Kinder und Jugendliche bewegen sich zu wenig! – Was früher schon galt, wurde durch die technischen Entwicklungen wie Handys oder Spielekonsolen nur weiter verschärft. Doch auch die Lage in den Großstädten verschlechtert die Situation für die Heranwachsenden zusehends: Bevölkerungswachstum, Urbanisierung und die Verdichtung der Wohngebiete sind nur drei Indikatoren der Problematik.
Die Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik, in Kooperation mit dem Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege, untersucht mit dem Projekt „WALKI-MUC“ die Förderung von Bewegungsangeboten und der „Walkability“, der Bewegungsfreundlichkeit für Kinder und Jugendliche in München: „Das WALKI-MUC-Projekt hat gezeigt, wie viel Innovation und Potenzial in der Zusammenarbeit zwischen der Wissenschaft und den städtischen Einrichtungen steckt. Von den beteiligten Universitäten (TUM und Hochschule München) über die Bildungslokale und Jugendeinrichtungen bis hin zu den Schulen haben alle Projektpartner_innen dafür gesorgt, dass Kinder und Jugendliche ihren Stadtteil unter dem Aspekt der Bewegungsfreundlichkeit selbst erforschen können“, erläutert Prof. Dr. Filip Mess, Leiter der Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik.
Aus diesem Grund trafen sich am heutigen Montag, 12. Juni 2023, Prof. Mess sowie die wissenschaftlichen Mitarbeiter Daniel Scheller und Dr. Joachim Bachner mit Vertretern des Ministeriums am repräsentativen Hotspot „Affenspielplatz“ im Münchner Westend zum Austausch und der Begehung der Außenspielfläche. Anschließend gab es im „Kleinen Saal“ im EineWeltHaus noch eine Diskussion mit den Bildungslokalmanager_innen aus dem Fachbereich Bildung im Quartier (Referat für Bildung und Sport der Landeshauptstadt München) zum Thema „bewegungsfreundliches München“.
Der Bayerische Gesundheitsminister Klaus Holetschek betont: „Bewegung und Sport sind enorm wichtig für eine gesunde Entwicklung und hohe Lebensqualität im Kindes- und Jugendalter. Im Rahmen der Initiative Gesund.Leben.Bayern. unterstützen wir innovative Projekte wie ‚WALKI-MUC‘ oder ‚KIJANI‘, um die Bewegung und damit die Gesundheit von Kindern und Jugendlichen zu fördern. Es ist klasse, dass beim ‚WALKI-MUC-Projekt‘ die Kinder und Jugendlichen bewegungsfreundliche Orte wie Spielplätze oder grüne Freiflächen selber entdecken und diese aktiv mitgestalten können. Die Erkenntnisse des Projekts, das vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege gefördert wird, können die Bewegungsfreundlichkeit für Kinder und Jugendliche nicht nur in den Stadtvierteln in München, sondern auch in ganz Bayern nachhaltig verbessern.“
Mit dem Projekt soll mittels verschiedener Maßnahmen die Walkability von ausgewählten Stadtvierteln in der Landeshauptstadt München (Giesing, Bogenhausen, Riem, Berg am Laim, Schwanthaler Höhe oder Neuabing/Westkreuz) erstmalig aus der subjektiven Wahrnehmung von den in den Stadtvierteln wohnenden Kindern und Jugendlichen systematisch erfasst, beschrieben und bewertet werden.
Dadurch soll es einer großen Anzahl von Kindern und Jugendlichen, vor allem in den ausgewählten Stadtvierteln, erleichtert werden, ihr Wohnumfeld zu erkunden und verschiedene Orte für Bewegung stärker wahrzunehmen und dann auch aktiv zu nutzen. Somit sollen gesundheitsförderliche Verhaltensweisen, wie die Erhöhung der körperlichen Aktivität bei Kindern und Jugendlichen aufgebaut, erweitert und dauerhaft etabliert werden und der Aufbau von gesunden Lebensstilen unterstützt werden.
„Ursprünglich war das WALKI-MUC-Projekt als Bewertung der Fußgängerfreundlichkeit in München aus der Perspektive von Kindern und Jugendlichen gedacht. Die Teilnehmenden haben durch die aktive Auseinandersetzung mit ihrer näheren Wohnumgebung jedoch darüber hinaus neue Perspektiven auf ihr Stadtviertel eröffnet. Die Fotospaziergänge haben bei vielen ein Gefühl von Ortsverbundenheit und Zugehörigkeit ausgelöst, was langfristig zur Förderung der Gesundheit und des Wohlbefindens beitragen kann“, resümiert Projektleiter Daniel Scheller.
Dazu nahmen 93 Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren aus sechs verschiedenen Stadtvierteln an Fotospaziergängen, Interviews zu Fuß und Kartierungsübungen teil, um die Wahrnehmung von bewegungsfreundlichen Orten zu erfassen. Knapp hundert Bewegungsorte wurden dabei von den Kindern identifiziert – Spielplätze und insbesondere Außenspielflächen mit fest installierten Geräten, die vielseitig für Sport und Bewegung genutzt werden können, erfreuten sich großer Beliebtheit.
Dr. Joachim Bachner, ebenfalls Projektleiter, stellt die Wichtigkeit des Vorhabens auch für zukünftige Projekte heraus: „In WALKI-MUC haben wir es geschafft, den Münchner Kindern und Jugendlichen eine echte Plattform zu bieten, auf der sie sich frei über ihr Stadtviertel äußern konnten. Meiner Meinung nach hat das Projekt Modellcharakter für gelebte Teilhabe von Kindern und Jugendlichen im urbanen Raum.“
Die Erkenntnisse aus „WALKI-MUC“ wie die dargestellten Orte für Bewegungsmöglichkeiten und -angebote für Kinder und Jugendliche im öffentlichen Raum sollen mit der im Projekt "Virtual Health - KIJANI"" interdisziplinär entwickelten App (Lehrstuhl für Präventive Pädiatrie, Fakultät für Sport- und Gesundheitswissenschaften sowie Digital Health Group, Fakultät für Informatik) verknüpft werden, sodass die Gamifikationsinhalte (Übertragung von Spiel-Elementen auf einen Nicht-Spiel-Kontext) der App an sinntragenden Orten zum Einsatz kommen. Mit den Projektvorhaben soll ein wesentlicher Beitrag für die Forschung und Praxis im Bereich der Schnittstelle zwischen Gesundheitsförderung und Stadtentwicklung geleistet werden.
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Kontakt:
Prof. Dr. Filip Mess
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24520
E-Mail: filip.mess(at)tum.de
Daniel Scheller
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24796
E-Mail: daniel.scheller(at)tum.de
Dr. Joachim Bachner
Professur für Sport- und Gesundheitsdidaktik
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24514
E-Mail: joachim.bachner(at)tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Bayerisches Staatsministerium für Gesundheit und Pflege/stmgp/privat