Wer sich in diesen Tagen in und um München bewegt, kommt am Thema Sport nicht vorbei. Egal ob im Olympiapark, am Königsplatz oder im nahegelegenen Oberschleißheim, die European Championships begeistern die Stadt. Ein perfekter Rahmen, nicht nur für den Leistungssport. So fand am vergangenen Montag das Finale der „Beweg dich schlau! Championships“ am „Heimat Roof“ auf dem Olympiaberg statt. Als Teil der „Future Class of 22“, welche den Nachwuchs und damit auch zukünftige Athlet_innen Teil der European Championships werden lassen soll, stellten sich 150 Kinder aus elf bayerischen Grundschulen den unterschiedlichsten sportlichen Herausforderungen. Die Projektgruppe der TU München begleitete das Event und sprach mit dem Schirmherrn der Veranstaltung, Felix Neureuther.
“Das Leuchten in den Augen der Kinder zu sehen. Das ist, was mir an der Arbeit mit Kindern so sehr Spaß macht”, so Felix Neureuther. Was er damit meinte, wurde spätestens während des großen Finales der „Beweg dich schlau! Championships“ deutlich. Zusammen mit dem Bayerischen Landes-Sportverband (BLSV) und der Bayerischen Sportjugend (BSJ) entwickelte die Felix-Neureuther-Stiftung ein bayernweites Format, in dem Grundschüler_innen in verschiedenen sportlichen Minispielen gegeneinander antreten. Nach Vorentscheiden an den einzelnen Schulen und nachfolgenden Bezirksfinals trafen sich die elf besten der insgesamt 140 angemeldeten Klassen zum großen Finale in München. An acht Stationen mussten die Grundschüler_innen neben der sportlichen Komponente auch Aspekte wie Teamfähigkeit, Koordination oder logisches Denken beweisen.
Gerade die Wichtigkeit der Verknüpfung aus Athletiktraining und kognitiven Übungen kennt Neureuther aus seiner eigenen sportlichen Karriere. „Ich musste immer schon anders trainieren als andere. Durch meine massiven Rückenprobleme, unter anderem sechs Bandscheibenvorfällen, war normales Krafttraining für mich nicht möglich. Deshalb habe ich immer schon viel im neurologischen Bereich gearbeitet und habe ein Trainingsprogramm entwickelt, das es mir ermöglicht hat, trotzdem erfolgreich zu sein“, erzählte der 13-fache Weltcupsieger im Ski Alpin. Es handelt sich dabei um ein Konzept, mit dem er unter anderem auch Fußballtrainer Jürgen Klopp begeistern konnte und das in vielen Bereichen des Spitzensports mittlerweile als Neuroathletik oder Lifekinetik zum Alltag gehört.
Aber nicht nur im Leistungssport, sondern auch im Breiten-, Kinder- und Jugendsport bietet die Verknüpfung körperlicher und mentaler Aufgaben einen Mehrwert. So könne man den Kindern durch die Integration des Konzepts Inhalte spielerisch vermitteln. „Ich habe mein Trainingskonzept mit 'Beweg dich schlau!' für den Bedarf von Kindern und Jugendlichen umgeschrieben, um Kinder auf spielerische Art und Weise zur Bewegung zu bringen. Denn der Bewegungsmangel ist einfach enorm“, so der dreifache Familienvater. Dies wäre auch schon weit vor der Corona-Pandemie erkennbar gewesen, wenngleich die Folgen von Lockdowns und anderen Einschränkungen den Trend noch deutlich verstärkt hätten. Das sei eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe, der sich vor allem auch das Bildungssystem stellen müsse. „Es ist die Verantwortung der Politik, dafür zu sorgen, dass die Kinder gesund in die Zukunft geschickt werden. Andere Länder, gerade in Skandinavien, machen das ganz anders. Und man sieht an den sportlichen Erfolgen beispielsweise Norwegens, wie erfolgreich das, auch für den Leistungssport, sein kann“, schildert der ehemalige Slalom- und Riesenslalomspezialist.
Doch die Umsetzung des Projekts war für Neureuther nicht leicht. Bürokratische Schritte legten ihm viele Steine in den Weg. Der ehemalige Leistungssportler ließ sich davon allerdings nicht beirren und versucht weiterhin, die Bewegungsausbildung bei Kindern zu fordern und zu fördern. Die Ideen und Projekte von „Beweg dich schlau!“ würden hierbei durchweg positive Rückmeldungen erhalten.
Dies war auch am Olympiaberg erkennbar. Bei bestem Wetter bewiesen die Grundschüler_innen nicht nur Ausdauer und Geschick, sondern zeigten auch, wie spielerisch Bewegung funktionieren kann. Am Ende krönten sich „Die wilden Hühner“ aus Mittelfranken zum ersten Sieger der „Beweg dich schlau! Championships“. Auf Rang zwei folgten „Die Gewinner“, Dritter wurden „Die schnellen Geparden“.
Nun gehe es darum, das Projekt auch langfristig zu etablieren. Der Finaltag in München war hierfür ein wichtiger Schritt, der erneut gezeigt hat, wie eng Breiten- und Leistungs- sowie Jugend- und Erwachsenensport zusammenhängen. Manchmal sind es vom einen zum anderen eben nur ein paar Meter.
Text & Fotos: Luis Helm & Simon Sandig