Auf Einladung der Nationalen Anti Doping Agentur (NADA) war Prof. Dr. Michael Schaffrath am Donnerstag, den 23. November 2023, Podiumsgast der Diskussionsrunde zum Thema „Das Umfeld und der Einfluss auf Doping“. Mit Jessica Sturmberg, Moderatorin vom Deutschlandfunk, Anne Sauer, vierfache Deutsche Meisterin im Florettfechtern und Vertreterin von Athleten Deutschland, sowie Michael Behr von der NADA diskutierte der Leiter des Arbeitsbereichs für Medien und Kommunikation über Ursachen von und Verantwortlichkeiten für Doping. Die Podiumsdiskussion wurde moderiert von Dr. Eva Bunthoff, Leiterin Stabsstelle Kommunikation und Marketing der NADA.
Schaffrath betonte, dass für ihn, gemäß der Sportsoziologen Karl Heinrich Bette und Uwe Schimank, Doping ein „Konstellationseffekt“ sei, an dem verschiedene Akteure mitbeteiligt seien. Der habilitierte Kommunikationswissenschaftler betonte die mitverantwortliche Rolle von Sportjournalist_innen. Allerdings scheinen viele Medienvertreter_innen hier einen sogenannten „Blinden Fleck“ zu besitzen, so Schaffrath: „In unserer Sportjournalist_innen-Befragung aus dem Jahr 2018-2019 konzedierten nur rund 26 Prozent, dass ihre Berufsgruppe für Doping mitverantwortlich sei. Und mit diesem Prozentwert lagen die Sportjournalist_innen auf dem letzten Platz von neun abgefragten Akteursgruppen.“
Doping sei aus Sicht der Sportjournalist_innen vor allem „die Schuld der anderen“. Und dies seien für die befragten Medienvertreter_innen primär die Athlet_innen (81 Prozent), gefolgt von den Trainer_innen und Ärzt_innen (je 78 Prozent). Prof. Schaffrath betonte auf dem Podium, dass der von den Medien aufgebaute Erfolgsdruck ein Klima schaffe, das Doping zumindest begünstige. Dies sähen im Übrigen die im Jahr 2020-2021 in einer anderen Studie befragten Spitzentrainer_innen ähnlich: „58,1 Prozent der Trainer_innen stimmen der Aussage zu, dass der von den Medien aufgebaute Erfolgsdruck für Doping mitverantwortlich ist“, berichtete Schaffrath.
Grundsätzlich mahnte er eine kritischere Reflexion von allen Akteuren des „Konstellationseffekt Doping" an. Doping müsse als strukturelles Problem bekämpft werden und dürfe eben nicht nur als das Versagen einzelner Athlet_innen gesehen und medial skandalisiert werden. Auch die Dopingberichterstattung müsse strukturelle Verstrickungen und die Verantwortung anderer Akteure differenzierter und deutlicher reflektieren, forderte Prof. Schaffrath.
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Elisa Rotte (NADA)