Das Image des Triathlonsports hat sich in den vergangenen Jahren deutlich gewandelt. Einst wurden die Triathlenten für Ausdauerfanatiker gehalten; heute interessieren jung und alt für diese abwechslungsreiche Sportart. So trägt der Triathlon auch seinen Anteil zur Förderung der Volksgesundheit bei, so Prof. Martin Engelhardt (Osnabrück) – Initiator des Symposiums und Gründungsmitglied des TVDÄ (Triathlonverein Deutscher Ärzte und Apotheker). Hierbei sollte aber im Freizeitsport der Schwerpunkt auf den kürzeren Distanzen liegen. Aufgrund des ungebrochenen Zuspruchs im Breitensport sind aber auch dichtere Gesundheitsvorsorgeuntersuchungen im Erwachsenen- aber besonders auch im Kindesalter erforderlich. Vornehmlich kardiovaskuläre Erkrankungen im Ausdauersport bergen ein nicht zu unterschätzendes Gesundheitsrisiko, insbesondere wenn Triathlon auf Wettkampfebene betrieben wird, so Dr. Pöttgen. Genau hier lag auch in diesem Jahr einer der Schwerpunkte des Symposiums, denn aktuellen wissenschaftlichen Berichten nach, ist Sport nicht immer gesund!
Im Rahmen der Auftaktsession „Trainingswissenschaft“ stellte Juliane Wulff (IAT Leipzig) die Erfolgsanalyse des deutschen Leistungssportkonzeptes vor, indem sie die Bedeutung von Juniorenerfolgen in der Karriereentwicklung von Elitetriathleten im internationalen Vergleich gegenüber stellte. Frau Wolff hat gezeigt, dass sowohl das Konzept der frühen Talentidentifikation und -entwicklung großen Einfluss auf die Altersstruktur im langfristigen Leistungsaufbau haben. Belegt wurde der Erfolg des Konzeptes durch das kanadische Leistungssportsystem, das dem deutschen sehr ähnlich ist. Denn beide Nationen führen im internationalen Vergleich das Ranking der Juniorenweltmeisterschaftsteilnahmen an.
Erfahrungswerte aus der orthopädischen Praxis, so Dr. Engelhardt, belegen, dass muskuläre Dysbalancen zu einer erhöhten Verletzungsanfälligkeit führen. In ihrem Vortrag zu „Ergebnisdarstellung und -bewertung der Rumpfkraft bei Triathleten“ zeigt Frau Sabine Pöllner (IAT Leipzig) auf, wie diese Dysbalancen mittels eines isometrischen Messstandes quantifizierbar und objektivierbar sind. Frau Pöllner stellte hierbei einen sportartenübergreifenden Vergleich an. Sie kam zum Ergebnis, dass die männlichen Triathleten ein sehr gutes Leistungsniveau in puncto der Rumpfkraft aufweisen, hingegen die weiblichen Athletinnen deutliche Defizite zeigten. Ferner zeigte sich ein möglicher positiver Zusammenhang zwischen der Anwendung von komplexen und alternativen Trainingsmethoden an den verschiedenen Olympiastützpunkten in Deutschland.
Wie schon Frau Wulff und Frau Pöllner aufgezeigt haben, sind geeignete Testsysteme – neben der Wettkampfanalyse – essentiell für die Objektivierung der Leistungsfähigkeit von Nachwuchsathleten. Genau diesen Aspekt beinhaltet die Münchner Triathlonsichtungsstudie, die unter der Leitung von Dr. Martin Schönfelder vor drei Jahren an der TU München eingeführt wurde. Hierbei kann die Arbeitsgruppe mittlerweile auf eine hohe Anzahl an komplexen Testdaten zurückgreifen. Mittels dem Critcal Power Test konnte Dr. Schönfelder belegen, dass die Kraft- als auch Ausdauerfähigkeiten der jungen Athleten sehr gut quantifizierbar sind und eine hohe Korrelation zur isolierten Radleistung aufzeigen. Zwar zeigt dieser kurzzeitige Test eine signifikant mittlere Korrelation zur Radleistung im Wettkampf, doch kann diese mit nur rund 32% vorhergesagt werden. Dieses Ergebnis legt offen, dass die Einzeldisziplinen im Triathlon einer Vielzahl von Einflussfaktoren unterliegen.
