Sechs Goldmedaillen und drei Silbermedaillen - das ist die Bilanz der deutschen Athlet_innen bei der Nordischen Skiweltmeisterschaft in Seefeld Anfang März. Einen Anteil an diesen Erfolgen hat die Professur für Biomechanik im Sport der Technischen Universität München (TUM). Das Team von Prof. Dr. Ansgar Schwirtz führt verschiedene Forschungsprojekte für den Deutschen Skiverband (DSV) durch. Prof. Schwirtz, der auch Präsident der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) ist, leitet zudem die wissenschaftliche Komission der Skispringer_innen sowie der Nordischen Kombinierer im DSV.
"Die wissenschaftliche Unterstützung hat für uns eine zentrale Bedeutung. Im Skispringen sind viele Trainingsbereiche ausgereizt. Um weitere Verbesserungen zu erzielen, haben daher Aspekte wie die biomechanische Analyse oder die Materialtechnik eine immer größere Bedeutung. Wir sind sehr froh, mit Professor Schwirtz hier einen Experten mit einem großen Netzwerk und Wissen zu haben, der uns unterstützt", sagt Horst Hüttel, der Sportdirektor Nordisch des DSV.
"Als Sportwissenschaftler wollen wir unsere Athletinnen und Athleten immer bestmöglich unterstützen. Es freut mich, wenn wir mit unserer Expertise unseren Beitrag zu Spitzenleistungen einbringen können und einer von mehreren Bausteinen für den Erfolg sind", erklärt Schwirtz.
Skispringen: "Formel 1 des Winters"
Skispringen wird mitunter als "Formel 1 des Winters" bezeichnet. Die Sportart beinhaltet große Herausforderungen sowohl für die Technik der Sportler_innen als auch des Materials. Um beides zu optimieren, trifft sich die wissenschaftliche Kommission für die Sportarten Skispringen und Nordische Kombination drei bis vier Mal pro Jahr. Mit dabei sind die Bundestrainer sowie Vertreter_innen des Instituts für Angewandte Trainingswissenschaft (IAT), des Instituts für Forschung und Entwicklung von Sportgeräten (FES) aus Berlin sowie der TUM.
Kann der Helm verbessert werden? Muss das Bindungssystem weiterentwickelt werden? Sind die Deutschen im Anlauf langsamer als die internationalen Konkurrent_innen? Die Wissenschaftler_innen identifizieren, welche Probleme bestehen und wie Lösungen erarbeitet werden können. "Bei diesen Treffen wird diskutiert, welcher Bedarf für wissenschaftliche Forschung besteht und was wie umgesetzt werden kann. Zudem bringen wir unsere Expertise im Bereich der Interpretation von Daten und der Einschätzung der Messgenauigkeit ein", erläutert Schwirtz.
Konkrete Empfehlungen für Athlet_innen
Zuletzt erforschte die Professur für Biomechanik im Sport gemeinsam mit dem Lehrstuhl für Flugsystemdynamik der TUM, welche Anstellwinkel der Ski die größtmögliche Weite garantieren. Dafür wurden die Ski mit Inertialsensoren (IMU) präpariert "Für uns bieten die Analysen eine Möglichkeit, sehr individuell auf die jeweiligen Springer einzugehen und mit ihnen zu arbeiten. Zum Beispiel konnten wir bei Markus Eisenbichler zwei, drei Sachen identifizieren und verändern, die ihm sehr geholfen haben", analysiert Hüttel. Bei der Weltmeisterschaft in Seefeld gewann der Siegsdorfer dann die Goldmedaille von der Großschanze sowie Gold mit der Mannschaft und dem Mixed-Team. "Die Forschungen haben sicher einen großen Anteil für den Erfolg", so Hüttel.
Aktuell fokussieren sich die Wissenschaftler_innen auf die Landung. "Die Tendenz beim Skispringen ist, dass die Sportart spektakulärer gemacht wird, indem die Sprünge immer weiter gehen. Das bedeutet dann zunächst für das Material extreme Anforderungen - aber noch mehr für die Sportlerinnen und Sportler. Zuletzt gab es hier leider zahlreiche Verletzungen", erklärt Schwirtz. Deswegen analysiert sein Team nun, wie sich Belastungen reduzieren lassen und welche Techniken für die Sportler_innen am schonendsten sind. Denn, um Spitzenleistungen zu vollbringen, müssen Spitzenahtlet_innen bei Weltmeisterschaften vor allem eines sein: gesund.
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Kontakt
Prof. Dr. Ansgar Schwirtz
Professur für Biomechanik im Sport
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80992 München
Telefon: 089 289 24581
E-Mail: Biomechanik.sp(at)tum.de
Text: Dr. Fabian Kautz
Fotos: Professur für Biomechanik im Sport