E-Compared (abgeschlossen)
Projektbeschreibung
Depressionen gehören zu den häufigsten und schwerstwiegenden Erkrankungen unserer Zeit. Aktuell leiden etwa vier Millionen Menschen in Deutschland an den Symptomen, doch nur wenige erhalten eine effektive Therapie.
Eine mögliche Ergänzung klassischer Therapiekonzepte können internetgestützte Behandlungsformen sein. Diese versprechen eine niedrigere Hemmschwelle, verkürzte Wartezeiten sowie orts- und zeitunabhängige Hilfe. Zahlreiche Untersuchungen zeigen, dass diese Behandlungsformen bei Depression erfolgreich sein können. Nicht für alle Betroffene ist allerdings eine rein internetgestützte Behandlung interessant und/oder geeignet. Kombinierte Verfahren, die psychotherapeutische Gespräche vor Ort und internetgestützte Behandlungselemente kombinieren, könnten die Vorteile beider Ansätze nutzen und eine vielversprechende Ergänzung klassischer Therapieformen sein.
Vor diesem Hintergrund untersucht der Lehrstuhl für Klinische Psychologie und Psychotherapie der FAU die Wirksamkeit einer solchen kombinierten Depressionsbehandlung (Online-Lektionen auf Website, Smartphone App, persönliche Therapiegespräche vor Ort).
Die Rekrutierung in den Hausarztpraxen im Rahmen der RCT-Studie fand vom Februar 2015 bis August 2016 statt. Derzeit nehmen wir keine weiteren Patienten mehr in die Studie auf. Die Behandlungsphase im Rahmen von Moodbuster wird Anfang 2017 für den zuletzt aufgenommenen Patienten abgeschlossen sein.
Wissenschaftlicher Hintergrund
E-COMPARED (European-COMPARative Effectiveness research on online Depression) ist ein interdisziplinäres Projekt an dem Personen aus Psychologie, Gesundheitstechnologie, Kommunikations- und Informationstechnologie und Gesundheitswesen beteiligt sind. Der ursprüngliche Projektzeitraum vom 01.01.2014 bis 31.12.2016 wurde um weitere 6 Monate bis zum 30.06.2017 verlängert. Das Projekt vergleicht in acht europäischen Ländern die Standardbehandlung von Depression mit einer Kombination von persönlicher (face-to-face) und web- bzw. mobil-basierter Therapie.
Die Evaluation erfolgt mittels randomisierten kontrollierten Studien (RCT), fortgeschrittenen ICT-Plattformen (Informations- und Kommunikationstechnologie), technologischer Intelligenz und einem Ökonomie-Vorhersage-Modell, um zu untersuchen, welche Behandlungsform, für welche Patientengruppe und unter welchen Bedingungen wirksamer ist. In Deutschland erfolgte die Umsetzung der Evaluationsstudie in der Primärversorgung (primary health care) und damit im Setting der ambulanten Behandlung von depressiven Patienten in der hausärztlichen Praxis. Hierzu fanden enge Kooperationen mit Hausarztpraxen in der Metropolregion Erlangen-Nürnberg-Fürth statt.
Kooperierende Hausarztpraxen in der Metropolregion Erlangen-Nürnberg-Fürth
Wir danken den Hausarztpraxen, die als Kooperationspartner die Studie unterstützen und ihre betroffenen Patienten für die Teilnahme an der Studie zur Behandlung depressiver Symptome gewinnen konnten. Für die Rekrutierung der Patienten in den Hausarztpraxen wurden den Hausärzten Flyer und Plakate für das Wartezimmer und das persönliche Arzt-Patient-Gespräch zur Verfügung gestellt. Der Aufwand für die beteiligten Hausärzte im Rahmen der Studie sollte max. 30-60 Minuten pro Patient betragen und wurde monetär entschädigt. Durch die Mitarbeit an der Studie leisten Hausarztpraxen einen wichtigen Beitrag zur Weiterentwicklung der Depressionsbehandlung in Deutschland. Außerdem profitierten ihre Patienten von einem zeitnahen Behandlungsbeginn; d.h. Therapieplätze waren ohne Wartezeit verfügbar. Eine Übersicht der kooperierenden Hausarztpraxen, finden Sie hier.
Das Forschungsprojekt für depressive Patienten in der Hausarztpraxis
Von depressiven Symptomen betroffene Patienten konnten sich an die eigene Hausarztpraxis wenden, da jede Hausarztpraxis jederzeit eine Kooperation mit uns starten konnte. Durch die Beantwortung eines Gesundheitsfragebogens (postalisch oder online) haben sich die Patienten bei uns angemeldet und anschließend weiterführende Informationen erhalten.
Teilnahmevoraussetzungen
Patienten, die mindestens 18 Jahre alt waren und sich in keiner aktuellen psychotherapeutischen Behandlung durch Psychologen oder Ärzte befanden, konnten an der Studie teilnehmen. Therapeutische Vorerfahrungen bzw. eine bestehende oder gleichzeitige medikamentöse Behandlung waren erlaubt. Weitere Teilnahmevoraussetzung war die Diagnosestellung einer Major Depression (leicht-, mittel- oder schwergradig; auch chronische Verläufe oder Rezidive). Patienten mit der Diagnose einer Minor Depression wurden von uns an eine Präventionsstudie zu Depressionen weiter vermittelt. Die Diagnostik führten unsere Testleiter durch (Telefoninterview).
Um an unserer Studie teilzunehmen, musste die behandelnde Hausarztpraxis bereits ein Kooperationspartner von uns sein oder Bereitschaft zeigen, dies zu werden. Um an den internetgestützten Therapiebausteinen teilnehmen zu können, war ein Computer mit Internetzugang nötig.
Das Projekt wurde 2017 mit dem Erlanger Medizinpreis ausgezeichnet.
Förderung
Europäische Union
Ansprechpartner:innen: Ingrid Titzler & Prof. Dr. David Daniel Ebert