„Transfer-Journalisten“ – wie etwa der Italiener Fabrizio Romano – besitzen im internationalen und nationalen Profifußball mittlerweile einen sehr großen Einfluss auf Spielerwechsel und deren Finanzvolumen.
Von web.de wurde Prof. Dr. Michael Schaffrath zu Hintergründen und Folgen des neuen Phänomens „Transfer-Journalismus“ in einem längeren Interview befragt.
Die Position des Leiters des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation ist ziemlich dezidiert: „Mit seriösen Journalismus, bei dem es um die Verbreitung von wahrheitsgemäßen, gegenrecherchierten Informationen und nicht um die Kolportage von Gerüchten oder das Verbreiten von Spekulationen geht, hat Transfer-Journalismus nichts zu tun.“
Ein zusätzliches Problem sei, dass den selbsternannten „Transfer-Journalisten“ von Managern und Spielern sowie deren Beratern eine Art „Opinion-Leader-Funktion“ zugeschrieben werde, die deren Einfluss nur vergrößere. Dadurch entstehe aber gleichzeitig „ein ziemlich großes Instrumentalisierungspotential“ für Vereine und Vermarkter, nach dem Motto: „Streuen wir einmal ein Transfergerücht über den einen oder einen anderen der sogenannten Transferjournalisten und schauen einfach mal, wie der Markt darauf reagiert“, konstatiert der habilitierte Kommunikationswissenschaftler.
Die millionenfachen Followerzahlen, die z. B. ein Fabrizio Romano auf verschiedenen Social Media Plattformen besitzt, schaffe ein weiteres Dilemma für die klassischen Verlage und Rundfunkanstalten. Denn die stünden immer wieder vor der Frage, ob man Informationen, die auf solchen Portalen kursieren oder auch gezielt lanciert werden, in seiner Zeitung oder im Fernsehen verbreiten soll oder nicht. Nicht selten, so Schaffrath, machen sich seriöse Medienunternehmen zum „publizistischen Handlanger“, wenn die Infos sich letztlich nur als ein nicht belastbares Gerücht herausstellen. In Zeiten, in denen aus Informationen aufgrund fehlender Gegenrecherche immer wieder Fake-News werden, was zu Glaubwürdigkeitsverlusten führt, stelle dies für den seriösen Journalismus eine recht große Herausforderung dar, so Prof. Schaffrath.
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Text: Bastian Daneyko
Foto: Pixabay