Content, Social Media, Equal Play – und wie kommuniziert der größte Fußballverband der Welt eigentlich während einer Weltmeisterschaft. Michael Herz, Abteilungsleiter für Story- und Kommunikationsmanagement beim Deutschen Fußball-Verband e.V., war auf Einladung von Dozent Bastian Daneyko am 6. Juni 2023 zu Gast an der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften, um mit den 30 Studierenden des Moduls „Sport-PR für Vereine, Verbände, Unternehmen“ über diese und weitere Themen zu diskutieren.
Seit mittlerweile 22 Jahren arbeitet Herz beim DFB – davor standen ein Diplom-Studium der Sportwissenschaften an der Universität des Saarlandes, ein Volontariat sowie eine Festanstellung bei der Saarbrücker Zeitung, bei der der gebürtige Homburger unter anderem die Spiele der deutschen Fußball-Nationalmannschaft besetzte. 2001 folgte der Wechsel, damals noch als Onlineredakteur, an die „Otto-Fleck-Schneise“, den früheren Sitz des DFB in Frankfurt.
Seit 2009 ist Herz in leitender Funktion tätig. Bei seinem Impulsvortrag gab der 55-Jährige unter anderem Einblicke in die generelle Content-Strategie des Verbandes zur Frauen-Weltmeisterschaft 2023: „Während auf Instagram und besonders auf Twitter informative Inhalte im Vordergrund stehen, liegt bei den Videos auf TikTok der Fokus ganz auf dem Unterhaltungswert. Die Rolle von Facebook im Social-Media-Plan nimmt hingegen stetig ab“, erklärt Herz.
Anschließend hatten die Studierenden die Gelegenheit, Fragen zu stellen. Den Alltag als PR-Mitarbeitender während eines Großturniers wie einer Weltmeisterschaft beschrieb Herz als „sechswöchigen 24/7-Job“. Im Gegensatz zu den Spielerinnen, die üblicherweise am Tag nach den Partien frei haben, müssten sich die Social-Media-Verantwortlichen vor Ort jeden Tag um die Einhaltung des vorgegebenen Content-Plans kümmern. Das Zeitfenster hierfür sei allerdings knapp bemessen – pro Tag stehen lediglich 90 Minuten zur Content-Produktion mit den Spielerinnen zur Verfügung.
Zwei Monate vor Turnierbeginn treten zudem verschiedene Kontroversen an den DFB heran, wie die verspätete Abstellung der Spielerinnen des FC Bayern München. Für Michael Herz sind derlei Themen nichts Neues: „Es gibt grundsätzlich Strategien, wie wir damit umgehen – jedoch können wir mediale Thematiken, wie damals auch mit der One-Love-Armbinde von Kapitän Manuel Neuer bei der WM 2022 in Katar, kaum verhindern und erst recht nicht kommunikativ kontrollieren.“
Ein deutlich größeres Problem stelle die weiterhin ungeklärte Situation der Übertragungsrechte zwischen den öffentlich-rechtlichen TV-Sendern und der FIFA dar. Während sich für die Männer-WM 2022 in Katar die Sender ein Wettbieten lieferten, scheinen die Sendeanstalten nicht bereit, die von der FIFA geforderten 10 Millionen Euro für die Übertragungsrechte bezahlen zu wollen (mehr zum Thema hier). Michael Herz ist der klaren Meinung, dass die Übertragung der WM eine Aufgabe der öffentlich-rechtlichen Sender sei, betonte jedoch ebenfalls, dass der DFB in dieser Thematik wenig Einflussmöglichkeiten habe und nur vermitteln könne.
Abschließend diskutierten die Studierenden mit dem Abteilungsleiter für Story- und Kommunikationsmanagement über den wichtigen Aspekt des „Equal Pay“. Herz führte aus, dass der DFB zur Europameisterschaft 2022 – mit dem englischen Verband – die höchste Prämie aller teilnehmenden Länder an die Spielerinnen ausgeschüttet hat. Zudem verwies er auf die DFB-Kampagne „Equal Play“ – bei der sich der DFB für gleiche Voraussetzungen zum Fußballspielen beider Geschlechter einsetzt.
Text & Fotos: Linus Wörgötter