In vielen Familien, besonders bei Familien mit Grundschulkindern, geraten gesunde Gewohnheiten wie eine ausgewogene Ernährung und ausreichend Bewegung oft ins Hintertreffen. Zeitmangel und ein stressiger Alltag führen dazu, dass schnelle, unausgewogene Mahlzeiten bevorzugt werden und eine ausgiebige sportliche Aktivität vernachlässigt wird. Ein solch scheinbar bequemer Lebensstil hat jedoch langfristig negative Auswirkungen auf die Gesundheit und Entwicklung der Kinder.
Das Projekt „Familie+“ der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik widmet sich dieser gesellschaftlichen Problematik. Prof. Dr. Filip Mess und die externe Doktorandin Friederike Butscher wollen bei den Familien und Grundschulkindern einen gesunden Lebensstil mit mehr Bewegung und ausgewogener Ernährung fördern. Das Verbundprojekt, an dem auch die Universitäten Konstanz und Leipzig, die Hamburg Medical School sowie die Plattform Ernährung und Bewegung e.V. beteiligt sind, wurde vom Bundesministerium für Gesundheit (BMG) mit einer Summe von rund 900.000 Euro gefördert.
„Im Rahmen des Verbundprojekts ‘Familie+’ hatten wir die Chance, nicht nur verschiedene wissenschaftliche Expertisen einzubinden, sondern darüber hinaus auch Akteure aus der Wissenschaft mit Expertinnen und Experten aus der schulischen und kommunalen Praxis zusammenzubringen“, erläutert Prof. Mess, Leiter der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik.
Das Projekt wurde deutschlandweit in drei Modellregionen mit einer Bevölkerung mit überwiegend niedrigem sozioökonomischem Status durchgeführt. Die dritten und vierten Klassen von insgesamt neun Grundschulen und deren Familien nahmen an dem Projekt teil. Dabei wurden spezifische Maßnahmen für sowohl die schulische Umgebung als auch für das familiäre Umfeld entwickelt, welche an die lokalen Gegebenheiten angepasst und umgesetzt worden sind: „Bei dem Projekt wurden im Rahmen einer Intervention die klassischen Lebensbereiche angesprochen, mit den Themen Steigerung der Bewegung, also der körperlichen Aktivität, der Förderung einer ausgewogenen Ernährung, der Reduktion von sedentärem Verhalten, also dem Verhalten in einer Sitz- oder Liegeposition, sowie der Reduktion des Medienkonsums“, erklärt Butscher.
Die Maßnahmen umfassten dabei unterschiedliche Ansatzpunkte. Zum einen ging es um die Wissensvermittlung, wie z. B. durch Kartenspiele mit Erklärungen, welche Gemüseart abgebildet sind, aber auch durch Bewegungshandlungen wie aktiven Pausen. Zudem gab es in den Modellregionen zusätzlich noch eine kommunale Komponente, bei der Netzwerke zur Kindergesundheit gestärkt und Netzwerktreffen initiiert sowie organisiert wurden, um die Akteure zusammenzubringen und die kommunalen Strukturen zu fördern.
Letztlich haben die Eltern und das direkte Umfeld wie Lehrkräfte einen großen Einfluss auf das gesundheitsbezogene Verhalten der Kinder und nehmen damit Schlüsselrollen in der Prävention von Übergewicht ein. Um bei den Grundschulkindern und ihren Familien einen gesunden Lebensstil zu fördern, „bedarf es motivierter, aufgeschlossener Menschen in den Kommunen und auch in den Schulen, damit solche Projekte auch einen Effekt erzielen, der bei den Kindern ankommt“, erläutert die ehemalige wissenschaftliche Mitarbeiterin.
Ein wichtiger Output der Studie war, dass der lokale Kontext und die örtlichen Voraussetzungen entscheidend für den langfristigen Erfolg schulbasierter Gesundheitsförderung sind. Aus den Ergebnissen und Erfahrungen des Projekts entsteht noch ein E-Learning, welches sich an Lehrkräfte, kommunale Akteure und alle Interessierten richtet, um gesundes Aufwachsen von Kindern zu fördern.
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Kontakt:
Prof. Dr. Filip Mess
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24520
E-Mail: filip.mess(at)tum.de
Friederike Butscher
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
E-Mail: friederike.butscher(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Privat