41 Jahre nach ihrer Gründung kehrte die Deutsche Vereinigung für Sportwissenschaft (dvs) zwischen dem 13. und 15. September erstmals wieder nach München zurück. Im Rahmen des 23. Sportwissenschaftlichen Hochschultags an der Technischen Universität München (TUM) wurde Prof. Dr. Ansgar Schwirtz von den Mitgliedern der dvs zum neuen Präsidenten gewählt. Im Interview spricht der Dekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften über das Amt, die Wahl sowie seine Ziele als neuer dvs-Präsident.
Herr Dekan Prof. Schwirtz: Herzlichen Glückwunsch zur Wahl als dvs-Präsident. Was bedeutet dieses Amt?
"Ich denke, dass das Amt des dvs-Präsidenten eine große Chance darstellt - die ich mit vollem Enthusiasmus ergreifen möchte. Die dvs ist mit rund 1.000 Mitgliedern in Deutschland die Vertretung der Sportwissenschaftlerinnen und Sportwissenschaftler schlechthin. Der Präsident der Vereinigung ist das Sprachrohr der deutschen Sportwissenschaft und hat beispielsweise die Möglichkeit, die Ausdifferenzierung des Leistungssports zu beeinflussen oder im Bereich der Bedeutung und Gestaltung des Schulsports positive Akzente zu setzen."
Ergeben sich für unsere Fakultät Synergien?
"Davon bin ich fest überzeugt. Unser Ziel als Fakultät war und ist, dass wir deutschlandweit und auch international eine bedeutende sportwissenschaftliche Einrichtung sein wollen. Durch das Amt des Präsidenten und die Mitarbeit im Präsidium können wir noch mehr Wirkung erzielen und die Leuchtkraft der TUM im Bereich der Sportwissenschaft erhöhen. Ich hoffe außerdem, für alle Kolleginnen und Kollegen im Haus ein positiver Multiplikator in ihren Sektionen, Kommissionen und der Sportwissenschaft allgemein sein zu können."
Welche Ziele werden Sie als dvs-Präsident konkret verfolgen?
"Ich möchte die Sportwissenschaft weiter etablieren, werde die Disziplin an Universitäten vertreten und möchte die Zusammenarbeit zwischen der Sport- und der Gesundheitswissenschaft weiter fördern. Denn beide Disziplinen ergänzen sich in verschiedenen Aspekten. Von interdisziplinären Kooperationen profitieren beide.
Wichtig ist mir zudem die Entwicklung des Schulsports. Die Ganztagesschulen beinhalten hier eine große Chance. Ich werde mich dafür einsetzen, dass der Schulsport auch weiterhin von qualifizierten Lehrkräften durchgeführt wird und nicht in großem Stil auf ehrenamtliche Übungsleiter übertragen wird. Und selbstverständlich ist die Unterstützung und Weiterentwicklung des Leistungssports eines der ganz großen Themen für mich."
Was werden Sie hier auf Ihre Agenda setzen?
"Ein ganz wichtiges Anliegen ist mir, dem Spitzensport wieder zu einer positiveren öffentlichen Aufmerksamkeit zu verhelfen. Die vielen negativen Schlagzeilen der vergangenen Zeit haben ihn doch immer wieder in die Kritik gebracht. Denken wir beispielsweise an die kontinuierlichen Dopingdiskussionen oder an die aktuellen Debatten zu den Transfersummen im Fußball."
Wie kam es zu der Entscheidung, für das Amt des Präsidenten zu kandidieren?
"Ich wurde vom amtierenden dvs-Präsidium bereits im Vorfeld des Hochschultages angesprochen, ob ich mir vorstellen könnte, dieses Amt zu übernehmen. Ich denke, dass allein diese Tatsache, dass unsere Fakultät hierfür gefragt wird, eine große Wertschätzung bedeutet. Ich habe mich dann zunächst selbst intensiv damit auseinandergesetzt und bin zum seinerzeit amtierenden Präsidenten Professor Hottenrott nach Halle gefahren. Dort habe ich auch die Geschäftsführerinnen Anja Kunick und Jennifer Franz getroffen und mich mit beiden ausführlich ausgetauscht.
Ich wollte vor Ort abklären, welcher Mehraufwand mich erwartet, da das Dekans-Amt ja bereits eine ganze Reihe von Verpflichtungen und Terminen mit sich bringt. Insgesamt überwiegen aus meiner Sicht die Chancen, die dieses wichtige Amt mit sich bringt. Zudem habe ich bei der dvs ein tolles Team, das mich unterstützen wird."
Wie wird das konkret aussehen?
"Nun, zunächst hat mir bei unserem Treffen in Halle Professor Hottenrott zugesagt, in einem neu-geschaffenen Amt als ,Past-Präsident' zu agieren und weiterhin auch Termine wahrzunehmen. Als Zweites kehrt Frau Franz nach ihrer Elternzeit wieder in das Amt der Geschäftsführerin zurück, sodass ich auf eine zusätzliche, bewährte und mit der Materie sehr vertraute Kraft zurückgreifen kann.
Ich freue mich zudem auf die Zusammenarbeit mit den Vizepräsidenten Professor Balz (Bildung), Professor Vogt (Vizepräsident Bewegung & Gesundheit) und Professorin Demetriou (Nachwuchsförderung). Außerdem konnte ich Herrn Borkenhagen dafür gewinnen, im Vorstand mitzuarbeiten."
Sie meinen Frederik Borkenhagen, der von 1991 bis 2010 dvs-Geschäftsführer war?
"Exakt. Er verfügt über einen enormen Erfahrungsschatz. Ich bin sehr froh, dass er künftig den Posten des Vizepräsidents für Finanzen übernehmen wird. Insgesamt haben mir die Kollegen im Vorstand und der Geschäftsführung der dvs die Zuversicht gegeben, dass der Mehraufwand leistbar ist - und die darin bestehenden Chancen für unsere Fakultät überwiegen."
Haben Sie im Vorfeld zu Ihrer Entscheidungsfindung noch weitere Gespräche geführt?
"Ja, natürlich. Besonders wichtig war für mich die Rücksprache mit dem TUM-Präsidenten Prof. Dr. Herrmann. Ihn habe ich ganz konkret gefragt, ob es im Interesse der TUM sei, dass ich dieses Amt bekleide. Dies hat er ausdrücklich bejaht und mich in meiner Entscheidung bekräftigt."
Was werden nun die nächsten Termine sein?
"Zunächst wird es im November ein Treffen mit dem Organisationskomitee des nächsten Sportwissenschaftlichen Hochschultages 2019 in Berlin geben, bei dem wir sozusagen den Staffelstab für diesen Kongress von der TUM an die Humboldt Universität weiterreichen. Außerdem wird es im November eine erste Sitzung des Vortandes in der Geschäftsstelle der dvs in Hamburg geben. Dort werden wir uns über unsere Ziele abstimmen. Und dann beginnen wir diese umzusetzen."
Weitere Informationen zur Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft
Kontakt:
Prof. Dr. Ansgar Schwirtz
Dekan der Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften
Uptown München, Campus D
Georg-Brauchle Ring 60/62
80992 München
Telefon: 089 289 24600
E-Mail: birgit.gaal(at)tum.de
Interview: Fabian Kautz
Fotos: TUM/Astrid Eckert