Die Ständige Impfkommission (STIKO) des Robert Koch-Instituts, in der Prof. Dr. Stefanie Klug seit 2011 Mitglied ist, hat die Impfung von Jungen zwischen 9 und 14 Jahren gegen Humane Papillomviren (HPV) empfohlen. Durch die Impfung soll die Entstehung HPV-assoziierter Krebsarten weiter eingeschränkt werden.
Jährlich in Deutschland mehr als 7.000 Krebserkrankungen durch HPV
"HPV werden durch sexuellen Kontakt übertragen und zählen weltweit zu den häufigsten sexuell übertragenen Infektionen", erklärt die Ordinaria des Lehrstuhls für Epidemiologie. Wissenschaftlich bewiesen ist, dass HPV kausal für die Entstehung von Gebärmutterhalskrebs sind. Evidenz besteht zudem dafür, dass eine Beteiligung bei der Entstehung weiterer Krebsarten existiert - beispielsweise von Vaginal- und Vulvakarzinomen bei Frauen sowie Peniskarzinomen bei Männern. Bei beiden Geschlechtern sind zudem Analkarzinome und oropharyngeale Tumoren mit HPV-assoziert. Zusätzlich können durch HPV bei Männern und Frauen Genitalwarzen entstehen. In Deutschland verursachen die Viren jährlich insgesamt rund 1.600 bis 2.300 Krebserkrankungen bei Männern und mehr als 6.000 Krebserkrankungen bei Frauen.
Einen Schutz vor der HPV-Infektion bieten verschiedene Impfstoffe. "Die HPV-Impfung war zunächst nur gegen Gebärmutterhalskrebs entwickelt und zugelassen worden", erklärt Prof. Klug. Dementsprechend sprach die STIKO 2007 die Empfehlung zur HPV-Impfung für Mädchen aus. 2014 wurde das Impfalter auf 9 bis 14 Jahre herabgesetzt, um eine Impfung vor Aufnahme von ersten sexuellen Kontakten zu ermöglichen. "Inzwischen liegen neue wissenschaftliche Erkenntnisse vor und die HPV-Impfstoffe sind für Mädchen und Jungen zugelassen", sagt Klug. Die STIKO reagierte nun mit der Anpassung der Impf-Empfehlung für Jungen zwischen 9 und 14 Jahren.
Systematischer Literaturreview und mathematische Modellierung
Grundlage für die Entscheidung ist ein systematischer Literaturreview sowie eine mathematische Modellierung, die in den vergangenen zwei Jahren durchgeführt wurden. Darin zeigte sich, dass durch die Impfung von Jungen die Krankheitslast verringert werden könnte. Gleichzeitig gilt die HPV-Impfung als ungefährlich.
Die STIKO Empfehlung wurde von diversen Medien aufgegriffen. So berichteten beispielsweise die Süddeutsche Zeitung und der Spiegel. Gemeinsam mit Dr. Anja Takla verfasste Klug für die STIKO einen Artikel, der im Deutschen Ärzteblatt erscheinen wird. Zudem veröffentlichte die STIKO eine ausführliche wissenschaftliche Begründung zu der Entscheidung im Epidemiologischen Bulletin (Nummer 26/2018). Der systematische Literaturreview der STIKO wurde vom Journal BMC Medicine veröffentlicht. Das reviewte Open Access Journal hat einen Impact Factor von 9.088.
Die STIKO ist ein unabhängiges Expertengremium, dessen Tätigkeit von der Geschäftsstelle im Fachgebiet Impfprävention des Robert Koch-Instituts unterstützt wird. Ziel ist, die Impfempfehlungen an neue Impfstoffentwicklungen und Erkenntnisse aus der Forschung optimal anpassen zu können. Die STIKO hat 12 bis 18 Mitglieder, die vom Bundesministerium für Gesundheit für drei Jahre berufen werden. Diese sind Expert_innen aus unterschiedlichen Disziplinen der Wissenschaft und Medizin, aus dem Bereich des öffentlichen Gesundheitsdienstes und der niedergelassenen Ärzteschaft.
Zur Homepage des Lehrstuhls für Epidemiologie
Ausführliche Begründung im Epidemiologischen Bulletin (26/2018) (PDF, 485 KB)
Abschlussbericht der mathematischen Modellierung
Zum systematischen Review im Journal BMC Medicine
Kontakt
Prof. Dr. Stefanie J. Klug
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle Ring 56
80992 München
Telefon: 089 289 24951
E-Mail: Sekretariat.Klug(at)tum.de
Text: Fabian Kautz
Foto: Pixabay/TUM