Der Frauenfußball hat in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung erlebt. Was einst als Nischensport galt, ist heute der am schnellsten wachsende Bereich im Sportmarkt, so Bianca Rech, Direktorin der FC Bayern Frauen. Am 9. Dezember 2024 gab die ehemalige Profispielerin den Studierenden des Moduls „Sportkommunikation und Sportsponsoring“ spannende Einblicke in die Entwicklung des Frauenfußballs. Der Vortrag mit anschließender Fragerunde zum Thema „Frauenfußball im medialen Fokus“ wurde von den wissenschaftlichen Mitarbeitenden Bastian Daneyko und Jasmin Schol moderiert.
Bereits seit 1970 wird Frauenfußball beim FC Bayern gespielt, seit Juli 2024 agieren die FC Bayern Frauen als eigenständige Direktion – laut Rech ein wichtiger Schritt für mehr Sichtbarkeit und Effizienz. Diese Umstrukturierung bietet für die Direktorin einige Vorteile: Entscheidungswege seien kürzer, Absprachen könnten schneller getroffen werden und es bestehe ein direkter Zugang zum Vorstand. Die Sichtbarkeit des Frauenfußballs nimmt nicht nur innerhalb des Vereins zu – auch die Fangemeinde wächst. Das zeigt sich deutlich in den sozialen Medien: Mit 1,6 Millionen Followern auf Instagram zählen die FC Bayern Frauen inzwischen zu den Top-5-Accounts der Bundesliga-Clubs, verglichen mit den Herren-Vereinen in der Bundesliga.
Die sechsfachen deutschen Meisterinnen können auf erfolgreiche Jahre zurückblicken. In der Saison 2023/24 gewann das FC Bayern Frauen-Team jedes Bundesligaspiel. Bianca Rech warnte jedoch: „Man darf sich nicht zu schnell von Spieltagsemotionen leiten lassen.” Es sei hin und wieder wichtig, einen Schritt zurückzugehen und das große Ganze zu betrachten. Den Erfolg ihrer Mannschaft misst sie nicht ausschließlich an einzelnen Spielergebnissen – entscheidender sei es, welche Erkenntnisse man aus den Spielen zieht und wie man sich weiterentwickeln kann. Für einen Blick hinter die Kulissen empfahl Rech die sechsteilige Dokumentation „Mehr als 90 Minuten“, die den Alltag des Teams beleuchtet.
Die wachsende Aufmerksamkeit öffne viele Türen. „Jeder Tag ist in gewisser Weise eine Herausforderung, aber auch gleichzeitig eine Chance”, findet Bianca Rech, die sich als eine der wenigen Frauen in der männerdominierten Fußballwelt etabliert hat. Über die Jahre habe sie gelernt, hartnäckig zu sein und auch mal die Ellenbogen auszufahren. Eine entscheidende Fähigkeit für ihren Beruf sei ihre Ausdauer. Sie betonte: „Wenn ich davon überzeugt bin, dass es das Richtige ist, dann kämpfe ich bis zum Schluss.”
Ein wichtiger Meilenstein für die FC Bayern Frauen sei die Gewinnung eigener Sponsoren, die die finanzielle Unabhängigkeit vom Gesamtverein erhöhen. Was den Frauenfußball ausmacht und vom Männerfußball abgrenzt, sei die Nahbarkeit. „Wir müssen immer im Kopf behalten, wo wir herkommen und dass wir die Werte, die wir leben, nicht vergessen“, so Rech. Die FC Bayern Frauen würden sich mit ihren Schlüsselattributen als attraktives Asset positionieren: authentisch, familiär und nahbar. Dies biete enorme Potenziale für Sponsoren, die eine neue und diverse Zielgruppe erreichen möchten. „Wer jetzt nicht aufspringt, verpasst es“, hob Rech hervor, die in den Sponsoren neben der finanziellen Unterstützung auch potenzielle strategische Partnerschaften sieht, durch die Sponsoren und Verein gemeinsam wachsen können.
Bereits während Rechs aktiver Zeit im Profifußball von 2000 bis 2015 (u.a. 1. FC Köln, FC Bayern München und die Nationalmannschaft) wurde ihr bewusst, dass die Karriere als Profisportlerin schnell vorbei sein kann. Es sei daher wichtig, ein zweites Standbein aufzubauen. Diese Meinung teilt der FC Bayern und unterstützt seine Spielerinnen durch das Mentoring-Programm „Empower Her“ aktiv dabei, ihre Persönlichkeit und Interessen abseits des Fußballfeldes zu finden.
Auch die Talentförderung liegt Bianca Rech sehr am Herzen. Sie sei eine zentrale Stellschraube für die Zukunft des FC Bayern und für den Frauenfußball insgesamt. Mit Initiativen wie der Kampagne „Bunt kickt gut”, gezielter Unterstützung der Nachwuchsmannschaften und Förderkader möchte der Verein junge Talente inspirieren und fördern. Junge Mädchen sollen den Traum haben können, Fußballprofi zu werden.
Text und Fotos: Isabella Risse und Jocelyne Oguntade