Das Studium gilt gemeinhin als eine lehrreiche, aber auch freie Lebensphase. Oft beginnt es mit dem Auszug aus dem Elternhaus – hinein in ein neues Leben. Diese Zeit ist geprägt von neuen Freundschaften, ersten Berufserfahrungen und zahlreichen persönlichen Entwicklungen. Doch das Studium bringt auch spezifische Herausforderungen mit sich. Der Druck kann vielfältig sein: Prüfungsstress, hohe Leistungsanforderungen, Mehrbelastungen durch Nebenjobs sowie finanzielle Sorgen und Zukunftsängste. All diese Faktoren können die Gesundheit der angehenden Akademikerinnen und Akademiker erheblich beeinflussen.
Universitäten nehmen daher eine zentrale Rolle in der Gesundheitsförderung und Prävention in den Lebenswelten der Studierenden ein. Ein etabliertes Beispiel für Programme, die Studentinnen und Studenten in Anspruch nehmen können, ist der BARMER Campus-Coach, der unter anderem auch an der Technischen Universität München im Rahmen des Programms TUM4Mind angeboten wird. Die Professur für Health Literacy, unter der Leitung von Prof. Dr. Orkan Okan, evaluiert das Campus-Coach-Projekt. Das Vorhaben wird von der Barmer Gesundheitskasse mit einer Summe von rund 250.000 Euro gefördert.
„Studierendengesundheit war zwar schon immer ein wichtiges Thema, die Berücksichtigung in wissenschaftlicher Forschung und durch gesellschaftliche Zuwendung haben allerdings gerade erst begonnen. Die psychische Gesundheit der Studierenden wurde insbesondere in den letzten Jahren negativ beeinflusst und sie haben zahlreiche belastende Lebensereignisse erleben und verarbeiten müssen. Da ist es wichtig, dass im universitären Kosmos Maßnahmen der Gesundheitsförderung und Prävention anzubieten, um die Studierenden gesund und erfolgreich durch das Studium zu bringen“, erläutert Prof. Okan.
Der BARMER Campus-Coach unterstützt die physische und psychische Gesundheit von Studierenden durch eine App-basierte Nutzung, kostenlose Achtsamkeitsangebote und praxisnahe digitale Inhalte. Ergänzend fördern Workshops, Vorträge und Erlebnistage nachhaltige gesundheitsfördernde Strukturen an Hochschulen. Die beiden wissenschaftlichen Mitarbeiterinnen Dr. Denise Renninger und Lisa Stauch erklären: „Das Programm umfasst Online-Lernformate, die Themen wie Bewegung, Ernährung, zwischenmenschliche Beziehungen und Prüfungsstress behandeln. Ziel der Evaluation ist es, sowohl die Auswirkungen auf die Studierenden als auch die Umsetzung an den Hochschulen zu untersuchen und dazu beizutragen, nötige Bedarfe offenzulegen und das Programm weiterzuentwickeln.“ Letztlich sollen die Studierenden Hilfe im Studienalltag erhalten, Tools an die Hand bekommen, um resilienter gegen psychische Belastungen zu sein.
Die Evaluierung des Programms besteht dabei aus zwei Abschnitten: einer Effektevaluation und einer Prozessevaluation. In der Effektevaluation werden anhand einer Onlinebefragung die Auswirkungen auf die Gesundheit der Studierenden über einen Zeitraum von zehn Monaten untersucht. Dabei liegt der Fokus besonders auf dem mentalen Wohlbefinden. „Wir führen die Erhebung zu zwei Zeitpunkten durch, um Veränderungen der psychischen Gesundheit sowie der mentalen und allgemeinen Gesundheitskompetenz zu messen“, erklärt Dr. Renninger.
Ein zentrales Anliegen des Projekts ist es, die Wirksamkeit des Programms zu belegen. „Oft fehlen bei vielen Gesundheitsprojekten die nötigen Daten. Unsere Evaluation soll sicherstellen, dass der Campus-Coach positive Effekte hat und aufzeigen, an welchen Stellen noch Verbesserungspotentiale bestehen“, erklärt Stauch.
Die Prozessevaluation hingegen beschäftigt sich mit der retrospektiven Befragung von Studierenden, die das Programm bereits genutzt haben, sowie von Mitarbeitenden an teilnehmenden Hochschulen. „Wir wollen wissen, welche Formate besonders gut ankommen und welche Angebote die Studierenden als hilfreich empfinden“, erläutert Lisa Stauch. „Dabei versuchen wir zu erkennen, welche Aktivitäten am häufigsten genutzt werden – seien es die Online-Angebote wie Podcasts oder die persönlichen Veranstaltungen vor Ort. Auf Seiten der Hochschulen versuchen wir herauszufinden, was das Projekt strukturell verändern kann, beispielsweise in der Kommunikation mit den Studierenden.“
Letztlich soll das Evaluationsprojekt dafür Sorge tragen, dass es den Bedürfnissen der Studierenden gerecht wird. Denise Renninger formuliert abschließend: „Die Evaluation soll helfen, Ressourcen gezielt dort zu investieren, wo sie am meisten gebraucht werden.“
Zur Homepage der Professur für Health Literacy
Zur Homepage des Projekts Barmer Campus-Coach
Kontakt:
Prof. Dr. Orkan Okan
Professur für Health Literacy
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24986
E-Mail: Orkan.Okan(at)tum.de / info.healthliteracy(at)tum.de
Dr. Denise Renninger
Professur für Health Literacy
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24 686
E-Mail: denise.renninger[at]tum.de
Lisa Stauch
Professur für Health Literacy
Georg-Brauchle-Ring 60/62
80992 München
Tel.: 089 289 24660
E-Mail: lisa.stauch[at]tum.de
Text: Bastian Daneyko
Fotos: Privat