Die alternde Gesellschaft mit der wachsenden Bevölkerungsgruppe von Menschen über 60 Jahren stellt das deutsche Gesundheitssystem vor große Aufgaben. Ältere Menschen zeigen Veränderungen in Motorik und körperlicher Fitness, welche auch mit einem Rückgang der kognitiven Leistungsfähigkeit zusammenhängen. Diese alterstypischen Veränderungen sind nicht allein auf den biologischen Alterungsprozess, sondern sogar großteils auf zu wenig körperliche Betätigung zurückzuführen. Der Einsatz von neuen Technologien bietet eine Lösung, indem eine individuelle Trainingsgestaltung mit direktem Feedback stattfinden kann.
Aus diesem Grund hat die Professur für Konservative und Rehabilitative Orthopädie unter der Leitung von Prof. Dr. Thomas Horstmann gemeinsam mit dem Präventionszentrum das Projekt „CoFeT-FuLA“ („Effekte zweier computergestützter und feedbackgesteuerter Trainingskonzepte auf die funktionelle Leistungsfähigkeit bei Älteren“) gestartet. Dabei soll untersucht werden, ob ein Krafttrainingsprogramm, das computergestützt und feedbackgesteuert ist sowie eine Schnellkraftkomponente beinhaltet, die funktionelle Leistungsfähigkeit in Hinsicht auf Sturzprävention bei älteren Personen positiv beeinflussen kann.
„Vor und nach der zwölfwöchigen Untersuchungsphase werden verschiedene Tests bezüglich Körperbeschaffenheit sowie körperlicher und kognitiver Leistungsfähigkeit durchgeführt“, erklärt Prof. Horstmann. „Hier werden beispielsweise mittels standardisierter und erprobter Testverfahren die Muskelkraft sowie Balance- und Koordinationsfähigkeit getestet.“
Für die Studie wurden insgesamt 60 Männer und Frauen im Alter zwischen 60 und 70 Jahren randomisiert in drei gleichgroße Gruppen aufgeteilt. Die erste Gruppe führt gerätegestütztes Krafttraining und die zweite Gruppe Stepping-Training je zweimal pro Woche als Einzeltraining durch. Die dritte Gruppe dient als Kontrollgruppe und erhält keine Intervention.
Die Messungen finden sowohl im Gym des Unternehmens EGYM als auch im Präventionszentrum statt. Als Serviceeinrichtung der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften bietet das Präventionszentrum Dienstleistungen für solche Studien an. Zum einen kann im Vorfeld beratend zur Seite gestanden werden, anschließend können auch benötigte Messungen durchgeführt werden. Für die „CoFeT-FuLA“-Studie wird die isokinetische Kraftmessung mit dem ISOMED-2000 durchgeführt, welcher den Goldstandard zur Quantifizierung der Muskelfunktion darstellt.
Eine Trainingseinheit des gerätegestützten Krafttrainings besteht aus einem Aufwärmen an einem Ausdauertrainingsgerät für zehn Minuten. Anschließend wird an der Beinpresse, dem Beinbeuger, dem Beinstrecker, dem Abduktor, dem Adduktor sowie dem Wadentrainer trainiert. Die zwölfwöchige Trainingsphase besteht dabei auf vier Teilphasen zu drei Wochen, in denen der Schwerpunkt auf Kraftausdauer, Maximalkraft, Hypertrophie und Schnellkrafttraining liegt.
Das Stepping-Training findet auf einer 90 x 90cm großen instrumentierten Plattform statt. Dort können Bodenkontakte detektiert und lokalisiert werden. Die Plattform ist in 90 gleichgroße Felder aufgeteilt, die von links nach rechts und von oben nach unten mit den Ziffern ein bis neun beschriftet sind. Vor der Plattform befindet sich ein Bildschirm, auf dem die Aufgaben mitgeteilt werden und das Feedback über Erfolg oder Misserfolg berichtet wird.
„Wir untersuchen in der Studie eine interessante Zielgruppe, nämlich ältere Menschen, bei denen eine höhere Sturzgefahr vorhanden ist“, weiß Torsten Pohl, Projekt- und wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Professur für Konservative und Rehabilitative Orthopädie. „Insbesondere beim Schnellkrafttraining bei Älteren herrscht aktuell eine Forschungslücke, die wir nun füllen möchten. Unser Ziel ist es, das Sturzrisiko am Ende zu reduzieren, was insbesondere für die immer älter werdende Bevölkerung von großem Interesse ist, da Stürze hohe Kosten im Gesundheitssystem verursachen. Insofern ist die Studie auch für Krankenkassen relevant.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Thomas Horstmann
Professur für Konservative und Rehabilitative Orthopädie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24460
E-Mail: t.horstmann(at)tum.de
Torsten Pohl
Professur für Konservative und Rehabilitative Orthopädie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289
E-Mail: torsten.pohl(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Präventionszentrum/privat