Die Frage, wie technische Hilfsmittel - z.B. der Videoschiedsrichter - im Fußball eingesetzt werden sollen, gehört aktuell zu den meistdiskutiertesten Themen des Profisports. Zu diesem und anderen Aspekten des Schiedsrichterwesens richtete der portugiesische Fußballverband am 29. Juni 2019 die International Conference on Football Refereeing an der FPF Portugal Football School in Lissabon aus. Die Tagung besuchten über 150 Experten aus Wissenschaft, den europäischen Fußballverbänden sowie aktive Schiedsrichter und Trainer aus dem Profifußball.
PD Dr. Daniel Link vom Lehrstuhl für Trainingswissenschaft und Sportinformatik der TU München hielt einen eingeladenen Hauptvortrag zum Thema „Technological Officiating Aids in Soccer“.
Studien zur Torlinientechnologie, Freistoßspray und Videoschiedsrichter
Technological Officiating Aids sind Hilfsmittel, die Schiedsrichter bei der Leitung von Spielen unterstützen. Einige von diesen Hilfsmitteln - wie z.B. das Freistoßspray - sollen die Durchsetzung von Regeln erleichtern. Andere - wie etwa die Torlinientechnologie - könnten den Schiedsrichter bei Entscheidungen sogar ersetzen.
Link berichtete auf der Tagung von Studien, die in den letzten Jahren an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften im Auftrag der Deutschen Fußball Liga (DFL) in der Bundesliga und der 2. Bundesliga durchgeführt wurden. „Wir konnten unter anderem zeigen, dass die Anzahl schwerwiegender Regelverstöße durch das Freistoßspray signifikant zurückgegangen sind“, bilanziert der habilitierte Sportwissenschaftler.
Wichtiges Forschungsthema für die Trainingswissenschaft und Sportinformatik
Die Evaluation von neuen Technologien im Sport ist ein zentrales Forschungsthema des Lehrstuhls von Ordinarius Prof. Dr. Martin Lames. „Die Einführung neuer Technologien und Regeln im Sport bringt immer potentielle Risiken mit sich“, erläutert Link. „Es liegt daher im Interesse der Sportverbände, bereits im Vorfeld mit der Abschätzung zu beginnen, wie sich eine Technologie auf das Verhalten von Schiedsrichtern, Spielern, Zuschauern sowie die Leistungsstruktur einer Sportart auswirkt“, ergänzt Dr. Otto Kolbinger, der sich 2018 mit diesem Thema erfolgreich promovierte.
Zukünftig sind weitere Studien, z.B. zum Einsatz des Videoschiedsrichters (VAR) im Profifußball, geplant. „Wir möchten auf Basis von Spieldaten untersuchen, wie der Videoassistent den Fußball verändert hat“, erklärt Link. Die Ergebnisse können wichtige Hintergrundinformationen liefern, um Entscheidungsprozesse im Schiedsrichterwesen der Verbände zu unterstützen.
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PD Dr. Daniel Link
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E-Mail: Daniel.Link(at)tum.de
Text: Michael Schaffrath
Foto: Daniel Link