Wie wird die Social-Media-Präsenz eines Verbandes gestaltet? Wie werden verschiedene Zielgruppen am besten erreicht? Über welche Kommunikationskanäle lässt sich die Organisation der Spiele und Trainings gestalten? Und welche Rolle spielt KI im Amateurfußball?
Diese und weitere Fragen beantwortete Fabian Frühwirth, stellvertretender Geschäftsführer und Leiter der Abteilung Medien und Kommunikation des Bayerischen Fußball-Verbands (BFV), am Dienstag, 28. Mai 2024, bei seinem Besuch am Arbeitsbereich für Medien und Kommunikation in Form eines Gastreferates zum Thema „Verbandskommunikation & die Wichtigkeit von Social Media“.
In der anschließenden offenen Fragerunde, geführt von den wissenschaftlichen Mitarbeitenden Romy Schwaiger und Bastian Daneyko, gewährte Frühwirth den rund 30 Studierenden des Moduls „Sportkommunikation und Sportsponsoring“ Einblicke in seinen beruflichen Alltag und die Arbeit in der Abteilung Medien und Kommunikation des BFV.
In der dynamischen Welt des Amateurfußballs ist es unerlässlich, ständig aktuelle und ansprechende Inhalte zu liefern. Der BFV – mit Hauptsitz in München – bedient die verschiedensten Social-Media-Kanäle wie Facebook, YouTube, Instagram, TikTok und sogar einen eigenen WhatsApp-Channel. Schon seit 2011 ist der Verband auf Facebook aktiv und hat bis dato 93.000 Follower generiert, die mit über 500 Posts im Jahr bedient werden. Auch YouTube stellt eine wichtige Plattform für den Verband dar. Seit 2013 ist der BFV hier erfolgreich aktiv, der Kanal zur Regionalliga Bayern (als höchste Spielklasse Bayerns) erreicht jährlich 2,56 Mio. Zuschauer mit insgesamt 12,7 Mio. Minuten Betrachtungszeit.
Dort werden nicht nur Live-Übertragungen von Auslosungen gezeigt, sondern auch Highlight-Videos kurz nach Spielende der Regionalliga-Partien und kurze Clips („Shorts“). Die größte Herausforderung für Frühwirth und sein fünfköpfiges hauptamtliches Team sei es vor allem, „Zielgruppen zu bedienen, die du nicht wirklich definieren kannst. Es spielt der Vierjährige Fußball, aber auch der 86-Jährige, der noch als Schiedsrichter unterwegs ist“.
Doch nicht nur in externen Apps ist der BFV aktiv, sondern der Verband betreibt für Vereinsmitglieder eine eigene BFV-Team-App, die bereits 850.000-mal heruntergeladen wurde. Über den Kommunikationskanal wird Organisatorisches abgehandelt wie zum Beispiel die Verwaltung der Mannschaft, Informationen zur Mannschaftskasse, zusätzlich enthält die App Anmelde- und Absagemöglichkeiten für Spielerinnen und Spieler sowie eine Elternfunktion, die sich so über ihre Kinder auf dem Laufenden halten können. Zudem verschickt der größte Landesverband des DFB verschiedene Newsletter für Fans und Trainerinnen und Trainer sowie einen eigenen BFV-Newsletter, der jeden Mittwoch erscheint und rund 11.000 Abonnentinnen und Abonnenten erreicht.
Ein weiteres Highlight des Vortrags waren die Ausführungen zum Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) beim BFV. Frühwirth erklärte, wie vollautomatisierte 180-Grad-Kameras insbesondere zwischen der Bezirksliga und der Regionalliga Bayern zum Einsatz kommen, Amateurfußball-Spiele aufzeichnen und Highlights erstellen können. Über diese Technologie werden auf der Streaming-Portal Sporttotal derzeit bis zu 130 Spiele an einem Wochenende übertragen, was nicht nur die anschließende Berichterstattung über den Amateurfußball vereinfacht, sondern auch die Verweildauer auf den Plattformen verdoppelt hat. „Wir können dadurch den Amateurfußball so medial aufbereiten, dass es auch den Zuschauenden interessiert, der sich sonst nur die oberen Ligen ansieht – und wir haben Amateurfußball-Content, der unterhaltsam, spannend und kurios ist“, so Frühwirth.
Bei 1,6 Mio. Mitgliedern, über 4.500 Vereinen und bis zu 13.500 Amateurfußball-Spielen pro Wochenende kann der Einsatz von KI auf Dauer eine Arbeitsentlastung für die Amateurvereine bieten. Denn die KI generiert für die BFV-Homepage und -App beispielsweise sogenannte Robotertexte, die sich die Informationen aus den finalen Spieldaten ziehen, die von den Schiedsrichterinnen und Schiedsrichtern über eine zentrale Plattform im Anschluss an ein Spiel übermittelt werden. Diese Robotertexte können dann auch von den Vereinen für die eigene Vor- und Nachberichterstattung kostenfrei genutzt werden.
Zum Abschluss hatte Frühwirth noch einige Tipps für die Studierenden: Diese müssten für eine Karriere in der Medienbranche vor allem ihr „Handwerkszeug beherrschen“, denn auch „Praktikantinnen und Praktikanten müssen die klassische Meldung schreiben“ und darüber hinaus neben der (Amateur-)Fußball-Affinität eine „Portion Kreativität“ mitbringen. Abschließend betonte der BFV-Pressesprecher, dass es weiterhin essenziell wichtig ist, auch mal „Entscheidungskraft zu zeigen“ sowie Spaß daran zu haben, „unter Druck zu arbeiten“.
Text & Fotos: Paulina Dröge