Gibt es einen Zusammenhang zwischen körperlicher oder mentaler Erschöpfung und spezifischen Veränderungen von Metabolitenkonzentrationen im Blut von alpinen Skifahrern? Dieser Frage geht der Lehrstuhl für Sportbiologie von Prof. Dr. Henning Wackerhage in seinem neuen Projekt mit dem Titel „sportFATIGOM“ nach. Die Studie, die bis Dezember 2020 läuft, wird vom Bundesinstitut für Sportwissenschaft (BISp) mit einer Gesamtsumme in Höhe von rund 35.000 Euro gefördert.
In Zusammenarbeit mit dem Deutschen Skiverband (DSV) nehmen während der Projektlaufzeit voraussichtlich 20 Athleten (zehn Frauen und zehn Männer) aus dem Ski-Alpin-Nationalkader an der Untersuchung teil. Diese alpinen Skifahrer_innen werden über einen Vorbereitungszyklus hinweg begleitet. In dieser Zeit werden den Athlet_innen Blutproben entnommen, wenn sich diese erholt bzw. ermüdet fühlen und/oder Leistungsprobleme auftreten. „Die Athlet_innen kommen oftmals in extreme Ermüdungs- und Erschöpfungssituationen, wenn sie beispielsweise ein hohes Trainingspensum absolvieren, viel auf Reisen sind oder in der Höhe und in kalten Regionen trainieren“, erklärt Stephanie Kaps, wissenschaftliche Mitarbeiterin und Promovendin am Lehrstuhl für Sportbiologie. „Die Grundidee hinter dem Projekt ist, dass manche Sportler_innen trotz scheinbar guten Trainingszustands ihre Leistung nicht abrufen können oder sich zum Beispiel platt fühlen. Wir wollen dann herausfinden, ob dies mit veränderten Metabolitenkonzentrationen zusammenhängt und was die Gründe dafür sind.“
Ziel der Studie ist es, zu prüfen, ob sich beispielsweise Ermüdungssituationen in bestimmten Metaboliten- oder Proteinkonzentrationen im Blut widerspiegeln und so ein „Unexplained Underperformance Syndrome" erklären könnten. Die Blutproben sollen mit moderner Massenspektrometrie ausgewertet und mit funktionellen Tests sowie psychologischen Fragebögen kombiniert werden.
„Durch mehrere Messungen wollen wir untersuchen, ob sich bei den Athlet_innen systematische Veränderungen der Konzentration der Metaboliten im Blut zeigen“, so Prof. Henning Wackerhage. „Im Idealfall finden wir die Ursachen für die Ermüdung oder die schlechte Leistungsfähigkeit heraus und können dann diese Probleme beseitigen.“
Zusätzlich wird Dr. Martin Schönfelder, wissenschaftlicher Mitarbeiter am Lehrstuhl für Sportbiologie, eine systematische Literaturanalyse durchführen, um so Metabolite und Proteine zu identifizieren, deren Konzentrationen beispielsweise bei Stress, Ermüdung, Schlafmangel oder dem „Chronic-Fatigue-Syndrom“ verändert sind. „Durch die Literaturanalyse können wir einen kleinen Katalog an Biomarkern aufbauen, die im Rahmen der Blutanalyse ebenfalls getestet werden sollen. Eventuell geben diese dann Hinweise darauf, was die Ursache für etwaige Leistungsprobleme der Athlet_innen sein könnte“, erläutert Stephanie Kaps die Vorgehensweise.
Aufgrund der aktuellen Corona-Krise wurde der Startzeitpunkt der Studie vorläufig verschoben, da für die Skifahrerinnen derzeit keine leistungsdiagnostische Eingangsuntersuchung stattfinden kann. „Wir hoffen aber, dass sich das im Laufe der kommenden Wochen ändert und wir dann die Eingangsdiagnostik durchführen können“, ist Kaps vorsichtig optimistisch. „Unser oberstes Ziel bleibt natürlich, die Studie für alle Beteiligten – Forscher wie Probanden – sicher durchzuführen.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Henning Wackerhage
Lehrstuhl für Sportbiologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24480
E-Mail: henning.wackerhage(at)tum.de
Stephanie Kaps
Lehrstuhl für Sportbiologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24481
E-Mail: stephanie.kaps(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: „sportFATIGOM“/DSV/BISp/Lehrstuhl für Sportbiologie