Hintergrund und Ziele der Studie
In den letzten Jahren haben prominente Sportler wie Serena Williams, LeBron James und Jrue Holiday sichtbare und oft kontroverse Positionen für Rassengerechtigkeit eingenommen und sich der Black-Lives-Matter-Bewegung angeschlossen. Ihr Aktivismus wurde sowohl weithin gelobt als auch scharf kritisiert. Dies veranlasste Wissenschaftler zu der Frage: Was bestimmt, ob Fans den Aktivismus von Sportlern unterstützen oder ablehnen, insbesondere wenn es um rassistische und soziale Bewegungen wie BLM geht? Frühere Studien lieferten nur bruchstückhafte Einblicke in diese Frage und legten nahe, dass sowohl die persönlichen Überzeugungen der Fans als auch ihre emotionale Bindung zu den Sportlern eine Rolle spielen. Bisher wurden diese Ideen jedoch nicht durch ein umfassendes, konfirmatorisches Forschungsdesign validiert. Aufbauend auf relevanten Theorien und dem Bedeutungstransfermodell – einem Rahmenwerk, das erklärt, wie die persönlichen Werte von Sportlern die Wahrnehmung der Fans beeinflussen können – zielte die vorliegende Studie darauf ab, die beiden wichtigsten Mechanismen, die vermutlich die Einstellung der Fans beeinflussen, empirisch zu validieren: 1. Unterstützung für die Sache (d. h. die Verbundenheit der Fans mit BLM) und 2. Fangemeinde der Sportler (d. h. die Stärke der Identifikation der Fans mit bestimmten Sportlern). Durch die Einbeziehung unterschiedlicher ethnischer Demografien und die Analyse mehrerer Sportlerszenarien in einer Reihe von Studien versuchten die Forscher, die Robustheit und Generalisierbarkeit dieser Mechanismen zu bestimmen.
Ergebnisse und Implikationen
In vier verschiedenen Studien, die sich jeweils auf einen anderen, für sein Engagement bekannten Sportler konzentrierten, stellte das Forschungsteam übereinstimmend fest, dass die Unterstützung von BLM der stärkste Prädiktor für eine positive Einstellung der Fans gegenüber dem Aktivismus von Sportlern ist.
- Studie 1a, die sich auf Serena Williams konzentrierte, und Studie 1b, die sich auf LeBron James konzentrierte, zeigten beide, dass die Unterstützung der Sache und die Fangemeinde der Sportler jeweils eine positive Einstellung gegenüber dem Aktivismus dieser Sportler signifikant vorhersagten.
- Die Studien 2 und 3, die den Aktivismus von Jrue Holiday untersuchten, bestätigten diese Ergebnisse, jedoch mit einem wichtigen Unterschied: Nur die Unterstützung von BLM – nicht die Fangemeinde – sagte die Einstellung gegenüber Holidays Aktivismus signifikant voraus. Dieser Unterschied könnte die relative öffentliche Bekanntheit und Sichtbarkeit der beteiligten Sportler widerspiegeln, da Williams und James insgesamt eine höhere Medienpräsenz und größere Fangemeinden genießen als Holiday.
Diese Ergebnisse wurden durch eine Metaanalyse bestätigt, die die Ergebnisse aller vier Studien aggregierte, um eine hochkonfidenzielle Schätzung der Effektstärken und Zusammenhänge zu ermöglichen. „Diese Studie liefert empirische Klarheit zu einem komplexen und oft emotionalen Thema“, sagte Prof. Dr. Jörg Königstorfer. „Sie bestätigt, dass die Einstellung zum Aktivismus von Sportlern nicht zufällig oder rein reaktionär ist – sie wird von tief verwurzelten Werten und der persönlichen Bindung geprägt, die Fans im Laufe der Zeit zu Sportlern aufbauen.“
Auswirkungen auf Sport, Gesellschaft und Medien
Die Ergebnisse haben wichtige Auswirkungen auf Sportorganisationen, Sportler, Medien und Aktivisten für soziale Gerechtigkeit:
- Für Sportler unterstreicht die Studie die Bedeutung von Authentizität und dem Aufbau langfristiger Beziehungen zu ihren Fans. Aktivismus von Sportlern mit einer starken Fangemeinde wird eher positiv aufgenommen – insbesondere, wenn die Fans auch die zugrunde liegende Sache unterstützen.
- Für Sportvermarkter und -ligen deutet das Verständnis, dass die Reaktion der Fans durch politische und ethnische Identität beeinflusst wird, auf die Notwendigkeit einer differenzierteren Kommunikation im Zusammenhang mit Sportleraktivismus hin. Pauschale Neutralität ist möglicherweise nicht immer der strategischste oder ethischste Ansatz.
- Für Wissenschaftler und politische Entscheidungsträger ergänzt die Studie die wachsende Literatur darüber, wie ethnische Zugehörigkeit und Repräsentation im Sport breitere gesellschaftliche Dynamiken widerspiegeln. Sportleraktivismus ist nicht nur eine Leistung – er ist ein kultureller Berührungspunkt mit messbarem Einfluss auf die öffentliche Meinung.
Schließlich unterstreicht die Studie, dass Sportleraktivismus ein wichtiger und sich weiterentwickelnder Bestandteil des modernen Sports bleibt, insbesondere im fortwährenden Streben nach ethnischer Gleichberechtigung. Da sich immer mehr Sportler zu kritischen Themen äußern, ist es nicht nur aus akademischer Sicht interessant, sondern auch gesellschaftlich dringend erforderlich, die psychologischen Mechanismen zu verstehen, mit denen Fans auf ihre Botschaften reagieren.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
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