Am Montag, 15. August, fand der Marathon der European Championships Munich 2022 mit Start und Ziel am Odeonsplatz statt. Am Vormittag gingen zuerst die Damen an den Start, eine Stunde später folgten die Herren. Die beste deutsche Frau, Miriam Dattke, wurdem erst zweiten Marathon ihrer Karriere Vierte. In einer überragenden Team-Leistung holten sich die deutschen Damen die Goldmedaille. Bei den Herren erkämpfte sich Ringer Richard nach einem fulimanten Zielsprint den ersten Platz. In der Mannschaftswertung der Männer ging Silber an Deutschland.
Nach der Medaillenzeremonie des Marathons ging es sofort weiter mit dem öffentlichen Lauf für alle Hobby-Sportler_innen, dem Salomon Run of 2022, bei dem die 10-Kilometer-Marathonschleife der Elite nachgelaufen wurde. Jedoch war der Weg dahin nicht leicht zu finden. In der Ausschreibung wurde zwar der U-Bahn-Ausgang und der Straßenname des Starts genannt, aber keine Hinweise darauf gegeben, dass vom Odeonsplatz aus in eine Seitenstraße und durch einen kleinen Park gegangen werden musste. Da auch keine Schilder aufgestellt wurden, war es ohne den vorab zugeschickten Plan schwierig, die Zielstraße überhaupt zu erreichen. Am vermeintlichen Start angekommen, ging es von dort in den zuvor bestimmten Startgruppen A und B an die eigentliche Startlinie, die inmitten der Tribüne am Odeonsplatz aufgebaut lag, von dem die Marathonläufer_innen der EM ebenfalls am Vormittag gestartet waren. Die Aufstellung im Startbereich wurde jedoch nicht angekündigt, weshalb das Motto: „Der Masse hinterher“ ganz zutreffend war. Die jeweiligen Läufer_innen wurden nicht auf ihre Startzeit geprüft, wodurch Teilnehmer_innen der Gruppe B in der Gruppe A mitgelaufen sind. Darüber hinaus gab es keine Uhr oder Zeitdurchsagen, wie viele Minuten bis zum Startschuss noch blieben. Die vielen Athlet_innen standen in dem Startbereich, machten Bilder, filmten und warteten auf das Startsignal. Erst die letzten zehn Sekunden wurden heruntergezählt und so den Teilnehmer_innen mitgeteilt, dass das Rennen jetzt beginnt. Auf der zuvor, während des Marathons, vollbesetzten Tribüne konnten mittlerweile nur noch vereinzelte Zuschauer_innen entdeckt werden, die applaudierten. Nach dem Startschuss ging es durch die vielen Läufer_innen zuerst nur langsam voran. Am Streckenrand klopften die Zuschauer_innen auf die Banden und verursachten damit einen wahnsinnigen Lärm, der die Teilnehmer_innen noch einmal motivierte. Doch bereits nach ein paar Metern verebbten die Zurufe und das Geräusch von reibendem Stoff und abdämpfenden Laufschuhen dominierte die folgenden Kilometer.
Vom Odeonsplatz aus verlief die Strecke weiter Richtung Marienplatz, am Viktualienmarkt vorbei, bis zum Gärtnerplatz. Da dieser einen sternförmigen Straßenverlauf hat und die Sportler_innen aus der einen Straße kamen, in die nächste einbogen, dort umdrehten und wieder einen anderen Weg weiterliefen, war der ganze Gärtnerplatz voll mit Läufer_innen, wodurch das Gefühl einer großen Laufgemeinschaft entstand. Auf dem Weg Richtung Friedensengel kamen die Athlet_innen an einer Sprühdusche vorbei, die für eine Abkühlung bei den heißen Temperaturen sorgte. Außerdem folgte bei knapp der Hälfte des Rennens eine Versorgungsstation mit Wasser. Da dies die einzige Möglichkeit war, während der zehn Kilometer etwas zu trinken, füllte sich die Verpflegungsstelle aufgrund der vielen Teilnehmer_innen schnell. Die Strecke führte weiter Richtung Friedensengel. Dabei versuchten Fahrradfahrer_innen und Fußgänger_innen immer wieder, die Strecke der Läufer_innen zu überqueren, wurden aber von Polizist_innen und Ordnungshüter_innen zurückgewiesen. Um den Friedensengel zu erreichen, musste eine kleine Ansteigung hochgelaufen werden. Dabei bekamen einige körperliche Probleme. Doch die Unterstützung der Athlet_innen untereinander war sehr groß und es wurde nach dem gegenseitigen Wohlbefinden gefragt. Nach der Anstrengung bergauf, ging es entspannt bergab und weiter in Richtung Chinesischen Turm im Englischen Garten. Dort ertönte die Blasmusik aus dem Biergarten und ein gutgelaunter Ordnungshüter animierte die Streckenzuschauer, die Vorbeilaufenden anzufeuern. Langsam näherte sich das Ziel, nach einer letzten Erfrischungsdusche ging es auf die Zielgerade vom Siegestor aus, zurück zum Odeonsplatz. Auf dem letzten Kilometer klopften die Zuschauer_innen noch einmal kräftig auf die Banden und feuerten lauthals an. Im Ziel angekommen, gab es eine Medaille, die aber leider nicht für alle Teilnehmer_innen reichten, da sich am Veranstaltungstag noch eine Vielzahl an Läufer_innen nachgemeldet hatte und der Veranstalter scheinbar nicht vorgeplant hatte. Des Weiteren bildete sich eine lange Schlange um die Versorgungsstation und die Teilnehmer_innen mussten in praller Sonne einige Zeit warten, um ein Wasser oder Riegel nach dem Lauf zu erhalten. Insgesamt war es jedoch eine wunderschöne Strecke durch das Herzen Münchens mit einem großen Zusammenhalt der Laufgemeinschaft - trotz heißer Temperaturen und teilweise mangelhafter Organisation des Veranstalters.
Text & Fotos: Luisa Peintner