Seit dem 01.12.2012 ist Prof. Dr. Jörg Königstorfer Ordinarius am neu eingerichteten Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement. Nach seinem Studium der Sportökonomie in Bayreuth gründete der heute 35-Jährige gemeinsam mit zwei Ärzten ein Unternehmen. Ziel war es, Präventionsleistungen auf dem Gesundheitsmarkt anzubieten. Dabei erlebte Königstorfer, "dass die Zahlungsbereitschaft insbesondere für präventive Gesundheitsleistungen in Deutschland gering ist". Ein Problem, das sein Forschungsinteresse weckte. Der gebürtige Schwabe begann deshalb im Jahr 2004 als wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Europa-Universität Viadrina in Frankfurt (Oder). Schon während seiner Promotion zum Thema "Akzeptanz von Innovationen" wechselte er an die Universität des Saarlandes, 2011 dann an das Smeal College of Business der Pennsylvania State University in den USA.
Herr Professor Königstorfer, was verbinden Sie mit der Technischen Universität München?
"Die TUM ist für mich eine Leuchtturm-Universität in Deutschland, mit einem Wissenschaftsumfeld, das seinesgleichen sucht. Die Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaft hat sich sehr wissenschaftlich ausgerichtet - auch das ist auf diesem Gebiet einzigartig in Deutschland. Außerdem habe ich an der TUM Kooperationsmöglichkeiten, die gerade meinen Schnittstellen zugutekommen: beispielsweise mit den Wirtschaftswissenschaften im Rahmen der TUM School of Management oder den Ernährungswissenschaftlern vom Wissenschaftszentrum Weihenstephan. Ich denke, dass es - gerade, wenn man wie ich eine "Schnittstellenwissenschaft" bedient, - sehr wichtig ist, fakultätsübergreifend Inhalte anbieten zu können. Davon profitieren natürlich auch die Sportstudenten. Insgesamt ergeben sich an der TUM Möglichkeiten, die mir sonst keine Universität geboten hätte."
Die Studenten werden Sie vor allem in der Lehre erleben. Wie werden Sie sich hier einbringen?
"Mir liegt es am Herzen, dass Studierende Wissenschaft hautnah miterleben. Dass sie selbst neue Fragestellungen untersuchen, zum Beispiel im Rahmen von Projekten, Seminaren oder Abschlussarbeiten. Dadurch bekommen sie ein Gefühl dafür, wie Forschungserkenntnisse gewonnen werden und beispielsweise auch Publikationen entstehen. Und - was für ihr Berufsleben sehr wichtig ist - sie können individuell zugeschnittene Empfehlungen für das Management auf Grundlage empirischer Daten ableiten."
Wo werden Sie Ihre Forschungsschwerpunkte setzen?
"Mein Hauptforschungsbereich wird darin liegen, sogenannte Win-win-Situationen zu identifizieren. Also Situationen, in denen Unternehmen profitieren und gleichzeitig auch die Gesellschaft, indem Menschen den Sport als Mittel zur Gesunderhaltung nutzen. Wie zum Beispiel beim betrieblichen Gesundheitswesen, der Konzeption motivierender Sportprodukte und -dienstleistungen oder dem strategischen Management von Anbietern im Gesundheitsmarkt. Daneben werde ich auch klassische Themen des Managements betrachten, zum Beispiel in den Bereichen "Zuschauerverhalten im Sport" und "Sportsponsoring" oder auch im Bereich des Gesundheitsmarketing in Betrieben wie Krankenhäusern oder Krankenversicherungen."
Sie haben zuvor in Amerika gearbeitet. Gibt es Unterschiede im Vergleich zu Deutschland?
"Der Sport ist sehr wichtig an US-amerikanischen Universitäten. Wer in den USA in den obersten Universitätsligen mitspielt - sowohl als Universität als auch als Sportler - bekommt eine sehr hohe Aufmerksamkeit. Die Budgets der Sportfakultäten stehen denen von europäischen Profi-Fußballvereinen keinesfalls nach. An der Pennsylvania State University fasst das Stadion über 110.000 Menschen. Beim Football war dieses Stadion regelmäßig ausverkauft - bei einer Einwohnerzahl von nur 42.000. Solche Sportereignisse bescheren der Universität zusätzliche Umsätze - der durchschnittliche Ticketpreis beträgt ca. 50 US-Dollar.
Mit dem Sport ist auch ein enormes Renommee verbunden. Für die Spieler bedeutet das, dass sie sich einerseits für den Arbeitsmarkt, also den Profisport, bewerben können und andererseits ein Studium absolvieren und das an sehr angesehen Universitäten. Es gibt also diese Struktur, die es Studierenden ermöglicht, Bildung und sportlichen Erfolg zu vereinen. Da haben wir in Deutschland noch sehr großen Nachholbedarf."
Wie unterscheidet sich die Arbeit zwischen den Universitäten?
"Der Arbeitsablauf ist ähnlich, allerdings unterscheiden sich die Strukturen. Beispielsweise sind Professoren weniger einzelnen Lehrstühlen zugeordnet, sondern arbeiten eher in größeren Einheiten zusammen - je nach Forschungsinteresse. Zudem ist der Anteil an Professoren pro Student höher in den USA. Wir an der TUM sind da auf einem guten Weg, weil wir gerade an unserer Fakultät künftig mehr Professoren bekommen werden. Trotzdem ist das Verhältnis mit jenem an den führenden US-amerikanischen Universitäten noch nicht vergleichbar. Ein weiterer Unterschied ist der, dass sich Professoren entweder stärker auf die Lehre oder die Forschung konzentrieren können. Bei uns gibt es eher eine Vereinbarkeit von Lehre und Forschung. Ich persönlich finde das gut, auch wenn manchmal leider das Eine zulasten des Anderen geht."
Interview: Fabian Kautz.
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