Hintergrund und Ziel der Studie
Radfahren stellt eine nachhaltige Form der Mobilität dar und trägt zu einem aktiven und gesunden Lebensstil bei. In Deutschland wird der Radverkehr durch unterschiedliche politische Maßnahmen gefördert. Hierzu zählt die im November 2012 durch einen Erlass der Finanzbehörden beschlossene steuerliche Ausweitung des sogenannten Dienstwagenprivilegs auf Fahrräder und E-Bikes. Nehmen Unternehmen am Dienstfahrrad-Leasing-Programm teil, können Mitarbeiter_innen ein Fahrrad ihrer Wahl bestellen und dieses sowohl zur Arbeit als auch für den privaten Gebrauch nutzen. Über die steuerlichen Vorteile ergeben sich bis zu 40% Einsparpotential gegenüber dem regulären Kauf eines Fahrrads, wodurch sich ein stark wachsender gewerblicher Dienstfahrrad-Markt entwickelt hat. Bis Juli 2017 haben bereits rund 200.000 deutsche Mitarbeiter_innen Dienstfahrräder geleast. Jedoch gibt es bis dato noch keinerlei wissenschaftliche Untersuchung, welche Faktoren die Teilnahme von Unternehmen und Mitarbeiter_innen am Dienstfahrrad-Leasing-Programm fördern und welche ein Hindernis darstellen können. Die Erforschung dieser Einflussfaktoren ist wichtig, um relevante Interessengruppen darüber in Kenntnis zu setzen, wie die Akzeptanz von Dienstfahrrädern gesteigert und Barrieren abgebaut werden können und somit ein Beitrag zur Erreichung von Nachhaltigkeitszielen geleistet werden kann.
Studiendesign und Ergebnisse
In der Fallstudie führen die Autoren eine Dokumentenanalyse sowie Interviews mit 22 Arbeitgebervertretern und 22 Mitarbeiter_innen durch. Die Interviews wurden aufgezeichnet, transkribiert und paraphrasiert, bevor aus dem abstrahierten Text mit Hilfe der qualitativen Inhaltsanalyse Kategorien gebildet und zentrale Ergebnisse abgeleitet wurden. Auf Grundlage der Diffusionstheorie konnten sowohl auf Unternehmens-, als auch auf Mitarbeiter_innenebene verschiedene Treiber und Barrieren identifiziert werden, die Einfluss auf die Entscheidung zur Teilnahme am Dienstfahrrad-Leasing-Programm haben. Hierzu zählen: relativer Vorteil, Kompatibilität, Komplexität, Testbarkeit, Beobachtbarkeit und Beteiligung der wichtigsten Stakeholder. Für Mitarbeiter_innen stellen zudem saisonale Effekte einen förderlichen (Frühling/Sommer) oder hinderlichen (Herbst/Winter) Faktor für die Anschaffung eines Dienstfahrrads dar. Es zeigte sich, dass Unternehmen mit Dienstfahrrädern auch zusätzliche weitere innerbetriebliche Maßnahmen zur Förderung des Fahrradfahrens umsetzen. Gleichzeitig gaben Mitarbeiter_innen an, dass sich durch die Anschaffung eines Dienstfahrrads ihr Mobilitätsverhalten geändert hat (beim Pendeln zur Arbeit und/oder im Privatleben).
Empfehlungen
Die Studie zeigt Unternehmen mögliche Treiber und Barrieren auf dem Weg zu einer nachhaltigeren Unternehmenspolitik auf. Für Unternehmen gewinnt das Dienstfahrrad-Leasing-Programm an Attraktivität, wenn mögliche Fallstricke und Hürden, gerade im Hinblick auf die steuerlichen Besonderheiten des Programms, seitens der Leasing-Firmen klar erläutert werden. Den Mitarbeiter_innen sollten insbesondere die finanziellen Vorteile bei Teilnahme am Programm deutlich gemacht werden. Zudem führt die Einbindung von relevanten Stakeholdern, wie beispielsweise die Einladung von Leasing-Firmen und Fahrradhändler an die Unternehmensstandorte, zu einer besseren Wahrnehmung des Angebots.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
Sekretariat: Mirjam Eggers
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