Mit seinem Wissenschaftspreis zeichnet der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) herausragende sportwissenschaftliche Qualifikationsarbeiten aus. Der DOSB führt damit die Tradition der Carl-Diem-Plakette fort, die von 1953 bis 2005 vergeben wurde. Damit sollen insbesondere Forschungsarbeiten angeregt werden, die aktuelle Fragen des organisierten Sports thematisieren. Eingereicht werden können sportwissenschaftliche Arbeiten in deutscher oder englischer Sprache, die als Promotions- oder Habilitationsleistung anerkannt worden sind.
Entscheidende Kriterien bei der Auswahl sind die wissenschaftliche Qualität, Originalität sowie gesellschaftliche Relevanz. Der Wissenschaftspreis wird in den Kategorien „Gold“, Silber“ und „Bronze“ vergeben. Die Auszeichnung ist mit einem Preisgeld in Höhe von insgesamt 12.000 Euro verbunden. Die Kategorie „Silber“ ist mit 2.500 Euro dotiert. Die Preise werden am 23. April 2021 voraussichtlich im Haus des Deutschen Sports in Frankfurt am Main von DOSB-Präsident Alfons Hörmann verliehen.
„Ich habe mich natürlich sehr gefreut, als ich den Anruf vom DOSB erhalten habe und mir mitgeteilt wurde, dass ich den Wissenschaftspreis in Silber gewonnen habe“, so Dr. Baumert. „Es ist sehr schön, dass meine Arbeit auf diese Art und Weise gewürdigt wird – vor allem, da ich auch einige Zeit in die Bewerbung investiert habe.“
„Der DOSB ist eine der wichtigsten Sportorganisationen in Deutschland, weshalb diese Auszeichnung für Philipp Baumert ganz hervorragend ist und wir uns sehr für ihn freuen“, ergänzt Prof. Dr. Henning Wackerhage, Leiter der Professur für Sportbiologie.
In seiner Dissertation widmete sich Dr. Baumert von 2015 bis 2019 den individuellen muskulären Anpassungsreaktionen nach intensiver sportlicher Belastung. Er verwendete dabei einen interdisziplinären Ansatz und analysierte systematisch individuelle Unterschiede auf genetischer, zellulärer, physiologischer sowie biomechanischer Ebene. Anhand seiner Ergebnisse konnte er zeigen, wie genetische Unterschiede des Muskelbindegewebes das Risiko für Muskelschäden oder gar Muskelverletzungen bei anstrengenden körperlichen Aktivitäten beeinflussen. Zudem fand Dr. Baumert heraus, dass Stammzellen des Muskelbindegewebes einen entscheidenden Faktor für die Regeneration des Muskels darstellen.
Im Februar 2019 erhielt der promovierte Sportwissenschaftler ein einjähriges Fellowship der TUM University Foundation (TUFF) und wechselte von der Liverpool John Moores University an die Professur für Sportbiologie. Mit dem TUFF-Fellowship ermöglicht die TUM Nachwuchswissenschaftler_innen mit abgeschlossener Promotion die Durchführung innovativer Forschungsprojekte.
Zudem konnte er sich im Juli 2019 erfolgreich um ein zweijähriges Postdoc-Stipendium der „EuroTech Universities Alliance“ bewerben. Es ermöglicht herausragenden jungen Nachwuchswissenschaftler_innen, ihre wissenschaftliche Profilbildung in grenzüberschreitenden Tandemprojekten an mindestens zwei europäischen Spitzenuniversitäten der „EuroTech Universities Alliance“ zu schärfen. Neben der Professur für Sportbiologie der TUM arbeitet Dr. Baumert daher mit dem Novo Nordisk Foundation Center for Biosustainability der Technischen Universität Dänemark (Prof. Lars Keld Nielsen) zusammen.
Das Stipendium wird durch die „Marie-Skłodowska-Curie-Maßnahmen“ der Europäischen Union co-finanziert und ist Teil des europäischen Rahmenprogramms für Forschung und Innovation (Horizon 2020).
Auf Basis des TUFF-Fellowships sowie des Postdoc-Stipendiums kann Dr. Baumert das Projekt „Muscleflux“ im Bereich des Stoffwechsels von hypertrophierenden Muskeln mit interdisziplinären Forschungsmethoden weiterverfolgen. Dies geschieht beispielsweise anhand einer Fluxanalyse, also der gleichzeitigen Verfolgung mehrerer Metaboliten. Diese Forschung soll perspektivisch zu einem besseren Verständnis der molekularen Mechanismen von Krankheiten wie beispielsweise Diabetes Mellitus beitragen, die langfristig Folgeschäden an der Skelettmuskulatur verursachen. Somit soll in Zukunft eine bessere Behandlung erreicht werden.
„Ich bereite dafür derzeit im Labor Zellkulturen vor, die ich anschließend als Proben nach Dänemark bringen und dort an der Technischen Universität Dänemark analysieren möchte“, erklärt Dr. Baumert.
„Es handelt sich hierbei um anspruchsvolle Forschung, die eine durchaus hohe Praxisrelevanz besitzt“, ordnet Prof. Wackerhage das Vorhaben ein. „Wir wissen aus der Krebsforschung, dass die Krebszelle Zucker nutzt, um Biomasse aufzubauen. Den veränderten Stoffwechsel von Krebszellen hat der Nobelpreisträger Otto Heinrich Warburg in den 1920er Jahren als Erster charakterisiert. Im Zuge seiner Forschung testet Philipp Baumert nun die Hypothese, dass ein hypertrophierender Muskel auch vermehrt Zucker aufnimmt. Deshalb können die Ergebnisse perspektivisch für unsere Gesundheit und insbesondere auch den Bereich der Prävention enorm relevant werden.“
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Kontakt:
Prof. Dr. Henning Wackerhage
Professur für Sportbiologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24480
E-Mail: Henning.Wackerhage(at)tum.de
Dr. Philipp Baumert
Professur für Sportbiologie
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24400
E-Mail: Philipp.Baumert(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Foto: privat