitsbezogenen Ausgangsuntersuchungen vorerst hauptsächlich für die Studierenden der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften angeboten werden, werden sukzessive alle weiteren Fakultäten durch einen Online-Fragebogen zum eigenen Gesundheitsverhalten und dem SGM einbezogen. In der Befragung geht es um Lebensqualität und Gesundheit der Studierenden sowie um ihre Vorschläge in Bezug auf Veränderungen. In den kommenden drei Jahren sollen rund 2.000 Studierende befragt und die medizinische Untersuchung für 1.000 Studierende durchgeführt werden.
Prof. Oberhoffer: "Wollen Keimzelle der Prävention sein"
Als erste Konsequenz könnten in der Universität verschiedene Erholungsecken ("Blue Zones") errichtet und nach den Wünschen der Studierenden gestaltet werden. Ebenso sollen gesundheitsfördernde Maßnahmen, die bedarfsgerecht im Projekt entstehen, schnellstmöglich allen TUM Studierenden zur Verfügung stehen. "Wir wollen versuchen, die Gesundheit von Studierenden als Ressource über das Studium hinaus zu fördern und damit langfristig für den weiteren Lebensverlauf zu festigen - um so eine Keimzelle der Prävention zu sein", formuliert Oberhoffer das langfristige Ziel.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Präventive Pädiatrie
Zur Homepage der Techniker Krankenkasse
Kontakt:
Prof. Dr. Renate Oberhoffer
Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24570
E-Mail: praeventive-paediatrie(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: Markus Rist/Dr. Fabian Kautz