Hintergrund der Studie
Fan-Zentrierung ist längst mehr als ein PR-Schlagwort. Sie beschreibt die strategische Ausrichtung eines Klubs auf die aktive Beziehungspflege mit Fans, inklusive echter Mitgestaltungsmöglichkeiten. Doch in der Praxis zeigt sich: Zwischen der öffentlichen Selbstdarstellung der Klubs und der Wahrnehmung der Fans klafft oft eine Lücke. Diese „Fan Centricity Gap“ haben die Autoren empirisch untersucht – mit Daten aus der Bundesliga und der Premier League.
Studiendesign und zentrale Ergebnisse
In zwei Studien mit insgesamt über 2.300 Befragten analysierte das Forschungsteam, wie sich die Diskrepanz zwischen Selbstbild (Managementsicht) und Fremdbild (Fansicht) auf zwei zentrale Größen auswirkt: Management-Glaubwürdigkeit und Fan-Engagement. Die Ergebnisse sind eindeutig:
- Wenn ein Klub sich fan-zentrierter darstellt, als Fans ihn wahrnehmen („Overrating“), sinken sowohl die Glaubwürdigkeit des Managements als auch das Engagement der Fans.
- Im Gegensatz dazu stärkt ein realistisches oder sogar zu bescheidenes Selbstbild („In-Agreement“ bzw. „Underrating“) die Glaubwürdigkeit – und damit auch das Engagement der Anhänger.
- Diese Zusammenhänge konnten sowohl in der deutschen Bundesliga als auch in der englischen Premier League repliziert werden.
Relevanz für die Praxis
Für das Management von Fußballklubs ergibt sich eine klare Handlungsempfehlung: Weniger Selbstinszenierung, mehr Substanz. Wer Fan-Zentrierung nur als PR-Instrument begreift, riskiert langfristig den Vertrauensverlust seiner Kernzielgruppe. Entscheidend ist, wie glaubwürdig Fan-Zentrierung gelebt – und nicht nur kommuniziert – wird. Das bedeutet: Dialogformate, Mitbestimmungsmöglichkeiten und transparente Kommunikation statt reiner Imagepflege.
Die Studie zeigt: Fan-Zentrierung ist kein Selbstzweck, sondern ein strategischer Erfolgsfaktor – vorausgesetzt, Anspruch und Wirklichkeit stimmen überein.
Kontakt
Lehrstuhl für Sport- und Gesundheitsmanagement
Prof. Dr. Jörg Königstorfer
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