Sport
Analysen sportlicher Expertise durch Bewegungs- und Blickanalysen sowie Analysen der neuronalen Korrelate. Zentrale Themen sind die Prävention behavioraler und neuronaler Defizite durch Kopfstöße, sowie von Dystonien bei sportlichen Präzisionsleistungen. Zum Einsatz kommen Methoden zum Motion Capture, Eye Tracking, Videoanalysen und Neuroimaging sowie moderne Wearables.
Einfluss von Kopfbällen auf Hirnfunktion und -struktur
Jan Kern, Joachim Hermsdörfer
Seit Juli 2017 ist der Lehrstuhl für Bewegungswissenschaft in ein Projekt des Bundesinstituts für Sportwissenschaft (BISp) zur Erforschung der Einflüsse von Kopfbällen im Fußball auf Kognition, Sensomotorik und Hirnstruktur involviert. Unser Ziel ist es, ein mögliches Gesundheitsrisiko von Fußballerinnen zu analysieren, welches von regelmäßigen Kopfstößen im Trainings- und Spielbetrieb ausgehen könnte. Mittels quantitativer, nicht-interferierender Kopfakzelerometrie und Videobeurteilung erheben wir die Historie und den Kontext aller Kopfstöße. Wir wollen abschätzen, inwiefern die Häufigkeit und Intensität der erlebten Kopfstöße mit möglichen Änderungen der kognitiven, sensomotorischen und vestibulären Leistungsfähigkeit zusammenhängt. Funktionelle und strukturelle Änderungen von Hirnnetzwerken werden mittels MRT-Bildgebung evaluiert. In der ersten Studienphase wurden bereits die neuro-psychologischen, vestibulären und sensomotorischen Tests durchgeführt und MRT-Sequenzen aufgezeichnet. Nach einer Beobachtungsphase von zwei Jahren, werden diese Verfahren wiederholt. Aktuell werden die von den Akzelerometern quantitativ registrierten Impacts mit den Videos der ersten Saisonspiele verglichen.
Förderung: Bundesinstitut für Sportwissenschaft https://www.bisp-sht.de/SHT/DE/Home/home_node.html
Golf
Joachim Hermsdörfer, Ferdinand Tusker
Bei diversen Sportarten treten Bewegungsstörungen auf, die ein ähnliches Erscheinungsbild wie die tätigkeitsspezifischen Dystonien Schreibkrampf und Musikerkrampf aufweisen. Ein bekanntes Beispiel sind Yips beim Golf-Putt. In dem Projekt werden die Erscheinungsbilder verschiedener Dystonien bei Alltagstätigkeiten und Sport verglichen, um Aussagen über Ursachen und Therapiemöglichkeiten zu erhalten.
Handlungsantizipation und Handlungsvorhersage bei Experten
Waltraud Stadler
Verhalten formt das Gehirn und Erfahrung erzeugt ein Repertoire an Möglichkeiten der Interaktion mit der Umwelt. Wie werden Wahrnehmung und Kognition durch die in jahrelangem Training erworbene sensomotorische Erfahrung geformt?
In verschiedenen Verhaltensexperimenten untersuchen wir wie Bewegungsexperten (Athleten) kognitive Aufgaben lösen, die meist die Vorhersage bekannter oder unbekannter Handlungen beinhalten. Zur Erfassung der visuellen Anhaltspunkte, die Experten verwenden um akkurate Vorhersagen zu treffen, verwenden wir verschiedene Methoden. Diese reichen von psychophysikalischen Experimenten über die Messung der Reaktionszeit und Genauigkeit bis hin zu qualitativen Ansätzen und Eye-Tracking.
Zudem sind wir an cortikalen Netzwerken interessiert, die mit Handlungsvorhersage assoziiert werden, und untersuchen, wie sie durch Bewegungsexpertise moduliert werden.
An unseren Studien nehmen Experten aus verschiedenen Sportarten teil – u.a. Volleyball, Taekwondo, Basketball und Eiskunstlauf. Dazu unterstützen uns verschiedene Vereine wie das Damen Bundesliga-Volleyballteam des SV Lohhof und die Deutsche Taekwondo Union (DTU). Unsere Neuroimaging Studien führen wir am Klinikum rechts der Isar durch, in Kooperation mit Dr. Afra Wohlschläger and Dr. Kathrin Koch (Neurokopfzentrum und Neuroimaging Center).
Cross et al., 2013; Diersch et al., 2013; Stadler et al., 2012