Prof. Dr. Jürgen Beckmann ist mit der goldenen Ehrennadel der Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp) geehrt worden. Der Ordinarius des Lehrstuhls für Sportpsychologie der Technischen Universität München (TUM) erhält die Auszeichnung für "sein herausragendes und außergewöhnliches Engagement für die Entwicklung der nationalen und internationalen Sportpsychologie".
Überreicht wurde die Ehrennadel durch asp-Präsident Prof. Dr. Bernd Strauß im Rahmen der Gala zum 50. Geburtstag der asp in Halle/Saale. Bei der Veranstaltung hielt Prof. Beckmann zudem eine Senior Lecture. Prof. Dr. Ansgar Schwirtz begrüßte die Teilnehmer_innen. Der Extraordinarius der Professur für Biomechanik im Sport ist Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs).
Sportpsychologie: Kernfach der Sportwissenschaft mit großer Bedeutung für weitere Lebensbereiche
Beckmann betrachtete in seiner Senior Lecture zum Thema "Von der wissenschaftlich reflektierten zur wissenschaftlich begründeten sportpsychologischen Praxis" differenziert die erfolgreiche Entwicklung der Disziplin in den vergangenen 50 Jahren. Die Sportpsychologie gehört heute zu den Kernfächern jedes sportwissenschaftlichen Studiums und gewinnt in diversen Lebensbereich weiter an Bedeutung. Erkenntnisse aus dem Sport können häufig auf Patientenkollektive übertragen werden. Zum Beispiel konnte der Lehrstuhl für Sportpsychologie in seiner Forschung zu "embodied interventions" zeigen, dass das Ballen der linken Hand Gehirnareale aktiviert, die standardisierte Bewegungsausführungen unterstützen. Dies kann beim Schießen eines Elfmeters genauso hilfreich sein wie bei Schwindelproblemen von älteren Menschen.
Kritik: "Wir drohen die Generalisten zu verlieren."
Beckmann warf jedoch auch einen kritischen Blick auf aktuelle Entwicklungen – nicht nur in der Sportpsychologie. "Wissenschaftler werden heute in zunehmenden Maße anhand von Metriken und festgelegten Kategorien – beispielsweise die Summe der Publikationen oder Impact Factors – bewertet. Das gefährdet die Kultur unserer Disziplin", warnte Beckmann. Denn die Metriken bewirken, dass Wissenschaftler_innen im Karrierestreben häufig nur in singulären und sehr eng definierten Themenfeldern forschen. "Wir drohen die Generalisten zu verlieren, die einen Überblick über die gesamte Disziplin haben", so Beckmann, der von 2005 bis 2009 als 1. Vorsitzender der asp amtierte.
Sportwissenschaftliche Forschung sollte an Bedarf der Praxis orientiert sein
Ein zweiter Kritikpunkt sei, dass zu wenig praxisorientiert geforscht werde. "Die Sportpsychologie ist eine immer wichtiger werdende Partnerin des Leistungssportes", sagt Beckmann. So sind beispielsweise im Fußball viele Stellen für Sportpsycholog_innen an Nachwuchsleistungszentren entstanden. Diese werden vom DFB inzwischen sogar als unverzichtbarer Bestandteil vorgegeben. "Daher müssen wir uns auch an den Bedürfnissen orientieren, die durch Trainer, Athleten und Verbände verbalisiert werden", forderte der habilitierte Psychologe. Er verwies ferner auf die zunehmende Bedeutung einer klinischen Sportpsychologie und mahnte an, auch die Sportpsychologie im Setting Schulsport nicht zu vernachlässigen. "Denn im Schulsport werden Grundsteine für die Motivation zu einem lebenslangen Spaß an der Bewegung gelegt."
Die asp vertritt die Interessen der Sportpsychologie im universitären und außeruniversitären Bereich. Die Organisation hat rund 450 Mitglieder_innen. Ziel der Gesellschaft ist die Förderung und Weiterentwicklung in Forschung, Lehre sowie in den Anwendungsfeldern des Leistungs-, Breiten- und Gesundheitssports.
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Informationen zur Arbeitsgemeinschaft für Sportpsychologie (asp)
Kontakt
Prof. Dr. Jürgen Beckmann
Lehrstuhl für Sportpsychologie
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24541
E-Mail: info.sportpsychologie(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: privat