"Fußball als Strategie zur Gesundheitsförderung“ – zu diesem Thema hat der Lehrstuhl für Epidemiologie Ergebnisse eines systematischen Reviews zu Fußball-Interventionsstudien im Deutschen Ärzteblatt veröffentlicht. Die medizinische Fachzeitschrift ist das offizielle Organ der Bundesärztekammer sowie der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und hat einen Impact Factor von 4,469.
Im Rahmen des Reviews befassten sich Marian Eberl, Luana F. Tanaka und Ordinaria Prof. Dr. Stefanie J. Klug sowie Prof. Dr. Henning Adamek vom Klinikum Leverkusen mit randomisierten und nicht-randomisierten Interventionsstudien, in denen gesunde Probanden aller Altersgruppen ein kontrolliertes Fußballtraining absolvierten. Dabei wurden potenziell gesundheitspräventive Effekte im Hinblick auf Übergewicht, Bluthochdruck, Diabetes mellitus und kardiovaskuläre Erkrankungen untersucht.
„Neben der Analyse der Effekte war uns insbesondere wichtig, auch ein Quality Review durchzuführen und zu überprüfen, wie sehr die Ergebnisse dadurch verzerrt sein können, dass die etablierten methodischen Standards für Interventionsstudien nicht eingehalten werden“, erklärt Erstautor Marian Eberl. Ordinaria Prof. Klug ergänzt entsprechend: „Unser Ziel bzw. unsere Aufgabe als Lehrstuhl für Epidemiologie ist es, qualitativ hochwertige Studien zu publizieren und andere Forschungsergebnisse hinsichtlich ihrer Validität und Generalisierbarkeit zu bewerten, beispielsweise mit systematischen Literaturreviews oder Meta-Analysen.“
17 Studien aus 32 Publikationen
Die systematische Literaturrecherche in Datenbanken ergab 9.048 Suchergebnisse, dazu weitere vier Treffer aus Literaturverzeichnissen und sonstigen Quellen. Am Ende konnten insgesamt 17 Studien (14 randomisierte kontrollierte Studien und drei nicht-randomisierte Interventionsstudien) aus 32 Publikationen in die qualitative Datenauswertung eingeschlossen werden.
„Wir haben relativ viele Veröffentlichungen gefunden, aber diese 32 haben am Ende das Kriterium erfüllt, dass mindestens zwei Fußballtrainingseinheiten pro Woche absolviert wurden, dass sich die Probanden mindestens 60 Minuten pro Woche bewegt haben und dass es eine Kontrollgruppe gab“, erklärt Marian Eberl die Auswahl.
Es konnte festgestellt werden, dass die 17 eingeschlossenen Interventionsstudien hinsichtlich der Wirkung auf die Gesundheit lediglich einen geringen Kurzzeiteffekt von Fußballspielen auf das Körpergewicht und die körperliche Fitness zeigen. „Hier wären längerfristige Studien mit einem langen Follow-up wünschenswert gewesen, um belastbare Evidenz für die Gesundheit der Allgemeinbevölkerung produzieren zu können. Des Weiteren wurden Störfaktoren wenig bis gar nicht berücksichtigt“, so Prof. Klug.
Die Qualität der analysierten Studien war zudem erheblich beeinträchtigt durch kleine Fallzahlen, kurze Beobachtungszeiten und die Anfälligkeit für systematische Verzerrungen (Bias). Obwohl der langfristige Effekt von Bewegung im Rahmen regelmäßigen Fußballspielens auf die Gesundheit naheliegend ist, konnte ein wissenschaftlicher Nachweis anhand aktueller Studienergebnisse nicht erbracht werden. „Letztendlich haben die einbezogenen Interventionsstudien nur kurzfristige Effekte analysiert. Die Studien waren außerdem generell zu klein und die Forschungsperspektive deutlich zu kurz“, fasst Marian Eberl zusammen.
Zum Artikel im Deutschen Ärzteblatt
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Kontakt:
Marian Eberl
Lehrstuhl für Epidemiologie
Georg-Brauchle-Ring 56
80992 München
Telefon: 089 289 24958
E-Mail: Marian.Eberl(at)tum.de
Text: Romy Schwaiger
Fotos: Pixabay/Lehrstuhl für Epidemiologie