Prof. Dr. Michael Schaffrath, Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation, hat sich am vergangenen Samstag, den 12. Juli 2025 in der Sendung „Sport am Samstag“ des Deutschlandfunks zum Thema Transferjournalismus geäußert. In dem Beitrag von DLF-Mitarbeiter Daniel Theweleit nennt Prof. Schaffrath mögliche Gründe für den aktuellen Erfolg des Transferjournalismus im Profi-Fußball und warnt vor dessen Instrumentalisierungspotenzial.
Prof. Schaffrath sieht den Erfolg sogenannter Transferjournalisten in dem klassischen Grundbedürfnis der Menschen nach Unterhaltung. Gerüchte und Spekulationen als wesentliche Bestandteile des Transferjournalismus befriedigten eben dieses. „Klatsch und Tratsch gehören zur originären Bestandteilen der Alltagskommunikation. Und wenn man klatscht und tratscht, wird man automatisch selbst Teil des Kommunikationsgeschehens“, analysiert Prof. Schaffrath die mögliche Rezeption entsprechender Beiträge von Transferjournalisten.
Der im Audio-Beitrag zitierte Transferjournalist des Senders Sky Sport, Florian Plettenberg, erreicht über seine Social-Media-Kanäle Millionen von Interessierten und beschreibt seine Arbeit selbst als „Echtzeit-Journalismus“. Dieser habe laut Plettenberg zur Folge „dass den ganzen Tag über Fußball geredet wird.“ Der italienische Transferjournalist Fabrizio Romano nennt darüber hinaus einen Wandel der gesamten Fußball-Berichterstattung, der dazu geführt habe, dass das Interesse der Fans am Transfer-Journalismus mittlerweile genauso hoch sei wie das Interesse für das eigentliche Spiel. Demgegenüber bezweifelt Prof. Schaffrath, ob der Begriff „Journalismus“ im Zusammenhang mit Transfers überhaupt der richtige Terminus sei. Denn beim Journalismus gehe es um die Verbreitung wahrheitsgemäßer und gegenrecherchierter Informationen. „Die Kolportage von Gerüchten und das Verbreiten von Spekulationen gehört natürlich nicht dazu.“ Der habilitierte Kommunikationswissenschaftler fragt provokant: „Was passiert denn eigentlich beim Transfer-Journalismus? Hier treffen sich doch nur die Glaskugelbesitzer mit den Kaffeesatz-Lesern und tauschen sich aus.“
Zwar betont Plettenberg das Nutzen von Quellen, deren Informationen er nur nach einer entsprechenden Freigabe veröffentliche. Jedoch berge dies schließlich auch ein Risiko. Laut Prof. Schaffrath könne im Transferjournalismus auch ein gewisses „Instrumentalisierungspotenzial“ liegen, wenn Vereine oder Funktionäre gezielt falsche Informationen lancieren, um beispielsweise die Ablösesumme für den eigenen Spieler in die Höhe zu treiben.
Text: Maximilian Linsmeier
Fotos: Privat