Wie verwandelt man Fußball-Leidenschaft in einen Beruf mit Millionenpublikum? Conan Furlong schilderte seine persönliche Erfolgsgeschichte bei einem Besuch am Department of Health and Sports Sciences am 26. Mai 2025. Im Anschluss an die Gesprächsrunde mit Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation, beantwortete der Sportjournalist, Moderator und Content Creator engagiert die zahlreichen Fragen der rund 40 Studierenden des Moduls „Sport-PR für Vereine, Verbände und Unternehmen“.
Für Furlong bedeutete der Gastvortrag eine Rückkehr zu seinen akademischen Wurzeln: Vor etwa zehn Jahren schloss er den Bachelorstudiengang „Wissenschaftlichen Grundlagen des Sports“ erfolgreich ab. Danach absolvierte der heute 29-Jährige einen Master in Business and Sports Communication sowie ein crossmediales Volontariat bei Sport1. Doch der klassische Journalismus reichte ihm bald nicht mehr: „Ich wollte mich selbstständig machen, weil ich merkte, dass ich mich in dem Sender nicht so verwirklichen konnte, wie ich das gern getan hätte. Für mich gab es keine Balance mehr, dass beide Seiten voneinander gleichermaßen profitieren“, sagt Furlong.
So begann er parallel zur journalistischen Karriere, sich als Sport-Content-Creator zunächst auf TikTok und später auf anderen Social Media Kanälen wie Instagram und YouTube zu etablieren. Aus einer anfänglichen Community von rund 60.000 Fußballfans wuchs eine treue Anhängerschaft von mittlerweile 800.000 Followern über verschiedene Plattformen hinweg. Der Durchbruch gelang ihm während der Fußball-Weltmeisterschaft 2022 – allein in den vier Turnierwochen gewann er 200.000 neue Fans.
Nur auf Social Media zu setzen, war Furlong jedoch zu riskant. Neben seiner Selbstständigkeit ist er daher regelmäßig beim ZDF unter anderem im Format Bolzplatz zu sehen und als Fußballexperte in der Live-Übertragung der Baller League aktiv. Ab der nächsten Bundesliga-Saison wird er auch noch als Fieldreporter bei DAZN starten.
Gleich zu Beginn des Seminars grenzte sich Furlong bewusst von der Berufsbezeichnung „Influencer“ ab, weil Influencer für ihn Menschen sind, die vor allem ihr Privatleben in Szene setzen oder Produkte bewerben. Als Content Creator hingegen stehe bei ihm ausschließlich der Inhalt im Fokus, und das ist Fußball. Seine Leidenschaft für den Fußball und seine profunde Kompetenz im Fußball sind die Basis seiner Beiträge. In mittlerweile mehr als 1.000 Videos analysiert er Spiele aus der Champions League, der Bundesliga und dem DFB-Pokal. Konkurrenzdruck empfindet er dabei nicht: „Ich habe meinen eigenen Stil entwickelt und sehe andere Creator im inhaltlichen Sinne nicht als Konkurrenz.“
Um diesen Stil anschaulich zu vermitteln, zeigte Furlong den 40 Studierenden mehrere, eigene Beispielvideos. Daran erklärte er verschiedene Erzählformen seines Storytellings, wie etwa eine Analyse zu möglichen Kandidaten für den entgangenen Transfer von Florian Wirtz beim FC Bayern München. „Ich habe immer im Hinterkopf, dass ich Content für andere mache, nicht für mich. Und mein Ziel dabei ist die Essenz der Geschichte zu treffen und damit Reichweite zu erzielen.“ Ein Blick auf seine Klickzahlen zeigt: Das Konzept geht auf, auch bei längeren Videos. Mit typischen Social-Media-Kniffen sorgt er dafür, dass Rezipierende bis zum Ende dranbleiben. Auch die Interaktion mit den Followern ist ihm wichtig: „Kommentare der Konsumierenden erhöhen das Engagement enorm.“
Zentral für Furlong ist Authentizität: „Ich teile immer meine eigene Meinung, wenngleich ich mir natürlich künstlerische Freiheit in der Inszenierung nehme.“ Kritik, selbst wenn sie unsachlich ist, begegnet er reflektiert: „Für jeden, der mich anpöbelt, gibt es Hundert andere, die mich loben.“ Der Umgang mit einzelnen Kritikern managt er professionell.
Sein Tagesgeschäft ist fordernd: Fast täglich schaut er mindestens ein Fußballspiel und begleitet es für Social Media. An manchen Tagen laufen sogar drei Spiele gleichzeitig auf verschiedenen Bildschirmen. Wenn möglich, ist er europaweit im Stadion dabei. Das wird durch Kooperationen mit Unternehmen und über ein gut ausgebautes Netzwerk realisiert – auch dank seines Managements. „Die Tickets nutze ich gezielt für meine Inhalte und nicht zur privaten Unterhaltung“, betont der Content Creator. Dabei versteht sich Furlong nicht als Stadion-Vlogger: „Ich bin nicht auf das Drumherum oder das Privatleben der Spieler fokussiert. Mich interessiert nahezu ausschließlich das Sportliche.“ Der Vorteil gegenüber der heimischen Couch ist, dass er das Geschehen hautnah miterlebt. Allerdings verfolgt er zunehmend mehr Spiele von zu Hause aus. Das sei günstiger, biete rechtlich mehr Freiheiten und liefere aufgrund der konstanten Produktionssituation oft besseren Content.
Sein journalistischer Anspruch ist hoch: „Ich will immer der Erste sein, der nach Abpfiff ein Meinungsvideo teilt, und meistens gelingt mir das auch.“
Text & Fotos: Jasmin Schol