Hintergrund und Ziel der Studie
In der Erforschung des Konsumenten- und Essverhaltens ist seit langem bekannt, dass Kindheitserlebnisse sowohl das Kauf- als auch das Konsumverhalten von Erwachsenen beeinflussen. Diese Studie möchte die Kindheitserinnerungen in Bezug auf Essen und Trinken, die Erwachsene beim Besuch einer Sportveranstaltung haben, erfassen. Da Genuss eine zentrale Emotion sein könnte, betont die Studie die Bedeutsamkeit von Genuss in diesem Kontext. Insbesondere soll herausgefunden werden, ob die Neigung zu ungesunden und das Vermeiden von gesunden Nahrungsmitteln, das sich bei Passiv-Besucher_innen von Sportveranstaltungen häufig beobachten lässt, auf einem generellen Genusserleben beruht oder ob es speziell der Kontext der Sportveranstaltung ist, die Besucher zu Genuss verleitet.
Studiendesign und Ergebnisse
Die Studie hat zwei Komponenten: Studie 1 und 2. In Studie 1 wurden 30 Individuen dazu aufgefordert, sich an ihre Kindheitserinnerungen bei Sportveranstaltungsbesuchen im Alter von zehn Jahren und jünger zu erinnern. Die induktive Kodierung der Erzählungen zeigt, dass Genuss vor Ort ein entscheidender Faktor ist, der zum Konsum ungesunder Nahrung beiträgt. In Studie 2 wurde die Wirkung des Genießens auf den Vorsatz, ungesunde versus gesunde Nahrung bei Sportveranstaltungen zu sich zu nehmen, empirisch getestet und mit zwei weiteren Freizeitgestaltungsmöglichkeiten verglichen.
Es zeigte sich beim Reflektieren über Kindheitserfahrungen, dass Essen und Trinken zu einem genussvollen Besuch im Stadium beitragen. Des Weiteren wird deutlich, dass sowohl der Sportveranstaltungs- als auch der Musikeventkontext Freizeitaktivitäten sind, die die Präferenz für ungesunde Nahrung steigen lassen. Eine andere Kontrollgruppe, die sich in den Besuch eines Flohmarkts vorstellte, präferierte ungesunde Nahrungsmittel weniger stark. Erwähnenswert ist außerdem, dass das Ausmaß der Freude über den Veranstaltungsbesuch unbedeutend war bezogen auf die Präferenz für ungesunde und die Vermeidung von gesunden Nahrungsmitteln.
Empfehlungen
Kindern sollte ein gesundes Ess- und Trinkumfeld angeboten werden, wenn sie aktiv oder passiv Sportveranstaltungen besuchen, denn die Erinnerungen an diese Besuche beeinflussen ihr Verhalten später als Erwachsene. Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass es nicht die Vorfreude ist, die die Präferenz für ungesunde Nahrung steigen lässt, sondern die Art des Events als solches (beim Besuch eines Flohmarktes wurden ungesunde Nahrungsmittel nicht so stark präferiert wie beim Besuch des Sport- oder Musikevents). Somit hat die Studie bedeutende Empfehlungen für Eventveranstalter und die öffentliche Gesundheitspolitik: Gesünderes Essen sollte in Sportstätten und auf Sportveranstaltungen angeboten werden, so dass Kinder und Jugendliche und Erwachsene gesundes Essen mit dem Erlebnis des Besuchs verbinden können.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
Sekretariat: Mirjam Eggers
Uptown München Campus D
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel. +49.89.289.24559
Fax +49.89.289.24642
info.mgt@sg.tum.de