Leistungsdiagnostik und Reproduzierbarkeit sind zwei Dinge die sich gegenseitig bedingen. Aus diesem Grund hat die Arbeitsgruppe um Dr. Noak die Laktatkinetik unter dem Aspekt der zirkadianen Rhythmik betrachtet. Die Untersuchungen belegen, dass der Ruhelaktatwert unter starkem Einfluss der Nahrungsaufnahme ist und vermutlich über den Tag hinweg bei verteilter Nahrungsaufnahme leicht akkumuliert. Hingegen zeigt der Blutlaktatspiegel einen leichten Abwärtstrend in einer längeren Fastenperiode. Aktuell konnte aber keine explizite Abhängigkeit zu einer Tagesrhythmik gezeigt werden. Ferner stellte sich heraus, dass etwa vier Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme der Laktatwert sich dem Ruhewert annähert.
Es ist nicht neu, dass die Ernährung einen signifikanten Zusammenhang mit der körperlichen Leistungsfähigkeit aufweist. Schon in der Antike aßen die Langläufer Ziegenfleisch, die Ringer und Diskuswerfer Stierfleisch und Caesar verabreichte seinen Soldaten bei langen Feldzügen kohlenhydratreiche Kost. Prof. Neumann (Leipzig) fasste in seinem Übersichtsvortrag die aktuelle Studienlage zu ergogenen Substanzen im Ausdauersport zusammen. Anhand von eindeutigen Studienergebnissen hat Prof. Neumann dargelegt, dass unter bestimmten Situationen sowohl Kreatin, Koffein als auch spezifische Aminosäuren einen ergogenen Effekt aufweisen und – unter optimierter zeitlicher Verabreichung – die Leistungsfähigkeit erhöhen können.
"Der Wettkampfsport ist auch im Ausdauersport nicht immer gleichzusetzten mit Gesundheitssport." So könnte man das Vortrags–Triple von Dr. Pöttgen, medizinischer Leiter verschiedener Ironman-Veranstaltungen, zusammenfassen. Anhand von Praxisbeispielen verdeutlichte Dr. Pöttgen das große Problemfeld der Wassertemperaturen im Triathlonsport. Was den einen zu warm ist, führt bei anderen unter Umständen schon zur klinisch relevanten Unterkühlung. Er zeigte auf, dass sich hier nationale und internationale Verbände über die Bestimmung von Grenzwerten und die Regulierung des Neoprenverbots bzw. –gebots abstimmen sollten, um hier einheitliche und auch an die Außentemperaturen angepasste Empfehlungen aufzustellen. Gerade die Kombination aus extremen Temperaturverhältnissen, hoher psychischer Belastung beim Massenstart, hohe bis höchste Anfangsbelastung beim Schwimmen gepaart mit möglichen funktionellen und strukturellen Veränderungen der Herzmuskulatur bergen ein deutlich erhöhtes Risiko von kardiovaskulären Störungen im Triathlonsport. In Summe können diese verschiedenen Faktoren einen dramatischen – ja sogar tödlichen – Verlauf nehmen, was Dr. Pöttgen mit einer international angelegten Recherche belegte. Diese Problematik impliziert für alle Triathleten – Breiten- und Leistungssportler - eine regelmäßige ärztliche Attestierung der Sporttauglichkeit unter Einbezug kardiologischer Parameter.
Aber nicht nur akute Ereignisse nehmen Einfluss auf die Leistungsfähigkeit im Ausdauersport. Gerade hohe Trainings- und Wettkampfumfänge bergen die Gefahr von Langzeitschäden. Dr. Paul Schmidt (Dresden) verdeutlichte anschaulich, dass hier nicht nur die offensichtlichen muskuloskelettalen Langzeitfolgen existieren. Die möglichen Langzeitschäden erstrecken sich hierbei von psychologischen, dermatologischen bis hinzu dentalen und urologischen Folgen exzessiven Ausdauersports. Ergänzend zu dem Vortrag von Dr. Schmidt erläuterte abschließend Dr. Stephan Biesenbach (Remscheid) myofaziale Schmerzsyndrome. Hierbei legte er offen, welche elementare Funktion das Bindegewebe am und im Muskel aufweist, und Bestandteil von muskulären Störungen sein kann.
Zwar steht der Termin für das 28. Triathlonsymposium 2013 noch nicht fest, aber man kann sich jetzt schon auf ein interessantes und praxisnahes Ausdauersymposium freuen.