Frühere Studien hatten gezeigt, dass ein höherer BMI sowie Typ-2-Diabetes mit geringeren Chancen auf dem Arbeitsmarkt, einer geringeren Produktivität sowie höheren Fehlzeiten am Arbeitsplatz zusammenhängen. Im Rahmen dieses Forschungsprojektes sollte daher der Kausaleffekt zwischen BMI und Typ-2-Diabetes auf das Haushaltseinkommen sowie regionale materielle und soziale Benachteiligung untersucht werden.
Dabei wurde ein multivariabler Zwei-Stichproben-Ansatz mit Mendelscher Randomisierung verwendet. Die Mendelsche Randomisierung ist eine Methode der Epidemiologie und Biostatistik für nicht-experimentelle Studien zur Bestimmung des Einflusses veränderlicher Risikofaktoren auf Krankheiten unter Verwendung der Variation von Genen bekannter Funktion.
„Zu diesem Forschungskomplex gab es zwar bereits verschiedenste vorherige Studien, wir sind jedoch eine der ersten Einrichtungen, die anhand der Mendelschen Randomisierung einen kausalen Effekt bestimmen kann“, macht Prof. Laxy deutlich. „Hier wurde also eine ‚State of the Art‘-Methode angewandt!“
Als instrumentelle Variablen wurden überlappende genomweit signifikante Einzelnukleotid-Polymorphismen für BMI und Typ-2-Diabetes verwendet. Der kausale Zusammenhang wurde anschließend anhand von Daten aus der UK Biobank bewertet. Die UK Biobank ist eine britische Langzeitstudie, in der Beiträge zu genetischer Veranlagung und Umweltexposition zur Entwicklung von Krankheiten untersucht werden.
Das Forscherteam um Erstautorin Sara Pedron, wissenschaftliche Mitarbeiterin an der Professur für Public Health und Prävention, konnte herausfinden, dass ein höherer BMI mit einem niedrigeren Haushaltseinkommen sowie einer höheren regionalen Benachteiligung zusammenhängt. Typ-2-Diabetes hatte jedoch keinen Effekt auf den sozioökonomischen Status.
„Die Ergebnisse für den Body Mass Index sind tatsächlich sehr robust und interessant, weshalb sie vor allem in der klinischen Praxis bereits viel diskutiert werden“, erklärt. Pedron. „Die Ergebnisse für Typ-2-Diabetes sind jedoch mit Vorsicht zu genießen. Wir hatten erwartet, auch bei Typ-2-Diabetes einen Effekt zu sehen, da wir diesen davor bei anderen Reviews auch erkennen konnten. Dies kann jedoch methodische Gründe haben. Die genetischen Instrumente, die wir benutzt haben, haben für Typ-2-Diabetes eine geringe Erklärungskraft, weshalb wir dieses Ergebnis in den nächsten Studien nun prüfen werden.“