Nehmen Beachvolleyballer_innen die Spielstärke und kurzfristige Veränderungen der Spielstärke ihrer Gegner überhaupt wahr und passen entsprechend ihre Aufschlagentscheidung daran an? Diese Fragen wurde am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik im Rahmen einer aktuellen Studie beantwortet.
Durchgeführt wurde diese von Dr. Daniel Link, Privatdozent am Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik. Die Arbeit wurde nun unter dem Titel „Experts use base rates in real-world sequential decisions" im „Psychonomic Bulletin & Review“ veröffentlicht. Die Fachzeitschrift hat einen Impact Faktor von 5,536.
Die Studie entstand im Zuge eines BISp-Projektes mit dem Titel „Sequenzentscheidungen im Beachvolleyball: Ein integrativer Ansatz psychologischer Forschung und Spielbeobachtung“. Diese wird in Zusammenarbeit mit dem Psychologischen Institut der Deutschen Sporthochschule Köln durchgeführt, dessen Leiter Prof. Dr. Dr. Markus Raab ebenfalls Autor der Veröffentlichung ist. „In dem Projekt untersuchen wir, welche Strategien Beachvolleyballer_innen bei Selektionsentscheidungen anwenden“, erklärt PD Dr. Link. Das Projekt basiert auf den Daten von mehr als 1.300 Spielen der Weltspitze, die Entscheidungsverhalten von Expert_innen in einem natürlichen und kompetitiven Setting zeigen. Darüber hinaus werden experimentelle Studien mit Spitzenathlet_innen des Deutschen Volleyball-Verbandes (DVV) durchgeführt, die dazu beitragen sollen, Sequenzentscheidungen im Aufschlag im Hinblick auf die Olympischen Sommerspiele 2024 in Paris zu optimieren.
„Die Veröffentlichung von Teilergebnissen dieses Projektes in einer anerkannten Zeitschrift für experimentelle Psychologie zeigt, dass wir Datensätze aus dem Sport nutzen können, um Beiträge für die Theoriebildung in den Basiswissenschaften zu liefern“, erläutert PD Dr. Link. In diesem Fall handelt es sich um die Erforschung des sogenannten Prävalenzfehlers ( „base rate fallacy“). Dieser ist ein kognitiver Bias, der entsteht, wenn die Prävalenz („base rate“) eines Ereignisses bei einer Entscheidung nicht oder nicht adäquat berücksichtigt wird. „Wir konnten in dem Beitrag zeigen, dass Expert_innen, in unserem Fall professionelle Beachvolleyballspieler_innen, sensitiv in Bezug auf die Basisrate ihrer Gegner sind und ihre taktischen Entscheidungen anpassen“, ergänzt PD Dr. Link. Dies steht durchaus im Kontrast zu klassischen, experimentellen Befunden der Psychologie und dürfte Eingang in die dortige Fachdiskussion finden.
Zum Artikel „Experts use base rates in real-world sequential decisions” im Journal „Psychonomic Bulletin & Review”
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Kontakt:
PD Dr. Daniel Link
Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24498
E-Mail: Daniel.Link(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Pixabay/"Psychonomic Bulletin & Review"/privat