„In der gesamten Kommunikationsbranche hat sich die Geschwindigkeit rasant erhöht – eine Echtzeit-Kommunikation über alle Kanäle hinweg“, erklärt Jörg Kottmeier, Unternehmenssprecher Konzernkommunikation und Politik, Wirtschafts- und Finanzkommunikation, der BMW Group. Kottmeier gab rund 30 Studierenden am 17. Juni auf Einladung von Prof. Dr. Michael Schaffrath Einblicke in die Arbeit eines leitenden Kommunikators in einem Weltkonzern.
Die BMW Group beschäftigt rund 500 Kommunikatoren weltweit, die in verschiedenen Bereichen tätig sind. Beim global agierenden Automobilhersteller ist das Geschlechterverhältnis in der Kommunikationsabteilung recht ausgewogen. Kottmeier selbst hat einen geradlinigen Karriereweg eingeschlagen, wobei er zunächst eine Ausbildung zum Industriekaufmann abschloss, danach ein Zeitungsvolontariat absolvierte, bevor er sein Studium Journalistik, Politik und Sport an der Ludwig-Maximilians-Universität in München aufnahm. Nach erfolgreichem Diplom war er acht Jahre als Redakteur beim Sport-Informations-Dienst tätig, ehe er 2002 zur BMW Group wechselte, wo er zunächst 16 Jahre lang die Abteilung Sportkommunikation leitete.
Ab 2018 bis 2022 hat Kottmeier bei der BMW Group das „Media House“ aufgebaut, geleitet und damit entscheidend geprägt. Diese damals neue Abteilung innerhalb des Unternehmens zielt in erster Linie darauf ab, die Botschaften der Unternehmenskommunikation Kanal- und Zielgruppen-adäquat aufzubereiten, zu orchestrieren und auszuspielen. Dies bildet den Wandel in der Medienlandschaft ab, in der Social Media und andere digitale Kanäle zunehmend an Bedeutung gewinnen. „Ein einfacher Pressetext reicht in der heutigen Zeit nicht mehr aus. Wir müssen unsere Botschaften über die unterschiedlichsten Kanäle zu den jeweiligen Zielgruppen transportieren“, sagt Kottmeier.
Auch wenn durch die konzerneigenen Kommunikationskanäle die Autonomie vom klassischen Journalismus größer geworden sei, brauche man die Gatekeeper als neutrale Instanz für die Kommunikation nach außen. Im Minutentakt würden auf den unterschiedlichsten Plattformen Meldungen veröffentlicht, kommentiert, aktualisiert. Für den klassischen Journalismus wird es damit zunehmend schwieriger, eine Exklusivmeldung bis zum nächsten Tag zurückzuhalten.
Für einen globalen Automobil-Konzern ergeben sich durch Social Media auch neue Herausforderungen. „Wir beobachten neben den traditionellen Medien die sozialen Netzwerke, um kommunikativ schnell reaktionsfähig zu sein, sollte die Situation dies erfordern“, berichtet Kottmeier und gibt Einblicke in die Krisenkommunikation: „Wir müssen bei Krisen die Kommunikation als weltweit agierender Konzern mit den entsprechenden Fachstellen abstimmen, um schnell reaktionsfähig zu sein – oft geschieht dies auch international. Einfach gesagt: Wer spricht wie über was wo wann und zu wem?"
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Seminars stellten viele Nachfragen zu diversen Themen. Unter anderem zu den Sport-Sponsoring-Engagements der BMW Group. Kottmeier erläuterte dazu, dass das Unternehmen traditionell stark im Motorsport sowie im Golf- und Segelsport engagiert sei. Zudem würden in den unterschiedlichen Regionen bestimmte Sportarten mit großer nationaler Bedeutung gesponsert. Als Beispiele nannte der Unternehmenssprecher ein Engagement im Rugby in Südafrika und die Wintersport-Engagements in Deutschland. Abgesehen vom Automobilsponsoring des amtierenden Champions League Siegers Real Madrid spiele Fußball als populärste europäische Sportart in der Sponsoring- und Marketingabteilung des Automobilkonzerns jedoch derzeit nur eine untergeordnete Rolle.
Jörg Kottmeiers Besuch bot umfassende Einblicke in die komplexen und dynamischen Kommunikationsaktivitäten der BMW Group, betonte die Bedeutung von Transformation, Anpassungsfähigkeit und Innovation und zeigte auf, wie ein Unternehmen auf globaler Ebene erfolgreich kommunizieren kann.
Text & Fotos: Julian Lukas