
Education Outside the Classroom / Draußenunterricht
Die Bedeutung gesundheitsrelevanter physischer und psychischer Wirkmechanismen im Draußenunterricht
Auf einen Blick
Bewegungsmangel und psychische Auffälligkeiten bleiben im Kindes- und Jugendalter in Deutschland seit Jahren konstant hoch. Die Schule stellt dabei einen zentralen Lebensraum dar, der – geprägt von geringer körperlicher Aktivität und hohen psychosozialen Anforderungen – als bedeutender Stressfaktor wirkt. Auch Lehrkräfte sind im Schulalltag häufig physischen und psychischen Belastungen ausgesetzt, die unter anderem durch hohen Lärmpegel, emotionale Anforderungen und einem Mangel an körperlicher Bewegung zur Entstehung von Stress beitragen können. Vor diesem Hintergrund rückt der Draußenunterricht – als lehrplankonformer, regelmäßiger Unterricht außerhalb des Klassenzimmers – zunehmend in den Fokus, da er einen positiven Einfluss auf die beschriebenen Phänomene zu haben scheint. In diesem Projekt untersucht unser Team die Effekte von regelmäßigem Draußenunterricht in natürlichen oder naturnahen Umgebungen u.A. auf die kognitive Leistungsfähigkeit und das psychische Wohlbefinden von Schülerinnen und Schülern, sowie das Stresslevel und das Aktivitätsverhalten der Lehrkräfte. Dieses Projekt ist Teil eines Verbundprojekts gemeinsam mit dem Lehrstuhl Urbane Produktive Ökosysteme, der Universität Würzburg und der SDW Bayern und soll im Zusammenspiel mit den Erkenntnissen aus den anderen Teilvorhaben zu einem entscheidenden Erkenntnisgewinn hinsichtlich der Evaluierung und Konzeptionierung des Draußenunterrichts in Deutschland beitragen.
Das Verbundprojekt
Das Verbundprojekt wird über eine Laufzeit von drei Jahren bis September 2027 mit insgesamt über 1 Mio. Euro vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft gefördert. Es setzt sich aus vier Teilprojekten mit je spezifischen Schwerpunkten zusammen, für die jeweils ein Projektpartner verantwortlich ist:
- Teilvorhaben 1: Die Bedeutung gesundheitsrelevanter physischer und psychischer Wirkmechanismen im Unterricht in Naturräumen (Technische Universität München, Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik)
- Teilvorhaben 2: Evaluation des Draußenunterrichts in urbanen und ländlichen Naturräumen bezüglich der Ziele der BNE, der Waldökologie, sowie des Umweltbewusstseins und Klimawissens (Technische Universität München, Professur für Urbane Produktive Ökosysteme)
- Teilvorhaben 3: Eine Lernraumanalyse im Kontext des Lernens, Lehrens und der sozialen Interaktion (Julius-Maximilians-Universität Würzburg, Lehrstuhl für Pädagogik bei Lernbeeinträchtigungen)
- Teilvorhaben 4: Entwicklung / Erprobung eines curricularen Rahmenunterrichtskonzepts im Draußenunterricht mit dem Fokus auf Kompetenzerwerb und globalem Denken gemäß BNE (Schutzgemeinschaft Deutscher Wald, Landesverband Bayern e.V.)
Das Teilprojekt (TUM, Sport- und Gesundheitsdidaktik)
Studien aus verschiedenen wissenschaftlichen Fachrichtungen deuten darauf hin, dass ein Mindestmaß an körperlicher Aktivität, der Aufenthalt in der Natur bzw. die Kombination beider Bedingungen sowohl positive Veränderungen des physischen und psychischen Wohlbefindens als auch der kognitiven Leistungsfähigkeit von Kindern und Jugendlichen herbeiführen kann. Das Konzept des Draußenunterrichts (international: „Education Outside the Classroom“) scheint hierbei eine ideale Intervention zu sein, da alle Kinder und Jugendlichen in der Schule erreicht werden können. Die Befunde zum Nutzen eines regelmäßigen, lehrplankonformen Unterrichts an natürlichen oder naturnahen Orten außerhalb des Schulgebäudes sind vielfältig. In wissenschaftlichen Studien konnten bereits positive Veränderungen auf das Aktivitätsverhalten, der Aufmerksamkeit, dem Wohlbefinden, der sozialen Interaktion und stress-bezogenen Parametern von im Freien unterrichteten Kindern festgestellt werden. Im Rahmen des aktuellen Vorhabens soll inhaltlich daran angeknüpft werden und in Deutschland erstmals großflächig entsprechende Daten erhoben werden.
Im Zentrum steht die Untersuchung der Auswirkungen von Draußenunterricht auf das mentale Wohlbefinden, die gesundheitliche Lebensqualität sowie kognitive Funktionen von Schülerinnen und Schülern. Ergänzend wird erstmals systematisch beleuchtet, wie sich die Durchführung von Draußenunterricht auf die Gesundheit der Lehrkräfte auswirkt – ein bisher wissenschaftlich kaum beachteter Aspekt. Untersucht werden unter anderem das akute Stresserleben, das subjektive Wohlbefinden sowie die arbeitsbezogene Lebensqualität. So soll auch für diese zentrale Berufsgruppe das Potenzial von Natur- und Bewegungsräumen im schulischen Kontext sichtbar gemacht werden.
Die gewonnenen Daten sollen zudem mit den Erkenntnissen aus den anderen Teilvorhaben des Gesamtprojekts in Beziehung gesetzt werden, um mögliche übergreifende Wirkmechanismen und Synergien sichtbar zu machen.
Austausch, Vernetzung Kontakt
Der Austausch mit Akteurinnen und Akteuren aus dem praktischen oder politischen Bildungswesen stellt einen wichtigen Teil unserer Arbeit dar. Gleichzeitig möchten wir die wissenschaftlichen Erkenntnisse unserer Arbeit in die Öffentlichkeit zurückspielen und freuen uns daher über Kontaktanfragen.
Bei Interesse an dem Verbundprojekt, unserem Teilvorhaben oder weiterführenden Fragen wenden Sie sich gerne an Theres Mühlberg, Anna Brandmeier oder Dr. Jan Ellinger. Gern können sie auch die speziell für das Projekt eingerichtete e-mail Adresse für ihre Fragen und Anregungen nutzen: draussenunterricht.sd(at)mh.tum.de.