Hintergrund und Ziele der Studie
Die Förderung gesunder und gleichzeitig nachhaltiger Ernährung gilt als zentrales Ziel internationaler Organisationen wie der WHO und der FAO. Doch obwohl gesundes und nachhaltiges Essen in vielen Punkten übereinstimmen – etwa durch den Fokus auf pflanzliche Lebensmittel –, unterscheiden sich die psychologischen Beweggründe oft deutlich.
Diesen Unterschieden gehen die Autoren in der Studie nach, die in der Fachzeitschrift Food Quality and Preference veröffentlicht wurde. Sie griffen ein erweitertes psychologisches Modell für Ernährungsverhalten zurück – das sogenannte abridged comprehensive action determination model – und überprüften es mit Hilfe einer groß angelegten Panelstudie mit über 600 Konsument*innen aus Deutschland. Erfasst wurden unter anderem Umweltbewusstsein, Selbstwirksamkeit, Einstellungen, Normen sowie das Essverhalten.
Ergebnisse der Studie und Implikationen
Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede zwischen gesundem und nachhaltigem Essverhalten. Gesunde Ernährung hängt stark mit der persönlichen Einstellung zur Gesundheit sowie mit sozialen und moralischen Normen zusammen. Wer gesundheitsbewusst ist und den Eindruck hat, dass das eigene Umfeld gesund lebt, neigt eher zu gesunder Ernährung. Nachhaltige Ernährung wird dagegen kaum durch persönliche Einstellungen beeinflusst. Ausschlaggebend sind hier vor allem persönliche und soziale Normen sowie das Gefühl, mit dem eigenen Verhalten etwas bewirken zu können („perceived consumer effectiveness“) und selbst in der Lage zu sein, nachhaltig zu handeln („Selbstwirksamkeit“). Überraschenderweise spielte die wahrgenommene Kontrolle über das eigene Verhalten – etwa durch Zeit, Geld oder Zugang zu bestimmten Produkten – für beide Verhaltensweisen kaum eine Rolle.
Was heißt das für Politik und Gesellschaft? Die Ergebnisse geben wichtige Hinweise für die Gestaltung von Informations- und Motivationskampagnen:
- Gesundes Essverhalten könnte sich besonders gut durch Appelle an individuelle Vorteile (z. B. Wohlbefinden, Fitness) fördern lassen.
- Nachhaltiges Essverhalten könnte hingegen von Kampagnen profitieren, die auf soziale Verantwortung, Vorbilder im Umfeld und den positiven Einfluss des eigenen Handelns auf Umwelt und Gesellschaft abzielen.
Ein weiterer Ansatzpunkt: Die Stärkung des persönlichen Verantwortungsgefühls („Ich tue das, weil es das Richtige ist“) erweist sich in beiden Verhaltensweisen als zentral.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
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